- Wortschöpfung aus der Übergewinnsteuer-Diskussion bleibt unangenehm hängen
- Politikbegriff „Sondervermögen“ landet auf Platz 2, gefolgt von „Kryptobörse“
- Umfrage unter Maklern, Händlern und Börsenmitarbeitern erfolgte im 22. Jahr
„Zufallsgewinne“ ist das Börsen-Unwort des abgelaufenen Jahres 2022. Der Abstimmungssieger wurde bei der 22. Umfrageaktion der Börse Düsseldorf ermittelt. Auf Platz 2 landete der Begriff „Sondervermögen“, gefolgt von „Kryptobörse“, „Putinflation“ und „Eingepreist“. Börsen-Makler, -Mitarbeiter und -Gremien konnten über eine Vorselektion von fünf Kandidaten abstimmen. Ein paralleles Online-Voting kam zum gleichen Ergebnis.
„Auffallend bei der Auswahl war, dass die verschiedenen Unwort-Kandidaten zunehmend aus der politischen Diskussion kamen und weniger aus dem direkten Börsen- und Bankenumfeld. So auch beim Kunstbegriff Zufallsgewinne“, bemerkt Dr. Rolf Deml, Geschäftsführer der Börse Düsseldorf. Das 2022er Börsen-Unwort fand sich verstärkt ab September in der Wirtschaftsberichterstattung und traf insbesondere die heimischen Produzenten erneuerbarer Energien. Diese profitierten bei der Berechnung ihrer Strompreise unerwartet stark von dem ‚Merit-Order-Prinzip‘ aufgrund rasant gestiegener Gas- und Ölpreise, was ursprünglich als Anreizsystem gedacht war. Die Idee, mit einer Übergewinnsteuer die Produzenten und Händler fossiler Energien zu treffen, lief ins Leere, zumal diese Unternehmen überwiegend im Ausland sitzen. „In bester Unwort-Manier wurden die ‚Zufallsgewinne‘ unter Börsianern schnell zum geflügelten Wort und man spekulierte humorvoll, ob etwa Speiseeishersteller oder Brauereien im Hitzesommer die nächsten Branchen seien“, ergänzt Deml.
Der nur knapp zweitplatzierte Begriff „Sondervermögen“ geht ebenfalls auf die Politik zurück, bei der sich hinter der wohlklingenden Verpackung eigentlich nur neue Schulden verbergen. Die drittplatzierte „Kryptobörse“ eckte besonders bei den hochgradig regulierten und überwachten Finanzinstituten an, wo man das naive Anlegervertrauen in neue Digitalwährungen und deren undurchsichtige Tauschplattformen schon vor den jüngsten Skandalen kritisch gesehen hat.
Seit 2001 ermittelt das Team der Börse Düsseldorf ein Börsen-Unwort im jährlichen Rückblick. Die Wahl erfolgt in Anlehnung an die 1991 ins Leben gerufene sprachkritische Aktion des Germanisten Prof. Dr. Horst Dieter Schlosser. Die bisherigen Börsen-Unwörter lauten: „Taschengeld-Trader“ (2021) „Corona-Gewinner“ (2020) „Finanztransaktionssteuer“ (2019), „America First“ (2018), „Bitcoin Boom“ (2017), „Anlagenotstand“ (2016), „Zinswende“ (2015), „Guthabengebühr“ (2014), „Billiges Geld“ (2013), „Freiwilliger Schuldenschnitt“ (2012), „Euro-Gipfel“ (2011), „Euro-Rettungsschirm“ (2010), „Bad Bank“ (2009), „Leerverkauf“ (2008), „Subprime“ (2007), „Börsen-Guru“ (2006), „Heuschrecken“ (2005), „Seitwärtsbewegung“ (2004), „Bester Preis“ (2003), „Enronitis“ (2002) und „Gewinnwarnung“ (2001).
Die Börse Düsseldorf weist darauf hin, dass Börsengeschäfte mit Risiken verbunden sind und selbst der Totalverlust des eingesetzten Kapitals nicht ausgeschlossen werden kann. Der Interessent sollte daher nicht die von der Börse Düsseldorf in dieser Mitteilung und auf der Homepageenthaltenen allgemeinen Informationen zur Grundlage seiner Anlageentscheidung machen, sondern sich zuvor von seiner Bank oder Sparkasse eingehend unter Berücksichtigung seiner individuellen Vermögens- und Anlagesituation persönlich beraten lassen. Im Einzelfall kann der Erwerb eines Wertpapiers an spezielle Voraussetzungen wie etwa die Staatsangehörigkeit gebunden sein. Entsprechende Hinweise finden sich im jeweiligen Wertpapierprospekt und können dort von jedem Interessenten nachgelesen werden.
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