Dass die verschiedenen Rollen und Anforderungen nicht einfach unter einen Hut zu kriegen sind, erzählt die stellvertretende Generalsekretärin der CDU ganz offen. „Meine Kollegen fragt niemand, wie sie das mit ihren Kindern hinkriegen“, berichtet Christina Stumpp und geht damit auf den gesellschaftlichen Umgang mit berufstätigen Müttern ein. Sie habe sich entschlossen, ihren Sohn nicht mehr groß zu politischen Veranstaltungen mitzubringen, damit ihre Mutterrolle weniger in den Fokus gerät.
Naheliegend spricht Anne-Kathrin Meister, die das Jugendforum souverän moderiert, die Abgeordnete daher auch auf die Frage der Quote an. Ganz direkt fragt die stellv. BDL-Bundesvorsitzende, ob denn der Posten der Generalsekretärin auch mit einem Mann besetzt worden wäre. Ein wenig weicht die CDU-Vize aus, denn eigentlich sei sie sogar für den Posten des Generalsekretärs gefragt worden. Doch da dies ein Amt sei, bei dem man oder frau tatsächlich jederzeit abrufbar sein müsse, weil der politische Alltag weder Pausen kennt noch planbar sei, lehnte sie damals ganz bewusst ab. Und auch wenn sie keine Freundin einer Quote sei, setze sie sich dafür ein, ein Frauennetzwerk aufzubauen, um ihren Parteikolleginnen den Rücken zu stärken.
„Nur wer sich einbringt, kann mitgestalten“, sagt die junge Politikerin: „Engagiert euch, bringt euch in eurer Gemeinde ein, geht in den Gemeinderat oder lasst euch bei den anstehenden Kommunalwahlen aufstellen“, ermutigt sie das Landjugendpublikum. In der Politik brauche es Menschen jeder Altersgruppe. Sie selbst trat mit 14 Jahren in die Junge Union ein, mit 16 in die CDU, da sie schon immer kommunalpolitisch interessiert war. „Ich bin auf dem Land, auf einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen. Da kennt einen eh jeder und ich war ganz automatisch in allen möglichen Vereinen“, erinnert sich Christina Stumpp.
Auch ihre Berufswahl hatte mit ihren Erfahrungen auf dem elterlichen Hof zu tun: „Ich wollte immer schon meine Steuererklärung selbst erledigen.“ Da lag für sie eine Ausbildung in der Verwaltung nahe, dem sie ein Studium im Steuerrecht nachschob. Der Weg in den Bundestag kam dann doch sehr plötzlich. Für ihren Wahlkampf hatte sie nur drei Monate Zeit. Trotzdem ist sie seit Herbst 2021 nun Bundestagsabgeordnete und die erste stellvertretende Generalsekretärin der CDU.
Die politischen Dauerbrenner des ländlichen Raums schüttelt sie aus dem Ärmel. In Sachen Digitalisierung sieht sie den Bereich der Landwirtschaft als Vorreiter für viele andere. Um ländliche Regionen besser anzubinden, hatte sie sich in ihrer Heimat für eine Nachtbahn eingesetzt; im Mehrgenerationenwohnen sieht sie eine Lösung für das Leben auf dem Land im Alter; Krankenhäuser in der Fläche müssen sich ebenso konsolidieren wie spezialisieren und Ortskerne braucht es, damit das Leben vor Ort noch lebenswert bleibt. Damit kommt sie vielen Forderungen der Landjugend nahe.
Kaum eine Frage aus dem Publikum kann sie nicht beantworten, doch „man muss sich mit der Zeit spezialisieren“. Auf Bundesebene sei die Themenvielfalt deutlich größer als noch auf Landesebene, die sich stark mit Bildung und Sicherheit befasse. Die kommunale Ebene sei hingegen am konkretesten und sichtbarsten in ihren Ergebnissen.
In Sachen Jugendbeteiligung gehen die Ansichten von Christina Stumpp und dem BDL ein wenig auseinander. Die stellvertretende CDU-Generalsekretärin sieht die Chance sich einzumischen eher in den Gemeinden und auf Landesebene. Auf Bundesebene gebe es aus ihrer Sicht noch kein passendes Instrument. Sie verweist daher eher auf die gewählten Abgeordneten. Der BDL fordert jedoch, junge Menschen in allen Gremien oder Kommissionen auf Bundesebene einzubeziehen, so wie es bei der Zukunftskommission Landwirtschaft bereits erfolgreich umgesetzt wurde.
Aus den vielen Fragen aus dem Publikum nimmt die sich unter anderem die Forderung nach Rentenpunkten fürs Ehrenamt mit. „Wer sich gesellschaftlich engagiert, sollte das auch an der Rente merken“, findet Stumpp persönlich und wird diese Anregung der Landjugend zumindest mit ihren Parteikolleginnen und -kollegen diskutieren.
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