Im vergangenen Jahr hatte der Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) mehrmals einen bundes- und landesweiten Biogas-Gipfel mit Politik, Betreibern von Biogasanlagen, Bauernverbänden und Landwirtschaftskammern gefordert, um den Ausbau der Biogasnutzung deutlich zu forcieren.
„Es ist ermutigend, dass die FDP-Landtagsfraktion diesen Vorschlag aufgegriffen hat“, betonte Dr. Thomas Griese, stellvertretender Vorsitzender im LEE NRW, bei der heutigen Anhörung im Umwelt- und Landwirtschaftsausschuss, „die zurückliegenden Wochen mit der Dauerdebatte um eine Gasmangellage haben allen vor Augen geführt, dass wir schnell weitaus mehr Biogas und Biomethan für eine sichere Strom- und Wärmeversorgung unabhängig von russischem Erdgas brauchen.“ Im Ausschuss stand eine Anhörung zum Antrag der FDP-Fraktion „Biogas und Biomethan als Beitrag zur Energieunabhängigkeit ausbauen und fördern“ (Drucksache 18/1359) auf der Tagesordnung, an der Griese als Sachverständiger teilgenommen hat.
Bereits heute spielt die Bioenergie, insbesondere Biogas und Biomethan, bei der Energieversorgung mit einer Gesamterzeugung von jährlich 50 Milliarden Kilowattstunden eine nicht unerhebliche Rolle. Rechnerisch reicht diese Menge aus, um den Strombedarf eines ganzen Monats ohne Wind- und Sonnenstrom zu decken. „Zudem sind durch die Substitution von Erdgas erhebliche Reduktionen von Treibhausgasen möglich“, sagte Griese bei der Landtagsanhörung.
In Nordrhein-Westfalen waren laut einer Statistik des Fachverbandes Biogas Ende 2021 rund 1.140 Biogasanlagen mit einer installierten elektrischen Leistung von insgesamt rund 470 Megawatt (MW) in Betrieb. Diese Anlagen produzierten etwa 2,7 Milliarden Kilowattstunden (kWh) Strom und 1,2 Mrd. kWh Wärme, was in etwa rechnerisch dem Strombedarf von 770.000 Haushalten beziehungsweise dem Wärmebedarf von 100.000 Haushalten entspricht. „Wir haben bei der Biogasnutzung in NRW noch reichlich Luft nach oben, aber dafür müssen die großen Potenziale bei biologischen Abfall- und Reststoffen endlich genutzt werden“, betonte Griese. „Deshalb muss die Biotonne in allen Kommunen Pflicht werden.“
Für die verstärkte Nutzung von Biogas und Biomethan ist entgegen landläufigen Vorurteilen keine Steigerung des Maiseinsatzes erforderlich. Die Biomassenutzung muss vielmehr alle Potenziale biogener Reststoffe umfassen und ließe sich dadurch im Bereich der Abfallvergärung mindestens auf 10 Milliarden Kilowattstunden jährlich verdoppeln.
Um den flexiblen Einsatz von Biogas in den sonnen- und windschwachen Zeiten schnell zu erhöhen, forderte der Verbandsvize die Landesregierung auf, sich auf Bundesebene für eine Änderung des Förder- und Genehmigungsrahmens stark zu machen. „Wir brauchen jede Kilowattstunde Bioenergie, die schnell und einfach beispielsweise durch die einfache Aufhebung von Mengenbegrenzungen realisiert werden kann.“
Nicht die einzige Forderung des LEE NRW: „Wir brauchen die Biogaswärme und den Biogasstrom vor allem in der kalten Jahreszeit. Deshalb sollten die Betreiber finanzielle Anreize bekommen, um ihre Erzeugung für Winterbiogas vor allem in den Monaten November bis März hochzufahren“, so Griese. Der LEE NRW hatte im Dezember das Positionspapier „Dringender denn je: Winterbiogas“ veröffentlicht, um bei der anstehenden Diskussion um die Nationale Biomassestrategie eine energiewirtschaftliche Neupositionierung der Biogasnutzung zu erreichen.
Eine Winterbiogas-Förderung bringt nach Einschätzung des LEE NRW noch einen großen Vorteil: „Biogas kann den Energiebedarf während der Dunkelflaute, wonach die Wind- und Solarenergie bei bestimmten Wetterlagen tageweise kaum Energie produzieren, maßgeblich reduzieren.“
Für die notwendige Biogas-Offensive unterstützt der LEE NRW nicht nur die Forderung der FDP-Landtagsfraktion nach einem Biogas-Gipfel auf Bundes- und Landesebne, sondern auch nach einem Förderprogramm, um die bestehenden Biogasanlagen auf eine Biomethanproduktion umzurüsten: „Die Landesregierung könnte so zu weiteren Unabhängigkeit von Gasimporten beitragen. Noch ist die Zahl von Biomethananlagen, in denen das Rohbiogas für die Einspeisung in das Gasnetz gereinigt wird, viel zu gering.“
Als Dachverband der Erneuerbare-Energien-Branche in Nordrhein-Westfalen bündelt der LEE NRW die Interessen aus allen Bereichen der Energiewende. Zum Verband zählen mittelständische Unternehmen, Verbände und Bürger. Das gemeinsame Ziel: 100% Erneuerbare Energien bis 2045 – in den Bereichen Strom, Wärme und Verkehr. Dafür engagieren sich auch fünf LEE-Regionalverbände als kompetente Ansprechpartner vor Ort. Denn im Energieland Nr. 1 ist die Branche wichtiger Arbeitgeber für 46.000 Beschäftigte, die 2017 ein Umsatzvolumen von 10 Mrd. Euro erwirtschafteten.
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