Das Jahr 2022 ist für die UNO-Flüchtlingshilfe durch zwei zentrale Entwicklungen gekennzeichnet: einerseits ist aufgrund des Ukraine-Kriegs und ungelöster Langzeitkonflikte die Zahl der Menschen auf der Flucht auf über 100 Millionen Menschen angestiegen. Andererseits ist die Solidarität und Hilfsbereitschaft aus Deutschland weiterhin überwältigend. Diese Unterstützung ist auch dringend notwendig: denn auch die Auswirkungen der Klimakrise treffen Flüchtlinge und Vertriebene mit voller Wucht. Am Horn von Afrika beispielsweise – in Somalia, Äthiopien und Kenia – bedroht eine katastrophale Dürre derzeit mehr als 20 Millionen Menschen. Seit Ende 2020 sind vier Regenzeiten in Folge ausgeblieben, es herrscht eine der schwersten Dürreperioden der letzten 40 Jahre. Wasserquellen sind versiegt, Ernten verdorrt, Vieh verendet. Die Menschen verlieren ihre Lebensgrundlage und können sich nicht mehr selbst versorgen.

„Der Blick auf die Zahl derer, die ihre Heimat verlassen müssen, ist alarmierend. Gleichzeitig sollte uns die Solidarität für Geflüchtete und die Widerstandsfähigkeit von Menschen auf der Flucht Mut machen“, resümmiert Peter Ruhenstroth-Bauer, Nationaler Direktor der UNO-Flüchtlingshilfe.

Folgen des Ukraine-Krieges

Seit dem 24. Februar, dem Beginn des russischen Angriffskrieges, dominieren die Meldungen aus der Ukraine – ein schrecklicher Krieg mitten in Europa, der die größte Fluchtbewegung seit Ende des Zweiten Weltkrieges ausgelöst hat. Knapp ein Drittel der ukrainischen Bevölkerung wurde bislang vertrieben. Das sind fast acht Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer, die als Flüchtlinge in europäischen Ländern leben und mehr als 6,5 Millionen ukrainische Menschen als Vertriebene im eigenen Land.

Die Hilfsbereitschaft ist nach wie vor groß, besonders in den Nachbarländern der Ukraine, aber auch in Deutschland. Die Diskussionen über die Aufnahme der Geflüchteten, über Verantwortlichkeiten und fehlende Kapazitäten werden jedoch zunehmend hitziger und schärfer. Doch gerade jetzt, wenn der Winter einbricht und voraussichtlich noch mehr Ukrainerinnen und Ukrainer aus ihrem Land fliehen werden, weil dort die Infrastruktur systematisch bombardiert wird, ist Unterstützung weiterhin dringend nötig.

Weltweite Folgen für die Flüchtlingshilfe

Die Auswirkungen des Ukraine-Krieges sind auch in ganz anderen Regionen der Erde handfest zu spüren. Seine Folgen gehen auch an der internationalen Flüchtlingsarbeit nicht vorbei. Zwar hat das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) große Unterstützung für seine Hilfsmaßnahmen in der Ukraine und den Nachbarländern erhalten, doch gleichzeitig wurde deutlich, dass für Programme in vielen anderen Regionen große Finanzierungslücken entstanden sind. Laut UNHCR sind zwölf Hilfseinsätze besonders stark von den Folgen des Ukraine-Krieges betroffen und drastisch unterfinanziert. Die Betroffenen sind in einem Kreislauf aus internationaler politischer Vernachlässigung, begrenzter Medienberichterstattung, Gebermüdigkeit und permanent wachsendem humanitären Bedarf gefangen.

In diesen zwölf Staaten – darunter Uganda, Äthiopien, Irak, Südsudan, Jemen und Bangladesch – leben mehr als 40 Millionen Menschen, für die der UNHCR zuständig ist. Für die erforderlichen Maßnahmen dort sind bisher im Schnitt nur wenig mehr als 20 Prozent der benötigten Mittel eingetroffen. Für den Südsudan, um nur eines der Länder zu nennen, hat die Unterfinanzierung der Hilfe katastrophale Folgen: Derzeit wird dieses Land parallel von bewaffneten lokalen Konflikten, von Überschwemmungen weiter Landesteile sowie Nahrungsmittelknappheit und wirtschaftlicher Instabilität erfasst. Die Helferinnen und Helfer des UNHCR sind vor Ort pausenlos im Einsatz und stellen für vertriebenen Menschen Unterkünfte, Trinkwasser, sanitäre Einrichtungen, Nahrungsmittel, Gesundheitsversorgung und Bargeld bereit. Die UNO-Flüchtlingshilfe ist der nationale Partner des UNHCR.

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