Vor drei Jahren startete die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) im Osten die Kampagne „Lohnmauern einreißen“.  In vielen Betrieben bestehen noch immer beträchtliche Unterschiede gegenüber dem Lohnniveau in Westdeutschland. Nun ist es in einem weiteren namenhaften Unternehmen gelungen einen Tarifvertrag zur Lohnangleichung durchzusetzen.

Am ostdeutschen Standort des Tiefkühlproduzenten FRoSTA im sächsischen Lommatzsch können sich die Beschäftigten über deutliche Lohnsprünge und eine Angleichung der Verdienste auf das Entgeltniveau des Schwesterstandortes in Bobenheim in Rheinland-Pfalz freuen. In vier Stufen steigen in den zentralen Lohngruppen die Entgelte der Beschäftigten bis zum Oktober 2024 zwischen 17 bis 22 Prozent. Zum 1. Januar 2025 wird dann die endgültige Angleichung vollzogen und es gibt eine weitere Lohnerhöhung auf das dann gültige Tarifniveau der Obst- und Gemüseindustrie von Rheinland-Pfalz.

Für eine Fachkraft bedeutet das bis zum 1. Oktober des kommenden Jahres ein monatliches Lohnplus von 587 Euro. Die Erhöhung erfolgt in vier Schritten. Zum 1.März erhöht sich der Monatslohn um 164 Euro, zum 1.Oktober um weitere 192 Euro. 2024 erfolgen zum März und Oktober zwei weitere Anpassungen von insgesamt 231 Euro. Mit der endgültigen Anpassung auf das Lohnniveau des Schwesterstandortes Bobenheim zum 1.1.2025 kommt dann ein weiteres Lohnplus. Wie hoch dieses sein wird, hängt von den dortigen Tarifabschlüssen für die Jahre 2023/2024 ab.

Im Tarifvertrag wurde ferner eine Inflationsprämie von 500 Euro (netto) vereinbart, die im Februar 2023 ausgezahlt wird. Auch die Ausbildungsvergütungen werden angeglichen. Dies erfolgt bereits mit Beginn des neuen Lehrjahres im August 2023.

„Der Tarifabschluss ist ein Meilenstein. Bei FRoSTA in Lommatzsch haben es die Beschäftigten mit ihrer Gewerkschaft geschafft, die Lohnmauer einzureißen. Die Grundlage dafür legten sie vor drei Jahren, als sie sich mit eindrucksvollen Streiks zu Wort meldeten und erstmals ein deutliches Lohnplus von 400 Euro durchsetzen,“ erklärt Uwe Ledwig, Vorsitzender der NGG Ost. „Das Beispiel FRoSTA zeigt, was möglich ist, wenn Beschäftigte sich stark machen und Unternehmen die Notwendigkeit erkennen. Wir brauchen mehr solche Beispiele.“

Mit dem Tarifvertrag wird ein deutlicher Abstand zum gesetzlichen Mindestlohn hergestellt. Die Löhne erhöhen sich deutlich oberhalb der Inflation. Am Standort Lommatzsch wird Gemüse verarbeitet und tiefgefrostet. Es arbeiten etwa 170 Beschäftigte dort.

In der sächsischen Ernährungsindustrie finden derzeit die Tarifverhandlungen für weitere Betriebe statt. Dazu gehören der Saftproduzent und die Edeka-Tochter Sonnländer in Rötha, die Margarinefabrik Dresden und das Teiglingswerk Dommitzsch, die beide dem belgischen Nahrungsmittelunternehmen Vandemoortele gehören sowie das Tütensuppenwerk Auerbach von Unilever.

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