Das hessische Ärzteparlament hatte sich in seiner letzten Sitzung mit einer Resolution ausdrücklich gegen eine bundesweite Einrichtung von Gesundheitskiosken ausgesprochen: Darauf hat Dr. med. Edgar Pinkowski, Präsident der Landesärztekammer Hessen, in einem Schreiben an den hessischen Sozialminister Kai Klose hingewiesen. Eine landesweite Etablierung dieser „Kioske“ trage nichts zur sicheren Gesundheitsversorgung der Bevölkerung bei und gefährde den Facharztstandard der Medizin.

Hintergrund der Resolution ist die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach geplante bundesweite Errichtung von 1000 Gesundheitskiosken. Diese sollen von weitergebildeten Angehörigen der Pflegeberufe geleitet werden und Krankheiten wie Diabetes mellitus, Hypertonie, aber auch Wundversorgung flächenhaft abdecken. Dagegen waren die Gesundheitskioske ursprünglich als Spezialeinrichtungen in Brennpunktstadtteilen mit hohem Migrationshintergrund z.B.  in Hamburg oder Berlin gedacht.
Nun aber sollen flächendeckend Zentren entstehen, die zu 75,5% aus Beiträgen der Gesetzlichen Krankenversicherung, zu 4,5% aus Beiträgen der Privaten Krankenversicherung und zu 20% aus kommunalen Geldern gespeist werden sollen. Ihre Trägerschaft ist unklar. „Hier sollen hausärztliche Tätigkeiten von nicht-ärztlichem Personal ohne Delegation übernommen werden“, kritisierten die Ärztevertreterinnen und –vertreter. Es sei ein Abfluss von Geldern für schlechtere Versorgung in falscher Trägerschaft zu befürchten.

Abgesehen davon, dass eine solche bundesweite Einrichtung  nicht  notwendig sei, lehnten die hessischen Ärztinnen und Ärzte den Begriff „Kiosk“ für eine medizinische Einrichtung vehement als diskriminierend ab. Neben geschichtlicher Begriffsprägung und der Verbindung zu Gewerbetreibenden signalisiere dieser eine medizinuntypische Qualifikation.

Hingegen begrüßte die Delegiertenversammlung der Landesärztekammer Hessen, dass neue Beratungsangebote und Unterstützung bei der Integration für Menschen in sozialbenachteiligten Regionen aufgebaut werden sollen. Niedrigschwellige Beratungsangebote sollten in besonders benachteiligten Kommunen oder Stadtteilen entstehen und dort sinnvollerweise von regionalen Netzwerken hausärztlicher und fachärztlicher Ärztinnen und Ärzten initiiert und von den regionalen Kommunen finanziell unterstützt werden.

Jeder Mensch solle unabhängig von seiner sozialen Situation die gleichen Gesundheits-chancen erhalten, erklärten die Delegierten. Das deutsche Gesundheitswesen sei kompliziert und insbesondere für Menschen mit Migrationshintergrund schwer zu verstehen. Hier könnten Gesundheitskioske koordinierend unterstützen und im Auftrag der regionalen niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte auch präventive Beratungsangebote leisten.

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