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WAS              
7.Philharmonisches Konzert der Bremer Philharmoniker
„Auszeit am Meer“

WANN
Sonntag, 26. Februar 2023, 11:00 Uhr
Montag, 27. Februar 2023, 19:30 Uhr

WO                
Konzerthaus Glocke
Domsheide 4/5
28195 Bremen

Französisches Flair, Klanggemälde und vertonte Gedichte

Viel französisches Flair versprühen die Bremer Philharmoniker unter dem Dirigat von Ivan Repušić Ende Februar in ihrem 7. Philharmonischen Konzert. Mit Claude Debussys berühmten Klanggemälde La mer und der Symphonie von César Franck bieten sie dem Publikum einen musikalischen Ausflug in das Land des Savoir-vivre. Außerdem auf dem Programm: Die Wiederentdeckung der fast vergessenen Komponistin Dora Pejačević!

Man könnte es fast als Ironie der Geschichte auffassen, dass mit César Franck ausgerechnet ein Belgier eine der wohl bekanntesten Symphonien Frankreichs komponiert hat: Seine d-Moll Symphonie gehört heute zu einem Schlüsselwerk der französischen Romantik. „Welch herrlicher Wohlklang“, schwärmte Franck selbst ganz begeistert. Bei der Uraufführung 1889 stieß das Werk allerdings auf sehr viel Ablehnung. Der Grund: Als musikalische Gattung wurde die Symphonie von vielen Franzosen als typisch deutsch angesehen. Francks von Wagner, Beethoven und Liszt beeinflusste Symphonie nährte den Verdacht, die Musik könne antifranzösisch sein – ein Affront in dem nach dem Deutsch-Französischen Krieg (1870-1871) immer noch hochbelasteten Verhältnis beider Länder. Einem gefiel sie jedoch bereits damals außerordentlich gut: „Die Symphonie von Père Franck ist atemberaubend“, so sein Kollege Claude Debussy. Auch er hatte wie César Franck mit dem Widerstand des französischen Musikestablishments zu kämpfen. Mitglieder der Académie des Beaux Arts verurteilten ihn mit den Worten: „M. Debussy scheint derzeit von dem Wunsch gequält zu werden, Musik zu schreiben, die bizarr, unverständlich und unaufführbar ist.“ Heute wird La mer, seine impressionistische Darstellung des Meeres, als ein Gemälde in Tönen gefeiert, das die Gewalt und auch die Schönheit des Meeres subtil nachzeichnet. Der Komponist und Dirigent Pierre Boulez bezeichnete La mer als „Einweihung eines neuen und sehr persönlichen Klanguniversums.“

Zwischen den beiden Werken von César Franck und Claude Debussy stellen die Bremer Philharmoniker eine Komponistin vor, deren Werk fast in Vergessenheit geriet und nun eine wohlverdiente Renaissance erlebt: Dora Pejačević. Die Kroatin gehörte Anfang des 20. Jahrhunderts zu den unermüdlichen Vorkämpferinnen, die Frauen nicht nur solistisch, sondern auch als Komponistinnen in das Bewusstsein des Publikums und auf die Konzertbühnen vieler Musikmetropolen in Deutschland, Österreich und Ungarn brachte. In der europäischen Kunstszene war sie gut vernetzt und pflegte u.a. Freundschaften mit Karl Kraus und Rainer Maria Rilke. Ihre Vertonungen von vier Gedichten trägt die Mezzosopranistin Annika Schlicht vor.

Das Programm

César Franck (1822-1890)
Symphonie d-Moll     
– Lento
– Allegretto
– Allegro non troppo
Uraufführung am 17. Februar 1889 in Paris

Pause

Dora Pejačević (1885-1923)
Vier Lieder für Stimme und Orchester (Arr. Ivan Żivanović)           
– Verwandlung op. 37b
– Liebeslied op. 39
– Zwei Schmetterlingslieder op. 52
(Gold’ne Sterne, blaue Glöckchen – Schwebe du Schmetterling, schwebe vorbei)

Claude Debussy (1862-1918):
La mer – Drei symphonische Skizzen für Orchester
– De laube à midi sur la mer Très lent
– Jeux de vagues Allegro
– Dialogue du vent et de la mer Animé et tumultueux
Uraufführung am 15. Oktober 1905 in Paris

Ivan Repušić, Dirigat
Annika Schlicht, Mezzosopran

 

Barbara Klein
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
T  +49 (0) 421 – 62 67 312
klein@bremerphilharmoniker.de

Informationen zu Künstlern und Programm / Auszüge aus dem Programmheft

Ivan Repušić
Dirigat

Der kroatische Dirigent Ivan Repušić wurde an der Musikakademie in Zagreb ausgebildet und verfolgte weitere Studien bei Jorma Panula und Gianluigi Gelmetti. Dazu kamen Assistenzen am Badischen Staatstheater Karlsruhe und an der Deutschen Oper Berlin. Seine Karriere startete Ivan Repušić am Kroatischen Nationaltheater in Split als Chefdirigent und Operndirektor. Grundlegende Erfahrungen sammelte er zudem als Musikalischer Leiter der Sommerfestivals in Split und Dubrovnik. Eine lange Freundschaft verbindet ihn mit dem Zadar Chamber Orchestra, dessen Chef er seit 2005 ist. Von 2010 bis 2013 war Ivan Repušić Erster Kapellmeister und von 2016 bis 2019 Generalmusikdirektor an der Staatsoper Hannover. 2011 debütierte Ivan Repušić mit La bohème an der Deutschen Oper Berlin, wo er seit 2014 Erster ständiger Gastdirigent ist. Er war u. a. auch an der Hamburgischen Staatsoper, der Semperoper Dresden, der Komischen Oper Berlin und dem New National Theatre Tokyo sowie beim Orchestra sinfonica di Milano Giuseppe Verdi, beim Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, bei den Prager Symphonikern und der Slowenischen Philharmonie zu erleben. 2017 übernahm Ivan Repušić das Amt als Chefdirigent des Münchner Rundfunkorchesters. Mit Verdis Luisa Miller setzte er den Auftakt zu einem Zyklus von frühen und selten gespielten Verdi-Opern; die Livemitschnitte erschienen jeweils auf CD. Weitere Highlights waren Gastspiele in Budapest, Ljubljana und Zagreb, eine Konzertreise mit Diana Damrau sowie 2022 die erste „Klassik in Bayern“-Tournee. Neue Repertoire-Horizonte eröffnete Ivan Repušić etwa mit Igor Kuljerićs Glagolitischen Requiem; die CD-Veröffentlichung wurde mehrfach ausgezeichnet.

Annika Schlicht
Mezzosopran

Die Mezzosopranistin wurde in Stuttgart geboren und studierte an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin. Seit der Spielzeit 2015/16 ist sie Ensemblemitglied der Deutschen Oper Berlin und sang hier in der vergangenen Spielzeit Fricka (Das Rheingold) sowie Waltraute (Götterdämmerung) im neuen Ring des Nibelungen. Mit Fricka kehrte sie auch im Rheingold zu den Bregenzer Festspielen zurück und gab ihr Hausdebüt in der Walküre an der Staatsoper Stuttgart. Noch während ihres Studiums wurde Annika Schlicht beim Internationalen Opernstudio der Staatsoper Berlin engagiert und debütierte in den Spielzeiten 2013/14 und 2014/15 in diversen Fachpartien. Meisterklassen von Julia Varady und Dietrich Fischer-Dieskau, Deborah Polaski, Patricia McCaffrey und Brigitte Fassbaender, die Annika Schlicht bis zum heutigen Tag betreut, prägten die Sängerin zudem maßgeblich. So wurde sie von Fassbaender eingeladen, eine Liedmatinee beim „Eppaner Liedsommer“ mit Werken von Richard Strauss zu gestalten. Ergänzt wird Annika Schlichts umfangreiche Operntätigkeit als Konzert- und Liedsängerin: Gustav Mahlers Lied von der Erde, Giuseppe Verdis Messa da requiem, Giovanni Battista Pergolesis Stabat Mater, Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium, Richard Wagners Wesendonck-Lieder, Antonio Vivaldis Gloria, Wolfgang Amadeus Mozarts Requiem, Felix Mendelssohn Bartholdys Paulus und Elias, Lili Boulangers Au fond de l’abîme sowie Igor Kuljerics Glagolitisches Requiem sind nur Beispiele ihres Repertoires. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Endes des ersten Weltkrieges wurde Annika Schlicht als Solistin für Beethovens 9. Sinfonie vom UNESCO World Orchestra for Peace engagiert. Sie war Stipendiatin des Richard-Wagner-Verbandes und Preisträgerin anerkannter Wettbewerbe.

César Franck (1822-1890)
Symphonie d-Moll

„Oh, was für eine trockene und triste Musik, ohne einen Hauch von Anmut oder Charme, ohne ein Lächeln! Selbst den Themen fehlt es oft an Interesse.“ So urteilte der Rezensent der Revue des Deux Mondes über Francks symphonischen Erstling und repräsentierte damit den Tenor der Presse, die Francks Werk einhellig verriss. Es gab aber auch positive Stimmen: Francks Kollege Vincent d’Indy etwa fand die Symphonie „majestätisch, plastisch, vollkommen schön, ein ständiges Aufsteigen zu reiner Freude und lebensspendendem Licht“. Als Leiter der Orgelklasse des Pariser Conservatoire genoss Franck weithin Anerkennung, wie auch als Titularorganist der Pariser Kircher Ste. Clotilde. Die Orgelwerke Francks haben nachhaltig zu seinem Ruhm beigetragen, und nicht zu Unrecht gilt Franck als einer der Väter der französischen Orgelsymphonie. Der formale Aufbau der d-Moll Symphonie hat auch ein klares Vorbild im wohl berühmtesten Orgelwerk Francks, der Grande Pièce symphonique: Beide sind zyklisch, ihre ersten Sätze verwenden Varianten einer Sonatensatzform, die zweiten Sätze sind eine Verdichtung des symphonischen langsamen Satzes und des Scherzos, und die dritten Sätze erinnern in der Art Beethovens an alle zuvor dargestellten Themen. Der Einfluss Wagners auf Francks schöpferisches Denken als der entscheidende Unterschied zwischen den beiden Werken angesehen werden, denn die Symphonie ist weitaus freier und ausladender. Dennoch weisen kompositorische Verfahren, wie etwa eine doppelte Exposition im ersten Satz und der „Schmelztiegel“ aller Themen im dritten Satz, auch auf einen anderen Einfluss hin: den des Organisten und Improvisators. Das zeigt sich nicht zuletzt in der Orchestrierung, die in ihrer oftmals blockhaften Verwendung der Klangfarben an Registerwechsel bei der Orgel erinnert. Das musikalische Geschehen wird durch drei Themen bestimmt: ein laut Franck „energisches und feuriges“ in d-Moll, sowie ein zweites, kantables in der Paralleltonart F-Dur die der Franck-Schüler Guy Ropartz als „Motiv der Hoffnung“ charakterisierte. Am eingängigsten ist das heroisch-triumphale dritte Thema, das, so Franck, „in der Durchführung sehr nützlich“ sei und „im Finale wieder aufgenommen wird“. Von Ropartz wurde es „Motiv des Glaubens“ getauft.

Dora Pejačević (1885-1923)
Vier Lieder für Stimme und Orchester (Arr.: Ivan Żivanović)

1885 als Tochter kroatischer Adliger geboren, wuchs Dora Pejačević s im Palast von Našice auf. Ihre Mutter, Gräfin Lilla Vay de Vaya, war selbst Musikerin und sorgte dafür, dass Pejačević Unterricht an der Musikschule des Kroatischen Musikinstituts in Instrumentation, Komposition und Violine erhielt. Bereits im Alter von zwölf Jahren begann sie zu komponieren und studierte später in Dresden und München. Ihr Werk wurde nach dem Krieg immer bekannter, Aufführungen ihrer Werke fanden in vielen europäischen Hauptstädten statt. Tragischerweise verstarb sie kurz nach der Geburt ihres ersten Kindes im Jahr 1923. Die Vier Lieder entstanden zu verschiedenen Zeitpunkten und wurden erst später für Orchester und Singstimme bearbeitet. „Die Verwandlung“ wurde zu den Versen des Schriftstellers und Pejačevićs-Freundes Karl Kraus komponiert, die dieser über ihre gemeinsame Freundin und Kraus‘ Geliebte Sidonie Nádherný geschrieben hatte. Der deutsche Text besteht aus drei Strophen in freien Versen. Jede Strophe hat ihre eigene Melodie, die dem Fluss von Kraus‘ Text folgt. „Liebeslied“ basiert auf einem Text von Rainer Maria Rilke, den Pejačević durch ihre Freundin Sidonie Nádherný kennenlernte. Der ausdrucksstarke Text handelt von der Liebe und vergleicht diese Liebe mit der Musik. Durch ausladende Melodielinien und eine durchweg sanfte Dynamik wird eine meditative Stimmung erzeugt, die in direktem Kontrast zu den chromatischen Harmonien und der fast konstanten Viertelbewegung im Orchesterpart steht. Die „Zwei Schmetterlingslieder“ wurden 1920 auf Texte von Karl Henckell komponiert. Der Text des ersten Liedes nimmt die Perspektive eines Schmetterlings ein, das zweite Lied das gleiche aus einer Außenperspektive beim Blick auf besagten Schmetterling beschreibt. Das Flattern des Schmetterlings zeigt sich auch in der Orchesterpartitur, wenn die Motive zwischen den verschiedenen Instrumenten des Orchesters hin und her zu tanzen scheinen.

Claude Debussy (1862-1918)
La mer – Drei symphonische Skizzen für Orchester

Debussy schrieb Musik, die vielen althergebrachten Regeln zuwiderläuft, das musikalische Universum aber um neue Dimensionen erweitert hat. Der Komponist Pierre Boulez etwa hat dies in Bezug auf Debussys La mer als „Einweihung eines neuen und sehr persönlichen Klanguniversums, neu in der Farbe wie in der Beweglichkeit“ beschrieben. Mit dem Wunsch, formale Linien zu verwischen und neue Klänge und Texturen zu schaffen, war Debussy besonders an neuen Effekten interessiert, wie der Anfang des ersten Satzes von La mer zeigt. „De l’aube à midi sur la mer“ (Morgengrauen bis Mittag auf dem Meer) besticht durch die Verwendung der verschmolzenen Klänge von Pauken und Kontrabässen, den „Echo“-Effekt der beiden Harfen, die um einen Takt versetzt spielen, und die sich überschneidenden Linien der Celli und Bratschen, die eine gedämpfte, neblige Analogie zur Dunkelheit vor der Morgendämmerung auf dem Meer schaffen. Der zweite Satz trägt den Titel „Jeux de vagues“ (Spiel der Wellen). Dieser Satz hat einen spitzbübischen Charakter, der dem des traditionellen symphonischen Scherzos ähnelt. Obwohl einige melodische Ideen, die zu Beginn des Satzes vorgestellt werden, gegen Ende wieder auftauchen, ist der größte Teil des Satzes eine kontinuierliche Entwicklung von fragmentarischen Motiven und melodischen Phrasen, die spielerisch seltsame und bezaubernde neue Klänge erkunden. Das Finale, „Dialogue du vent et de la mer“ (Dialog des Windes und des Meeres), wird gemeinhin als Schilderung eines Sturms interpretiert. Nach einem rumpelnden Beginn taucht eine melodische Idee vom Beginn des ersten Satzes in der Trompete wieder auf. Die stürmische Musik kehrt mit dem „Wind“-Thema in den Fagotten und Pizzicato-Celli zurück, klingt aber in einer ruhigeren Passage ab. In diesem Moment der Ruhe führen die Hörner einen Choral ein, der von figurativen Soloviolinen unterbrochen wird. Dann kehrt das „Meer“-Thema zurück. Die Themen „Wind“ und „Meer“ wechseln sich ab, bis der Choral in kraftvollem Gewand wiederkehrt und La mer zu einem tumultuösen Abschluss führt.

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