Im Corona-Sommer 2020 haben die Behörde für Kultur und Medien und das Literaturhaus Hamburg im Junius Verlag den Stadtführer „Raus! Nur raus! – Unterwegs zu Lieblingsorten der Hamburger Literatur“ herausgegeben. Die bisher mit dem Buchverkauf erzielten Erlöse von 18.000 Euro kommen nun den Hamburger Literaturschaffenden als Recherchestipendien zugute. Auf die erste Ausschreibung von drei Stipendien à 3.000 Euro haben sich 60 Autoren und Autorinnen sowie Comic-Zeichner und -Zeichnerinnen mit unterschiedlichen Recherchevorhaben beworben. Die Jury hat sich für die Roman- bzw. Comic-Projekte von Anselm Neft, Mia Raben und Xiju Tomorrow entschieden. Im Sommer 2023 werden drei weitere „Raus!-Nur-raus!“-Stipendien ausgeschrieben.

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Das große Interesse an den Recherchestipendien belegt, wie groß das Bedürfnis von Autoren und Autorinnen nach der Pandemie ist, sich in der Welt umzuschauen und den Horizont zu erweitern. Recherchieren kann man eben am besten, wenn man rauskommt und andere Menschen und Kulturen kennenlernt. Das Stipendium ermöglicht Hamburger Autoren und Autorinnen – ganz nach dem Motto des literarischen Stadtführers ‚Raus! Nur raus!‘ – genau das. Mit dem Erlös des Buches finanzieren wir Stipendien, mit denen Hamburger Autorinnen und Autoren zu Recherchen die Grenzen der Stadt verlassen können.“

Anselm Neft, geboren 1973 in Bonn, studierte Vergleichende Religionswissenschaft, Vor- und Frühgeschichte, Volkskunde sowie Philosophie. Seit 2016 lebt er als Autor und Publizist in Hamburg, wo er gemeinsam mit Nefeli Kavouras den Literaturpodcast „Laxbrunch“ betreibt. 2018 las er auf Einladung von Nora Gomringer bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt. 2019 erschien sein Roman „Die bessere Geschichte“ bei Rowohlt, und er erhielt die Sommerresidenz der Kulturbehörde im mare-Künstlerhaus. Im Frühjahr 2022 ist sein Roman „Späte Kinder“ ebenfalls bei Rowohlt erschienen. Mit dem „Raus! Nur raus!“-Stipendium möchte Anselm Neft nach Japan reisen, um Kōbe kennenzulernen, die Heimatstadt der Hauptfigur seines neuen Romans „Ein Nachruf auf Fukuro Hayashi“, und die moderne und klassische Kunst Japans zu studieren.

Mia Raben, geboren 1977 in Hamburg, studierte Politikwissenschaften und Europarecht, absolvierte ihren Master am Deutschen Literaturinstitut und arbeitete als freie Korrespondentin in Warschau. 2016 wurde sie zur Romanwerkstatt der Bayerischen Akademie des Schreibens im Literaturhaus München eingeladen. Das Albrecht-Lempp-Stipendium des Literarischen Colloquiums und des Polnischen Buchinstituts ermöglichte ihr einen Schreibaufenthalt in Krakau. 2022 erhielt sie das Stipendium des Künstlerdorfes Schöppingen. Mia Raben lebt als freie Journalistin in Hamburg. Das „Raus! Nur raus!“-Stipendium möchte Mia Raben nutzen, um in Łódź, der Geburtsstadt ihrer Mutter, für ihren Roman „Fallende Steine, die sich der Schwerkraft widersetzen“ zur polnischen Textilindustrie recherchieren.

Die Comic-Künstlerin Xiju Tomorrow, geboren 1988 in Tiel (Niederlande), ist freie Zeichnerin und hat an der HAW Illustration studiert. Ihre Arbeiten mischen Comic mit freier Zeichnung, Text und Bild, philosophische Auseinandersetzung mit Schaubild, weiten den Begriff der Erzählung und Zeichnung über das Blatt hinaus in den Raum hinein. Das „Raus! Nur raus!“-Stipendium wird Xiju Tomorrow in die USA führen, wo sie an drei Standorten der NASA für ihr Comic-Projekt „Frankenstine“ recherchieren möchte.

Informationen zur zweiten Ausschreibung der „Raus! Nur raus!“-Stipendien sind im Sommer 2023 über www.hamburg.de/bkm/literatur und www.literaturhaus-hamburg.de einzusehen.

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