In einem heute veröffentlichten Positionspapier legt das Bundesamt für Naturschutz (BfN) Handlungsempfehlungen für den vorsorgenden Schutz vor Hochwasser und Sturzfluten vor. Der Fokus liegt dabei auf naturverträglichen Maßnahmen, von denen der Hochwasserschutz, die biologische Vielfalt und der Natürliche Klimaschutz gleichermaßen profitieren.

BfN-Präsidentin Sabine Riewenherm: „Die verheerenden Hochwasser in den vergangenen Jahren haben uns erneut deutlich vor Augen geführt, dass Schutzmaßnahmen dringend ausgeweitet werden müssen. Zumal sich extreme Hochwasserereignisse und Sturzfluten ebenso wie Dürreperioden und Niedrigwasserphasen infolge des Klimawandels noch verschärfen werden. Unser Positionspapier skizziert, wie eine zukunftsgerechte naturbasierte Hochwasservorsorge gelingen kann.“

Die Folgen des Klimawandels und der Verlust biologischer Vielfalt sind zentrale Krisen unserer Zeit, die sich gegenseitig beeinflussen und häufig verstärken. Es gilt deshalb, die Potenziale intakter und resilienter Ökosysteme zu schützen, zu nutzen und so den Natürlichen Klimaschutz und die Anpassung an den Klimawandel zu stärken. Denn stabile Ökosysteme leisten Hochwasser- und Klimaschutz zugleich, etwa als Kohlenstoff- und Wasserspeicher. Flussauen sind dafür besonders geeignet, ebenso Moore und Maßnahmen des dezentralen naturverträglichen Wasserrückhaltes in der Fläche.

Deutschlands Flussauen gehören zu den artenreichsten Ökosystemen Mitteleuropas. Ihre natürlichen Ökosystemfunktionen, beispielsweise der Hochwasserschutz, können sie derzeit aber nur noch unzureichend erfüllen. Zwei Drittel der Auen sind bundesweit vom Überschwemmungsgeschehen durch Deiche abgetrennt. Von den verbleibenden Auen sind nur noch 9 Prozent ökologisch intakt. Noch gravierender stellt sich die Situation bei den Moor-Biotoptypen dar, die alle stark gefährdet und teils von vollständiger Vernichtung bedroht sind.

„Wir müssen den Hochwasserschutz durch naturnahe Gewässer und Auen voranbringen, indem wir Flüssen wieder mehr Raum geben“, so Sabine Riewenherm.

Im Positionspapier empfiehlt das BfN deshalb:

  • ehemalige Überschwemmungsflächen als naturnahe Auen und Retentionsflächen wiederherzustellen,
  • den Wasserrückhalt in der Fläche zu verbessern,
  • Bebauungsverbote in festgelegten Überschwemmungsgebieten konsequent umzusetzen
  • Sturzfluten mit Anpassungsmaßnahmen zu begegnen und Siedlungen mithilfe naturbasierter Lösungen resilienter zu gestalten
  • Raum- und Landschaftsplanung für einen naturverträglichen Hochwasserschutz zu nutzen
  • das Nationale Hochwasserschutzprogramm zu stärken und finanzielle Mittel bereitzustellen, um Synergiepotenziale bewerten und erschließen zu können
  • den Schutz vor Hochwasser und Sturzfluten, die Anpassung an den Klimawandel, Klimaschutz, Naturschutz sowie Schutz vor Dürre und Trockenheit grundsätzlich gemeinsam zu betrachten und in der Praxis zu berücksichtigen.

Eines macht die BfN-Präsidentin aber sehr deutlich: „Auch wenn wir alle Potenziale ausschöpfen, können extreme Ereignisse auch in Zukunft nicht schadlos bewältigt werden. Bundesweit muss es deshalb unsere gemeinsame Aufgabe sein, die Schadenspotenziale so weit wie möglich zu senken und zugleich die biologische Vielfalt – und damit unsere natürlichen Lebensgrundlagen – zu schützen und zu erhalten.“

Weiterführende Informationen
BfN-Positionspapier „Eckpunkte für einen vorsorgenden Schutz vor Hochwasser und Sturzfluten“: https://www.bfn.de/publikationen/positionspapier/eckpunkte-fuer-einen-vorsorgenden-schutz-vor-hochwasser-und-sturzfluten
Eine Zusammenfassung der Handlungsempfehlungen des BfN ist auf Seite 5 des Positionspapiers finden.

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