Die Umweltverbände NABU Hamburg und BUND Hamburg reichen heute fristgerecht eine gemeinsame Stellungnahme zum geplanten Ausbau der Autobahn 1 im Hamburger Süden ein. Vor allem die Erweiterung auf acht Fahrstreifen ist unverhältnismäßig. Neben methodischen Fehlern und Ungenauigkeiten im Verkehrsgutachten gibt es zahlreiche klima- und artenschutzrechtliche Konflikte. Mit Blick auf die erheblichen CO2-Emissionen des Straßenverkehrs muss auf die Erweiterung der A1, vor allem aber auf den in unmittelbarer Nähe geplanten Neubau der A26 Ost verzichtet werden, wenn die Klimaziele überhaupt ernsthaft erreicht werden sollen.

„Den Ausbau der A 1 unter anderem mit dem Neubau der A 26 zu begründen, zeugt traurigerweise davon, dass den politischen Entscheidern mittlerweile jegliches Krisenbewusstsein abhandengekommen zu sein scheint. Das ist fahrlässig, denn in der Zwillingskrise von Klima- und Artensterben darf business as usual – wie beim Bau und Betrieb von Autobahnen – nicht die Lösung sein. Wir brauchen eine echte Zeiten- und Verkehrswende und fordern, den Aus- und Neubau deutscher Fernstraßen umgehend zu stoppen. Die Frage ist, ob die politischen Entscheider ausreichend Sinn für Verantwortung aufbringen, noch rechtzeitig an der letzten Ausfahrt vor der Klima- und Artenkrise abzufahren“, sagt Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg.

„Die Rechnung ist ganz einfach: Menschen nutzen die Infrastruktur, die vorhanden ist. Wenn wir weiter Autobahnen neu oder ausbauen, zementieren wir auf Jahrzehnte die Abhängigkeit vom Auto. Für eine klimaneutrale Zukunft spielt der Verkehrssektor eine zentrale Rolle. Wenn wir das im Klimaabkommen von Paris vereinbarte 1,5-Grad-Ziel auch nur ansatzweise erreichen wollen, muss der motorisierte Individualverkehr massiv reduziert werden. Die Politik muss das endlich umsetzen“, sagt Sabine Sommer, Verkehrsreferentin des BUND Hamburg. 

Hauptgrund der Verbreiterung der A1 ist ein angeblich stark anwachsendes Verkehrsaufkommen. Die steigenden Verkehrszahlen der Prognose resultieren jedoch auf falschen Erwartungen. Laut Gutachten sollen unter anderem der Containerumschlag im Jahr 2030 bis auf 18 Millionen Container, die Fluggastzahlen am Hamburger Flughafen auf 23,4 Millionen pro Jahr anwachsen. Die Erweiterung des Daimler-Werks in Harburg soll laut Planung ebenfalls neuen Verkehr verursachen.

Tatsächlich kommt die Hamburger Wirtschaftsbehörde durch ein weiteres Gutachten von ISL (2020) zur Erkenntnis, dass sich der Containerumschlag in einem Bereich von maximal 11 bis 14 Millionen bewegen wird. Daimler hat die Werkserweiterung in Harburg abgesagt und die angenommenen Fluggastzahlen berücksichtigen weder die Corona-Pandemie (2021: 5,4 Mio.) noch die stark gestiegenen Treibstoffkosten. Außerdem muss der Flugverkehr schon aus Klimaschutzgründen in den nächsten Jahrzehnten eher zurückgehen als weiter anwachsen. Selbst das Stadtentwicklungsprojekt auf dem Kleinen Grasbrook soll im Jahr 2030 für ein zusätzliches Fahrtenaufkommen von über 25.000 Fahrzeugen pro 24 Stunden ursächlich sein. Dabei plant die stadteigene HafenCity GmbH den Kleinen Grasbrook laut eigener Aussage als „autoarmen 10-Minuten-Stadtteil“.

Entsprechend basiert die Verkehrsprognose auf künstlich hochgerechneten Zahlen und falschen Erwartungen. Dass zudem Klimaziele und Gesetzgebung, Belange des Artenschutzes, die Notwendigkeit der Verkehrs- und Mobilitätswende sowie die Möglichkeiten der Verkehrsvermeidung durch die Digitalisierung und den Ausbau des ÖPNV in derart überholten Projekten nach wie vor kaum eine Rolle spielen, muss angesichts der überfälligen Transformation des Verkehrssektors zu denken geben. 

 

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