„‘S wird Zeit, dass de erwachsen wirst. Du bist 17 verdammt noma!“ Das forderte Mutter Sabine in bestem Hessisch gleich in der ersten Szene des Stücks, das am Wochenende auf der Grünen Woche seine Premiere feierte. Was es eigentlich heißt, erwachsen zu werden, Verantwortung übernehmen und für sich selbst gerade stehen, zeigten rund 30 ehrenamtlich Aktive der Hessischen Landjugend auf großer Berliner Bühne. Realitätsnah und unterhaltsam entführten sie die rund 2.500 jungen Gäste der Jugendveranstaltung des Bundes der Deutschen Landjugend e.V. (BDL) in ihren Alltag.

In „Hart verkackt! #uffgebbeisnet“ schlängelt sich Anni zwischen Tiktok-Wahnsinn, haltlosen Werbeversprechen und überzogenen Schönheitsidealen, nur um im nächsten Augenblick vorurteilsbeladenen Kleinstädtern über den Weg zu laufen. Dass sie wegen Hausfriedensbruch Sozialstunden ableistet, macht es nicht besser. In einer kleinen Gemeinde findet sie schließlich ein offenes Ohr und entdeckt nach und nach, dass doch mehr in ihr steckt, als sie selbst geglaubt hätte.

„Einfach klasse. Genau die richtigen Themen großartig verpackt und super auf die Bühne gebracht“, fasst BDL-Vize Sebastian Dückers begeistert zusammen. Junge Menschen gehen eben mit ganz unterschiedlichem familiären Startkapital in ihr Erwachsenwerden. Wie das gesellschaftliche Umfeld zusätzlich prägt, zeigt das hessische Stück sehr deutlich. Und zwar in Stadt und Land. Sehr klar wird, dass es keine Frage des Wohnortes ist, ob Menschen voreingenommen oder kleinkariert ticken und Verständnis füreinander wachsen kann.

„Diese großen und kleinen Herausforderungen der aktuellen jungen Generation hat unser Landesverband humorvoll und zugleich sehr feinsinnig transportiert“, urteilt der stellv. BDL-Bundesvorsitzende. Im Spiel reizten die Laiendarsteller:innen die Bandbreite der derzeitigen Jugendsprache und regionalen Dialekten gekonnt aus. Spielerisch nutzten sie digitale Kniffe, um ihr Publikum mitzunehmen: in den Zug, auf Baustellen und Online-Meetings.

Bei allen Zuspitzungen nutzen sich die eingesetzten Effekte nicht ab. Ganz im Gegenteil: Die Hessische Landjugend macht die Bedeutung von positiver Fehlerkultur, bedingungsloser Gemeinschaft, gegenseitigem Respekt und individueller Entfaltung in der Entwicklung greifbar. Zugleich verpasst sie keine Gelegenheit, ihre Finger in aktuelle gesellschaftliche Wunden zu legen.

„Das macht uns aus“, so Sebastian Dückers. „Durch unser Netzwerk, unsere Struktur bleiben wir immer nah dran an den Bedürfnissen und Interessen junger Menschen. Wir wissen, was sie umtreibt, was sie stört, was sie sich wünschen – und das seit bald 75 Jahren.“ Diese Expertise bringt der größte Jugendverband im ländlichen Raum immer wieder in die Politik ein. Und seine Landesverbände auch! So wie einmal im Jahr mit ihrem eigens für die BDL-Jugendveranstaltung geschriebenen, inszenierten und selbst auf die Bühne gebrachten Theaterstück.

Auch das Team der Hessischen Landjugend hatte knapp ein Jahr, um unter ihren Mitgliedern Mitwirkende zu finden, das Drehbuch zu entwickeln, die Szenen zu proben und die Bühnenelemente zu bauen. Ehrenamt hat eine zentrale Bedeutung für den BDL als Jugendverband, aber auch für jede Region. Im Theaterstück spielt dieses Engagement daher auch in mehrfacher Hinsicht die zentrale Rolle. Die hessischen Schauspieler:innen wurden völlig zurecht nach einer kurzweiligen Stunde mit nicht enden wollendem Applaus belohnt.

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