MÜNCHEN. Eine neue deutschlandweit einmalige Funktion in Fahrplan-Apps soll die Zuverlässigkeit des Bahnverkehrs in Bayern steigern: Wer in Bayern in einen Regionalzug umsteigen will, kann ab sofort per App melden, dass der Anschlusszug am Umsteigebahnhof nach Möglichkeit warten soll. Rund zehn Minuten vor dem Umstieg erhalten die Fahrgäste per Push-Nachricht eine Rückmeldung, ob es gelungen ist, den Anschluss zu sichern. Falls nicht, kann man sich über die App eine alternative Verbindung vorschlagen lassen. Bislang mussten Fahrgäste ihren Anschlusswunsch persönlich bei den Zugbegleitern melden. Nun können Fahrgäste, die in Fern- oder Regionalzügen in Bayern unterwegs sind, ihre Meldung per App selbst erledigen – auch bereits kurz vor Fahrtantritt. Derzeit steht die Funktion in der Bayern-Fahrplan-App und der Streckenagent-App zur Verfügung, direkt in der Verbindungsauskunft. Weitere Eisenbahnverkehrsunternehmen können die Funktion ebenfalls in ihre Fahrplan-Apps übernehmen. „Dass Fahrgäste ihren Anschlusswunsch selbst per App melden können, ist ein weiterer Schritt bei der Digitalisierung des Nahverkehrs im Freistaat und zahlt auf unsere ÖPNV-Strategie 2030 ein", sagt Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter. „Die Funktion erhöht den Komfort für die Fahrgäste und macht die Reisekette zuverlässiger. Damit sind wir Vorreiter in Deutschland und darüber hinaus.“
Die Software für die Anschlussmeldung per App hat die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) finanziert, die im Auftrag des Freistaats den Regional- und S-Bahn Verkehr in Bayern plant, finanziert und kontrolliert. Am Anfang stand eine gemeinsame Idee von BEG und DB Regio. Beide Unternehmen haben den neuen Service unter Beteiligung weiterer bayerischer Eisenbahnunternehmen entwickelt und im Realbetrieb getestet. „Die Anschlusszüge zu erreichen ist eines der wichtigsten Kriterien für die Zufriedenheit unserer Fahrgäste, das wissen wir aus der Marktforschung und Kundenbefragungen. Wir freuen uns sehr, dass wir gemeinsam mit der BEG unseren Fahrgästen nun dieses innovative neue Serviceangebot anbieten können“, sagt Patrick Pönisch, Geschäftsleiter Marketing DB Regio Bayern.
Am Umsteigebahnhof warten können bisher Regionalzüge; in den kommenden Jahren könnten insbesondere Regionalbusse folgen. Lediglich für Züge der Bayerischen Regiobahn (BRB) in den Netzen Chiemgau-Inntal und Oberland kann der Anschlusswunsch derzeit noch nicht per Klick gemeldet werden. Dort erfolgt in den nächsten Wochen noch die Integration in das neue System.
Digitalisierung macht Prozess komfortabler und schneller
Heute sind im Hintergrund noch mehrere mündliche Abstimmungsgespräche zwischen verschiedenen Stellen nötig, um einen Anschluss zu sichern. Das wird nun weitgehend automatisiert und geht deshalb wesentlich schneller. Die Fahrgäste haben bis 15 Minuten vor der regulären Ankunft des Zuges im Umsteigebahnhof die Möglichkeit, ihren Anschlusswunsch per App zu melden. „Ein weiteres Problem gehört damit der Vergangenheit an: Wenn kein Zugbegleiter in der Nähe war, hatten Fahrgäste bislang überhaupt keine Möglichkeit, einen Anschlusswunsch zu melden“, so Bernreiter.
Die Meldung des Anschlusswunsches bietet allerdings keine Garantie, dass der Anschlusszug in jedem Fall wartet. „Mehr als fünf Minuten Wartezeit sind in der Regel für den Anschlusszug nicht machbar“, erklärt Bärbel Fuchs, Geschäftsführerin der BEG. „In jedem einzelnen Fall ist eine Abwägung zwischen Anschlusssicherung und Pünktlichkeit notwendig.“ Denn auch der wartende Zug soll die Fahrgäste schließlich pünktlich ans Ziel oder zu weiteren Anschlusszügen und -bussen bringen. Auch gibt es technische Gründe, weshalb Züge nicht immer warten können: Beispielsweise kann es sein, dass das Gleis im Bahnhof für einen nachfolgenden Zug freigegeben werden muss und deshalb kein Zeitpuffer vorhanden ist. Auch eingleisige Streckenabschnitte ohne Begegnungsmöglichkeiten für die Züge schränken die Wartezeit ein. Die BEG erwartet durch die neue App-Funktion dennoch merkliche Verbesserungen für die Fahrgäste: Etwa die Hälfte aller nicht erreichten Anschlüsse in Bayern kommen dadurch zustande, dass sich die Züge um maximal fünf Minuten verpassen. „Wir erwarten, dass sich die breite Nutzung der Funktion auf die Zuverlässigkeit im Bahnland Bayern positiv auswirkt“, sagt Bärbel Fuchs. „Denn auch Fahrgäste, die ihren Anschlusswunsch nicht melden, profitieren von der Meldung anderer Fahrgäste.“
Auf den Wunsch der Fahrgäste kommt es an
Es ist nicht vorgesehen, dass die Anschlusssicherung flächendeckend automatisch angestoßen wird, sobald ein Zug an einem Umsteigebahnhof Verspätung hat. Voraussetzung dafür ist auch weiterhin der ausdrückliche Wunsch von Fahrgästen. Der Grund: Die Anschlusssicherung greift in den Bahnbetrieb ein und führt zu Verspätungen der wartenden Züge. Das ist nicht sinnvoll, wenn es überhaupt keine Anschlussreisenden gibt. Ausnahmen sind stark frequentierte Verbindungen, bei denen die Erfahrung zeigt, dass es praktisch immer Anschlussreisende gibt. Bei diesen Anschlussverbindungen stößt das System künftig selbständig eine Warteprüfung an.
Das System zur Anmeldung von Anschlusswünschen soll in den folgenden Jahren weiter ausgebaut werden. Geplant ist insbesondere die Einbindung von Regionalbussen, damit auch die Zuverlässigkeit von Bahn-Bus-Reiseketten steigt. Die BEG stellt den Service auf Wunsch auch Aufgabenträgern und Eisenbahnverkehrsunternehmen außerhalb Bayerns zur Verfügung.
Mehr Informationen (zum Beispiel zum Geltungsbereich in S-Bahn-Systemen) und ein Video zur Meldung eines Anschlusswunschs finden sich unter www.bahnland-bayern.de/anschluss.
Die Bayerische Eisenbahngesellschaft ist ein Unternehmen des Freistaats Bayern. Im Auftrag des Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr plant, finanziert und kontrolliert die BEG den Regional- und S-Bahn-Verkehr in Bayern. Zu den wesentlichen Aufgaben der BEG gehören dabei die Konzeption und Verbesserung von Fahrplänen sowie die Qualitätssicherung. Die Aufträge für Verkehrsleistungen werden in Wettbewerbsverfahren vergeben. Den Zuschlag erhält jeweils das Verkehrsunternehmen, welches das insgesamt wirtschaftlichste, also das qualitativ und preislich beste Angebot abgibt. Als Folge des Wettbewerbs zwischen den Eisenbahnverkehrsunternehmen konnte die BEG in den letzten Jahren nicht nur das Fahrplanangebot, sondern auch Qualitätsmerkmale wie Komfort und Fahrgastinformation ständig verbessern. Große Erfolge waren unter anderem die Einführung des Bayern-Takts – ein Stundentakt für fast ganz Bayern – sowie des Bayern-Tickets.
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