Der polnische Schriftsteller Józef Ignacy Kraszewski lebte 20 Jahre lang in Dresden – von 1863 bis 1884. Anschaulich beschrieb er die Stadt, ihren Charakter und die hier lebenden Menschen. Die Ausstellung erläutert die Umstände seines Lebens in Dresden und gibt Einblicke in sein vielfältiges Schaffen, vom Drucker und Publizisten bis zum Reiseschriftsteller und Autor der bekannten Sachsen-Trilogie („Gräfin Cosel“, „Brühl“ und „Aus dem Siebenjährigen Krieg“). Die unruhigen Zeiten, in denen er lebte – die Teilungen Polens und der Widerstand dagegen, sein Exil und die politischen Umwälzungen in Sachsen und Europa –, prägten seine Arbeit und Biografie. In Dresden war J. I. Kraszewski äußerst produktiv und verfasste unzählige Romane. Auf ausgiebigen Reisen machte er sich ein Bild von der Welt und den Menschen. Eindrücklich schilderte er das Ost- und Westeuropa des 19. Jahrhunderts, wobei seine Betrachtungen über Alltagsbeobachtungen hinausgehen. Sein Blick von außen ist der eines aufmerksamen Beobachters. Die Ausstellung lädt zu einem Perspektivwechsel ein, Orte und Menschen mit einem anderen, neuen Blick zu betrachten. Anlass dazu bietet der 210. Geburtstag des Schriftstellers.

„Nichts vermag einen Menschen besser Geduld zu lehren als das Reisen mit der Eisenbahn. Der Zufall bestimmt die Reisegefährten, man muß sie ertragen oder sich gegen sie zur Wehr setzen, ohne einen Krieg zu riskieren, darf nicht zulassen, daß die eigene Gutmütigkeit mißbraucht wird, muß höflich sein, darf sich aber auch nicht an die Wand drücken lassen, mit einem Wort, es ist eine Lehre des Lebens. Man kann sicherlich viel bequemer reisen als in diesen mit den verschiedenartigsten Menschen vollgestopften Wagen, aber es gibt nichts Nützlicheres für die eigene Charakterbildung.“ J. I. Kraszewski, Reiseblätter 1858–1864

„Die Sachsen (…) putzen sich jeden Sonntag und Feiertag fein heraus, gehen mit ihren Gemahlinnen spazieren, trinken ein paar Krüge Bier oder Kaffee, doch zurück daheim, verstauen sie ihren Hut in einer Kiste und ziehen die Handschuhe aus, um wieder eine ganze Woche lang in aller Seelenruhe zu arbeiten. Es gibt nicht viele große Vermögen im ganzen Land, doch die Mehrheit genießt ein gutes Leben und ehrlichen Wohlstand.“ J. I. Kraszewski, Dresdner Abende, Lwów/Lwiw 1866

„Es gibt nichts Ruhigeres als Dresden, eine Stadt mit Landleben: voller Grün, Gärten, Alleen, Schatten, und überall Tausende von Kindern in den Armen ihrer Ammen, in Kinderwagen und -wägelchen, zu Fuß. Diese Kinderwagen, in denen oft zwei und drei von ihnen sitzen, gibt es an jeder Ecke, im Garten, wo nur ein wenig Schatten und Rasen zur Verfügung steht: im Großen Garten, im Zwinger, auf der Bürgerwiese, sogar die königlichen Terrassen sind voller Kinder.“ J. I. Kraszewski, Dresdner Abende, Lwów/Lwiw 1866

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