Nach einer Analyse des Kreditversicherers Credendo waren die Jahre 2021 und 2022 charakteristisch für die enorme Gefährdung, der Asien durch den Klimawandel ausgesetzt ist. Die eingetretenen Klimaereignisse werden dabei in Häufigkeit, Intensität und Umfang weiter zunehmen und so gigantische menschliche, ökologische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Kosten einfordern. Naturkatastrophen treten bereits jetzt mit erhöhter Intensität auf und reichen von extremen Regenfällen und beispiellosen Dürreperioden in China bis zu verheerenden Überschwemmungen bis dato nie gesehenen Ausmaßes, die 2022 ein Drittel des pakistanischen Staatsgebiets heimsuchten und das Land an den Rand des Staatsbankrotts trieben. Asien ist nicht nur der weltweit größte regionale Emittent von Treibhausgasen (58 % der Gesamtemissionen im Jahr 2020) – wobei China Spitzenreiter ist, immer dichter gefolgt von Indien –, sondern sieht sich aufgrund der für den Kontinent prognostizierten überproportionalen Auswirkungen mit einer düsteren Zukunft konfrontiert. Credendo sieht den langfristigen Wohlstand Asiens bedroht. Laut dem Rückversicherer Swiss Re könnten sich die Klimakosten bis 2050 auf 26,5 % der regionalen Wirtschaft belaufen.

Es wird erwartet, dass Asien hinsichtlich des Klimawandels weltweit zu den am stärksten exponierten und gefährdeten Regionen gehört. Hitzewellen, Überschwemmungen, unberechenbare Monsunregenfälle und der Anstieg des Meeresspiegels beeinträchtigen dabei einen Großteil der Wirtschaft und der menschlichen Aktivitäten im Freien. Die Auswirkungen sind vielfältig: von enormen menschlichen und wirtschaftlichen Schäden bis hin zu massiven Migrationsbewegungen und dem zentralen Risiko der Wasserknappheit und der Ernährungsunsicherheit, ganz zu schweigen vom Verlust der Wald- und Meeresökosysteme. Der Klimawandel und der Rückgang der Artenvielfalt in Asien begünstigen nicht nur die großflächigere Ausbreitung von tropischen Erkrankungen, sondern verschärfen auch das Risiko von Schäden an der landwirtschaftlichen Erzeugung durch invasive Arten und Pandemien aufgrund neuer Zoonosen (wie Covid-19). In den kommenden Jahrzehnten werden all diese Auswirkungen die Länderrisiken über Wirtschafts- und Finanzkanäle (Wachstumspotenzial, Exporteinnahmen, Staatsfinanzen, Auslandsverschuldung usw.) negativ beeinflussen und auch die Risiken im Zusammenhang mit steigender politischer Gewalt werden zunehmen.

Asiens überproportional hohes Risiko ist mit seinen regionalen Eigenschaften verbunden. Es weist die global gesehen höchste Zahl an Einwohnern auf, die zu einem großen Teil in ausgedehnten Küstengebieten leben, die Zyklonen und dem Meeresspiegelanstieg weltweit überdurchschnittlich hoch ausgesetzt sind. Ein weiterer großer Bevölkerungsteil lebt in dicht besiedelten (Mega-)Städten, die Überschwemmungen und tödlichen Hitzewellen vergleichsweise stärker ausgesetzt sind.

Etwa eine Milliarde Stadtbewohner leben in Asien in Gebieten, die als stark hochwassergefährdet gelten. Die Region weist die stärkste ökonomische Abhängigkeit von Kohle und Öl auf – und hat damit höhere Übergangskosten als dekarbonisierte Volkswirtschaften – sowie eine starke wirtschaftliche Dynamik, die mit hohem Energieverbrauch einhergeht.

Bestehende Klimarisikoindizes unterstreichen die Anfälligkeit asiatischer Länder auf der Grundlage der Häufigkeit und Auswirkungen vergangener Naturkatastrophen und berücksichtigen dabei auch die düsteren Klimaprojektionen sowie Länderspezifika. Auch wenn die Klimarisiken für Asien insgesamt besonders ausgeprägt sind, gibt es im Hinblick auf Gefährdung und Widerstandsfähigkeit subregionale Unterschiede. Die Anfälligkeit konkreter Staaten für witterungsbedingte Ereignisse und ihre Fähigkeit, sich extremen Naturkatastrophen anzupassen, sind abhängig von diversen Faktoren wie etwa Geographie, Grad der Wirtschaftsentwicklung, Bevölkerungsdynamik, Anteil der Landwirtschaft an der Wirtschaftsstruktur, Regierungsführung und Institutionen sowie von der Tiefe des inländischen Finanzsystems. Folglich kann anhand der obigen Faktoren und der wahrscheinlichsten Arten von Naturkatastrophen und ihrer Intensität zwischen verschiedenen Ländergruppen unterschieden werden.

Die Länder, die laut Credendo am stärksten von klimabedingten Sicherheitsrisiken bedroht sind, liegen in Südasien und am Golf von Bengal. Südasien ist aufgrund rasch ansteigender Temperaturen und des erheblichen Anteils an Arbeiten im Freien in der Subregion besonders anfällig für Hitzewellen. Eine weitere Gefahr bilden Überschwemmungen. Agrarerzeugnisse und die Ernährungssicherheit scheinen dabei dem größten Risiko ausgesetzt zu sein. In Pakistan wurde dies der Welt im Sommer 2022 vor Augen geführt, als die bis dato schlimmste Flut die Infrastruktur beschädigte und große Teile der Ernten zerstörte. Die daraus resultierende finanzielle und wirtschaftliche Katastrophe unterstrich auch die zerstörerische zukünftige Herausforderung für Länder in einer Region mit schwachen makroökonomischen Fundamentaldaten und einer armen Bevölkerung. Auch die Himalajakette gibt in der Region Anlass zu großer Sorge, da Überschwemmungen und Wassermangel für hunderte Millionen Menschen, verursacht durch die Beschleunigung der Gletscherschmelze, gravierende Folgen für die Wirtschaftstätigkeit und die überwiegend armen Bevölkerungen in mehreren Staaten haben werden. Gemäß der Weltbank bildet Wassermangel für Südasien eines der bedeutendsten Risiken, das bis 2050 über 1,5 Milliarden Menschen treffen könnte – eine beängstigende Aussicht, der in der bisherigen Politik der Regierungen nicht ausreichend Rechnung getragen wird.

Die Küste des Golfs von Bengal, an dem der Osten Indiens, Bangladesch sowie der Westteil Myanmars liegen, ist die Heimat von einem Viertel der Weltbevölkerung – und ausgesprochen anfällig für Klimarisiken: vom Anstieg des Meeresspiegels (Bangladesch ist in dieser Hinsicht das anfälligste große Land der Welt) und stärker werdenden Zyklonen, bis hin zu Starkniederschlägen und langen Dürreperioden. Darüber hinaus werden sinkende Fischbestände und der Verlust von Mangrovenwäldern die Ernährungssicherheit bedrohen – und das in einer Region, in der Landwirtschaft eine zentrale Rolle spielt und die von Naturkatastrophen wie unberechenbaren Monsunregenfällen und eingeschränktem Zugang zu Trinkwasser schwer getroffen werden dürfte. Auch Risiken in Verbindung mit geopolitischen Faktoren und Konflikten, wie die Nähe zur strategisch bedeutsamen Straße von Malakka, wo Indien, China und die USA miteinander um Einfluss und maritime Expansion ringen, sowie die negativen Folgen von Klimarisiken für die gesellschaftliche Stabilität und ethnische Spannungen, werden die Subregion bezüglich des Klimawandels in den Mittelpunkt rücken. Infolgedessen wird langfristig mit massiven Migrationsbewegungen und erhöhten Konfliktrisiken gerechnet.

Es wird erwartet, dass Indien sich bald uum bevölkerungsreichsten Land der Erde entwickelt, doch die Risiken des Klimawandels trüben seine Zukunft: Das Land weist eine hohe Abhängigkeit von der Landwirtschaft und verwandten Bereichen auf, die 44 % der Beschäftigung und 20 % des BIP ausmachen. Die Agrarproduktion ist jedoch stark gefährdet, insbesondere für die überwiegend arme Bevölkerung. In den vergangenen zwei Jahren wurde Indiens Anfälligkeit von lang anhaltenden Hitzewellen und Dürren, schweren Überschwemmungen, extremen Zyklonen und dem beschleunigten Abschmelzen der Himalajagletscher unterstrichen, während der steigende Meeresspiegel die Menschen entlang der 7.500 km langen indischen Küste bedroht. Im kommenden Jahrzehnt stehen Indiens Behörden vor dem komplizierten Spagat, einerseits die Entwicklung des Landes fortzuführen und andererseits den Anstieg der Treinhausgas-Emissionen einzudämmen. Als weltweit drittgrößter Emittent – allerdings mit einem deutlich geringeren Pro-Kopf-Anteil – trägt Indien in zunehmendem Maße zum Klimawandel bei, der wiederum seine eigene Entwicklung bedroht. Angesichts seiner extremen Abhängigkeit von Kohle, seines Energieverbrauchs und seiner Entwicklungsambitionen sagte Indien im Rahmen der COP 26 die späte Erreichung von „Netto-Null-Emissionen“ bis 2070 zu. Auf der COP 27 folgte dann die Verpflichtung zu einer stärkeren Senkung der Emissionsintensität bis 2030. Auch wenn diese Ziele nur geringen Einfluss auf die Verlangsamung der Treibhausgas-Emissionen haben werden, dürfte die Intensivierung des Klimawandels das Land im Laufe des Jahrzehnts zu ehrgeizigeren Dekarbonisierungsverpflichtungen zwingen. Es steht viel auf dem Spiel und gemäß der Denkfabrik ODI (Overseas Development Institute) könnte die aktuelle Entwicklung der Klimaveränderungen hin zu einem Temperaturanstieg von 3 °C in Verbindung mit einer unzulänglichen Klimapolitik Indien bis 2100 jährlich zwischen 3 und 10 % seines BIP kosten.

In Südostasien müssen Länder mit schweren Hitzewellen, kürzeren Monsunzeiten und starken Niederschlägen umgehen, die die Wirtschaftstätigkeit und (wie in Indonesien und Thailand) insbesondere die Landwirtschaft bedrohen. Da diese Volkswirtschaften in hohem Maße von arbeitsintensiven Tätigkeiten im Freien abhängig sind und geringe bis moderate finanzielle Kapazitäten aufweisen, sind sie für solche Klimarisiken anfällig. Die Risiken für die Ernährungssicherheit treten besonders bei der Reisproduktion hervor. Als wichtigstes Grundnahrungsmittel der Region steht Reis besonders im Fokus, da die Erträge bis zum Jahr 2100 um 50 % zurückgehen könnten, es sei denn, es wird neues, ertragreiches Reissaatgut eingesetzt, das unempfindlich gegenüber dem Klimawandel ist. Auch der steigende Meeresspiegel ist für zahlreiche tief liegende Staaten in der Subregion ausgesprochen besorgniserregend. Dies gilt insbesondere für den weltgrößten Archipel Indonesien, das mit Nusantara eine komplett neue Hauptstadt erbaut, während die alte Hauptstadt Jakarta langsam im Meer versinkt. Auch die Länder entlang des Mekong, des größten Flusses in Südostasien, sind zunehmenden Klimarisiken ausgesetzt. In den vergangenen Jahren waren deutlich geringere Niederschlagsmengen und Wasserstände zu beobachten, die das Sinken der Fischbestände weiter verschärfen. Angesichts der großen Bedeutung des Mekong wird diese Entwicklung die Land- und Volkswirtschaft von Kambodscha, Laos, Myanmar, Thailand und Vietnam treffen. Währenddessen weisen die Philippinen eine besondere Anfälligkeit für verheerendere Zyklone und höhere Temperaturen auf, die die Korallen- und Fischbestände bedrohen. Bislang haben ASEAN-Staaten wenig unternommen, um diesen enormen Risiken zu begegnen, auch wenn regenerative Stromerzeugung zunehmend an Bedeutung und gewinnt und die Entwaldung in Indonesien zurückgeht. Gleichzeitig scheint der Trend einer schnellen wirtschaftlichen Entwicklung auf der Grundlage steigenden Kohleverbrauchs keineswegs nachzulassen.

Obwohl Ostasien den Klimaveränderungen besonders stark ausgesetzt ist, scheinen die allgemeinen Auswirkungen vergleichsweise schwächer zu sein, was vorwiegend dem höheren Entwicklungsgrad seiner Volkswirtschaften zu verdanken ist. In dieser Subregion mit ihren einkommensstarken Ökonomien werden die robusten makroökonomischen Fundamentaldaten und die Tiefe der Finanzsysteme zur Abmilderung der (finanziellen) Klimafolgen beitragen. Bei der aktuellen Entwicklung der Treibhausgas-Emissionen werden die volkswirtschaftlichen Kosten allerdings weiter anschwellen. Die Hauptrisiken gehen auf Dürren und Wasserknappheit zurück, wie 2021 in Taiwan zu beobachten war, als die Chipindustrie massiv beeinträchtigt wurde. Auch extreme Taifune und Überschwemmungen tragen zur Erhöhung des Risikos bei, das zu äußerst hohen jährlichen wirtschaftlichen Verlusten führen wird.

China ist mit seinem ökonomischen Gewicht und den hohen wirtschaftlichen Kosten durch Naturkatastrophen der Ort, auf den in Ostasien alle Blicke gerichtet sind. Außerdem ist das Land der weltweit größte Treibhausgas-Emittent (allerdings nicht auf Pro-Kopf-Basis). Seine umfangreichen Finanzmittel und sein globales geostrategisches Netzwerk bilden die besten Puffer gegen den Klimawandel, doch seine Exposition gegenüber zahlreichen Klimarisiken macht das Land fragil, da die Risiken zu gigantischen Kosten führen, die Ernährungs- und Wasserversorgungssicherheit beeinträchtigen und seinen ehrgeizigen Zielen schaden werden. Mit schweren Überschwemmungen (2021), langen Hitzewellen und Dürren (2022), historischem Niedrigwasser im Jangtsekiang und ähnlichen Problemen bei anderen Quellen der Wasserversorgung hat China bereits einen Vorgeschmack auf mögliche künftige Ereignisse erhalten. Diese Naturkatastrophen verursachten erhebliche Unterbrechungen der auf Wasserkraft beruhenden Energieversorgung und beeinträchtigten die Industrietätigkeit in zentralen, östlichen und südlichen Provinzen. Hitzewellen (potenziell verursacht durch die Destabilisierung des Jetstream), Dürren, Überschwemmungen und insbesondere Wasserknappheit von regional unterschiedlicher Ausprägung bilden die Hauptrisiken, während von Zyklonen und der Vernichtung von Ökosystemen weitere Risiken für das gesamte Land ausgehen. Folglich werden die Landwirtschaft (die darüber hinaus von der starken Verschmutzung des Bodens und der Wasservorräte getroffen wird), Infrastruktur, Lieferketten, Handel und letztendlich die gesamte Wirtschaftstätigkeit in hohem Maße beeinträchtigt. Dies könnte Xi Jinpings primäres Ziel eines autarken Chinas in Gefahr bringen, da das Land als Nettoimporteur von Nahrungsmitteln weiterhin stark abhängig sein wird von Importen von unter anderem Getreide und auf Fortschritte in der Entwicklung von klimabeständigen Nutzpflanzen angewiesen ist. Vor diesem Hintergrund hat China zugesagt, dass seine Treibhausgas-Emissionen 2030 ihren Höhenpunkt erreichen und bis 2060 Netto-Null-Emissionen erzielt werden soll. Intern strebt das Land mithilfe eines Pakets an Präventivmaßnahmen bis 2035 Klimaresilienz an. Obwohl die in diesem Jahrhundert getroffenen Maßnahmen zur erheblichen Reduzierung der auf Katastrophen beruhenden ökonomischen und menschlichen Kosten beigetragen haben, wird die Beschleunigung des Klimawandels auch diese Herausforderung vergrößern. Unter diesen Umständen erregt die Rolle Chinas in der Umkehrung des Treibhausgas-Emissionsverlaufs Besorgnis, da die Auswirkungen von Naturkatastrophen auf die inländische Stromerzeugung in diesem Jahrzehnt zu einer noch größeren Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen führen und damit die Dynamik von Klimaveränderungen noch verschärfen könnten. Ein weiteres Risiko ergibt sich angesichts der langfristigen Bedrohung der bleibenden gesellschaftlichen Stabilität durch den Klimawandel aus der unangefochtenen politischen Vormachtstellung der Kommunistischen Partei Chinas.

Bei der Beurteilung der Klimarisiken spielen neben den weitreichenden Auswirkungen des Klimawandels auf die regionale Wirtschaft auch politische und soziale Dimensionen eine wesentliche Rolle. In Ländern wie Afghanistan, Indien und Pakistan werden solche Klimarisiken zu Ernährungs- und Wasserunsicherheit und Landverlusten und damit zu einer Verschärfung von gesellschaftlicher Instabilität und Konfliktrisiken führen. Zwischen asiatischen Staaten wird es auch vermehrt zu gewaltsamen Spannungen und Konflikten um den lebenswichtigen Zugang zu Wasser kommen. Hieraus ergeben sich zwei Hauptkonfliktrisiken. Zum einen zwischen China und verschiedener Nachbarstaaten (einschließlich Indien): China kontrolliert die Oberläufe der wichtigsten Flüsse der Region (z. B. Mekong und Ganges) und wenn sich die Wasserführung erheblich verringert, dürfte China der eigenen Wassernutzung oberste Priorität einräumen, insbesondere angesichts der erwarteten wiederkehrenden Dürren. Zum anderen zwischen Pakistan und Indien, zwei Ländern mit nuklearen Fähigkeiten, einem historischen Disput um Kaschmir, riesigen Bevölkerungen und hohen Klimarisiken, die nunmehr um die schrumpfenden Wasserressourcen konkurrieren. Auch durch den sich weiter intensivierenden Klimawandel ausgelöste massive Migrationsbewegungen in und zwischen Staaten werden Spannungen und Konfliktrisiken schüren. 2019 führten Naturkatastrophen gemäß dem Weltklimarat IPCC in Südasien, Südostasien und Ostasien zur Migration von über 20 Millionen Menschen, und diese Zahl dürfte langfristig weiter in die Höhe schnellen.

Als volumenmäßig weitaus größter globaler Treibhausgas-Emittent der Welt fällt Asien bei der Eindämmung des Klimawandels eine zentrale Rolle zu. Anpassung ist die andere große Herausforderung, der sich die Region zur Reduzierung künftiger Klimarisiken stellen muss, doch bisherige Maßnahmen zeigen, dass Asien diese monumentale Aufgabe nur zögerlich angeht. Tatsächlich gehören asiatische Staaten in Bezug auf Infrastruktur, Handel, Finanzen und Frühwarnsysteme zu den am weitesten entwickelten Schwellenländern, und Klimaschutzmaßnahmen sind in Instrumenten, politischen Strategien und Technologien zunehmend sichtbar, z. B. in Form von E-Fahrzeugen und erneuerbaren Energien in China, neuen resistenten Nutzpflanzen und Anbaumethoden, klimabewusster Landwirtschaft, Anpassung urbaner Infrastruktur an extreme Hitze und Überschwemmungen usw. Diese Entwicklungen werden die Anpassung an den Klimawandel ein Stück weit unterstützen und Risiken reduzieren, doch dies gilt in erster Linie für die wohlhabenderen Staaten Ostasiens und einige große Volkswirtschaften Südostasiens, die besser in der Lage sind, die für die Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels anfallenden enormen Finanzmittel aufzubringen. Andere Länder werden es hingegen schwerer haben, insbesondere in Südasien. Allgemeiner gesprochen besteht die Hauptsorge nach Credendo-Analyse darin, dass die derzeitigen Strategien zum Umgang mit einer hochkomplexen Klimaherausforderung meilenweit von dem entfernt ist, was für die Eindämmung der gesamten Klimarisiken und -kosten tatsächlich erforderlich wäre. Klimapolitik ist nicht als übergreifendes, zentrales Leitbild in nationale und subnationale Politikgrundsätze und Wirtschaftssektoren eingebettet und wird weiterhin überlagert von u. a. gleichzeitigem und anhaltendem Wachstum der Nutzung fossiler Brennstoffe (insbesondere preisgünstiger Kohle angesichts hoher globaler Öl- und Gaspreise) zur Stärkung der regionalen wirtschaftlichen Entwicklung. Tatsächlich hat die Entwicklung der erneuerbaren Energien zu einem Großteil fossile Brennstoffe nicht etwa ersetzt, sondern deckt vielmehr den wachsenden Energiebedarf, der wiederum von wärmeren Sommern und steigenden Bevölkerungszahlen angetrieben wird.

Folglich sieht Credendo eine große Gefahr, dass der überwiegende Teil der Eindämmungsmaßnahmen reaktiv getroffen wird, um die strukturellen Auswirkungen der Klimaveränderungen in den Griff zu bekommen. Zahlreiche Länder sind in hohem Maße von Klimaschutzfonds und multilateralen Institutionen abhängig. Wie in anderen Regionen bleibt das Tempo der Veränderungen hinter der immer größer werdenden Bedrohung des Klimawandels zurück, die weniger ein weiteres Paket an Anpassungsmaßnahmen, sondern vielmehr eine unverzügliche, strukturelle Transformation von Energiesystemen, Landbewirtschaftung, Ökosystemen, Urbanisierung u. Ä. erfordert. Die Situation umfasst unterschiedliche Facetten wie zum Beispiel finanzpolitische Spielräume, Einkommens- und Entwicklungsniveau, die Qualität von Institutionen, politische Instabilität und oftmals auch ein Mangel an Risikobewusstsein. Daher könnten politische Maßnahmen und Investitionen in diesem Jahrhundert von dem Hintergrund wachsender Klimarisiken an Intensität gewinnen. Gleichzeitig gilt: Je länger umfassende Investitionen und mutige systemische Veränderungen in Asien hinausgezögert werden – insbesondere bezüglich der steigenden Treibhausgas-Emissionen –, desto drastischer werden sich Klimarisiken auf künftige Länderrisiken auswirken.

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