Frankfurt ist eine Stadt der kurzen Wege. Ideal für den Fußverkehr. Schade, dass eine wichtige Fußverbindung – die Camberger Brücke zwischen den Stadtteilen Gallus und Gutleutviertel – nun auf zwei Jahre gesperrt werden soll. Für die betroffenen Anwohner*innen ist dies fatal.

Die Camberger Brücke ist für die Anrainer*innen der benachbarten Gutleutstraße der mit Abstand direkteste Weg zur Galluswarte, wo es – anders als an der Gutleutstraße – Versorgungsmöglichkeiten sowie Tram- und S-Bahnanschluss gibt. Sollte die Camberger Brücke wegfallen, so läge die Galluswarte volle drei Kilometer weit entfernt. Darüber hinaus stellt die Camberger Brücke eine bedeutende Verbindung für Fußgänger und Radfahrer Richtung Uniklinik und Niederrad dar.

Die Sperrung der Camberger Brücke für zwei Jahre ist ein Musterbeispiel, wie der Fußverkehr benachteiligt wird. So hat der Magistrat der Stadt Frankfurt festgestellt, dass sich der Autoverkehr auf der Umleitungsstrecke im Hafentunnel bereits entspannt und die Autofahrenden mittlerweile andere Wege finden. Mit einer Änderung von Ampelphasen wird die Stadt Frankfurt zudem noch den Verkehrsfluss verbessern. Erfreulich und sinnvoll für den Autoverkehr, aber für den Fußverkehr wird nichts getan.

Nach den Erfahrungen mit der Schwedlerbrücke klingen die Ankündigungen einer „nur 2 Jahre dauernden Sperrung“ eher bedrohlich. Die Schwedlerbrücke ist seit 10 Jahren nicht passierbar. Niemand kann garantieren, dass dies bei der Camberger Brücke nicht auch passiert. FUSS e.V. fordert daher, dass es eine langfristige Behelfslösung geben muss.

„Eine Behelfsbrücke muss her!“, sagt Markus Schmidt, Sprecher der AG Fußverkehr Rhein-Main von Fuss e.V.. „Behelfsbrücken mit einer Breite von 2-3 Metern sind zu mieten. Wenn dann noch schneller gebaut wird, kann man in Summe sogar Kosten sparen, insbesondere wenn die zusätzlichen Emissionen aufgrund der Umleitung des motorisierten Verkehrs monetarisiert würden. Unter oder neben der Behelfsbrücke könnten die Bauarbeiten stattfinden.“

Mittelfristig hält der Fuss e.V. in Frankfurt eine (Zusatz)Lösung wie den 240 Meter langen „Arnulfsteg“ in München, der das dortige Vorfeld des Kopfbahnhofes überquert, für vorbildlich.

Der Koalitionsvertrag der Römerkoalition enthält einige sinnvolle Vorhaben. Sowohl das Fußverkehrskonzept (Zeile 1832) als auch der Fußverkehrsbeauftragte (Zeile 1836) sind begrüßenswert. Nach 1,5 Jahren Regierungskoalition hätte man dies bereits in Angriff nehmen können. Wir fordern eine umgehende Umsetzung. Frankfurt muss mehr für den Fußverkehr tun und dauerhafte Wegebeziehungen sicherstellen sowie barrierefrei gestalten – nicht nur zwischen Gallus und Gutleutviertel, sondern überall in der Stadt.

Quellen:

Koalitionsvertrag 2021-2026

  • Zeile 1832: “Damit alle Fußgänger*innen barrierefrei, sicher und zügig am Verkehr teilnehmen können, wollen wir auf der Basis der Erfahrungen aus dem Projekt Nahmobilität Nordend und der Richtlinien zur barrierefreien Gestaltung von Fußwegen ein Fußverkehrskonzept für die Stadt Frankfurt entwickeln.”
  • Zeile 1836: „Wir schaffen analog zum Radfahrbüro eine Ansprech- und Kompetenzstelle für den Fußverkehr.”
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