Ausstellungen, Messen oder Veranstaltungen haben nicht unbedingt den Ruf, nachhaltig zu sein. Vielmehr gelten sie als verschwenderisch und kurzlebig. Mit dem Messestand auf der Internationalen Grünen Woche (IGW) und dem Agrarkongress für das BMUV konnte die Agentur jedoch durch einen ressourcenschonenden Ansatz unter Beweis stellen, dass nachhaltige Live-Erlebnisse kein Widerspruch sind.

Das BMUV war auf der Internationalen Grünen Woche 2023 mit einem eigenen Stand vertreten. Die IGW, auch das Davos der Landwirtschaft genannt, zählt bundesweit zu den traditionsreichsten Messen und Veranstaltungen in Deutschland. Aussteller aus aller Welt präsentieren an zehn Veranstaltungstagen ein umfangreiches Produktangebot. Zudem gibt die IGW aktuellen gesellschaftlichen Fragen wie Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft, Ressourcenschonung und nachhaltige Landnutzung eine Bühne.

Passend zur Halle „grünerleben“ war der Natürliche Klimaschutz Schwerpunkt der Präsentation des BMUV. Bei den Besucher*innen der IGW sollte ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, wie eng Klimakrise und Biodiversitätskrise zusammenhängen und dass sie nur gemeinsam gelöst werden können. Denn intakte Ökosysteme sind natürliche Klimaschützer und bieten wichtige Lebensräume für Pflanzen und Tiere.

Der Stand hat die Aufmerksamkeit der Messebesucher*innen durch großformatige farbige Banner schon von Weitem geweckt. Darauf waren überraschende Fakten zum „Natürlichen Klimaschutz“ gedruckt, die einen schnellen Einstieg in das Thema ermöglichten. Diese klare und farbige Ansprache hat sich auch in den Grafiken im Stand fortgesetzt.

An den Gangseiten haben spielerische Interaktionen die Besucher*innen niedrigschwellig in den Stand gezogen. Die runde Bühne bildete das kommunikative Zentrum des Stands. Um die Bühne wurden auf Themeninseln zentrale Aspekte des Themas übersichtlich und mit großformatigen Illustrationen sowie einführenden Texten dargestellt. Interaktive Exponate haben diese durch spannende Insights bereichert und luden zum Ausprobieren und Aktivwerden ein. Auf der rund drei Meter hohen Terrasse gab es eine Ausstellung zum Thema Meeresschutz und eine Meeres-Lounge, in der sich die Besucher*innen ausruhen und die Inhalte reflektieren konnten.Bei der Konzeption und Umsetzung des BMUV-Messestands war für die Agentur das Thema Ressourcenschonung besonders wichtig, denn die Messebeteiligung sollte nicht im Widerspruch zum Thema des Messestands „Natürlicher Klimaschutz“ stehen.

„Ressourcenschonung braucht Erfahrung und ein gutes Netzwerk aus Partner*innen. So können Prozesse gemeinsam verbessert werden und wir uns dem Ziel „Zero Waste“ Schritt für Schritt nähern“, erläutert Max Zürker, Kreativdirektor bei facts and fiction, das Konzept. „Wir haben deshalb gleich zu Beginn der Konzeption passende Gewerke mit Erfahrungen im Bereich Ressourcenschonung gesucht und in die Planung miteinbezogen. Sie haben ressourcenschonende Ansätze und Impulse aus ihrer fachlichen Perspektive eingebracht, um bestmögliche Lösungen zu finden.“

Die Herausforderung bei der Gestaltung des Standes bestand darin, ressourcenschonend zu agieren, ohne dabei das Erscheinungsbild des Stands und das Erlebnis der Besucher*innen zu beeinträchtigen. In enger Zusammenarbeit mit dem BMUV wurden alle Anforderungen, Möglichkeiten und Einschränkungen abgewogen und ein Konzept entwickelt, das folgende Maßnahmen beinhaltet:

  • Verwendung von recyclebaren Materialien, wie z.B. bedruckte Stoffbahnen, die zu 100 % aus recyceltem Polyester bestehen und nach ihrem Einsatz wieder vom Produzenten zurückgenommen und in den Produktionskreislauf zurückgeführt werden.
  • Bestandsmaterialien nutzen und keine Sonderbauten beauftragen: Ein Beispiel dafür sind Hochbeete, die aus Transportkisten für Kunstwerke bestehen.
  • Wiederverwendbarkeit von Exponaten, z.B. wurde die Exponat-Technik so benutzerfreundlich angelegt, dass sie bei Folgeveranstaltungen von anderen Partner*innen einfach bespielt werden kann.
  • Existierende Exponate ausleihen und reparieren, z.B. eine 20 Jahre alte Wasserwippe des Bundesamts für Naturschutz (BfN), die die Bedeutung der Moore für den Klimaschutz vermittelt.
  • Vorhandenes Material wiederverwenden oder umnutzen: In der Ressourcenwerkstatt wurden Take-aways wie Notizbücher und Taschen aus alten Bühnenrückwänden gestaltet und hergestellt.

Der ressourcenschonende Ansatz wurde auf dem Stand als zweite Storyline transparent kommuniziert, indem auf die Zirkularität der einzelnen Materialien hingewiesen wurde. So wurde auch der Blick der Besucher*innen für Ressourcenschonung geschärft und der Messestand selbst zum Exponat für eine ressourcenschonende Zukunft.

„Beim BMUV-Messestand auf der IGW konnten wir eine Menge Erfahrungen sammeln. Zum Beispiel, dass nachwachsende Materialien nicht per se besser sind. Es müssen sinnvolle Materialien gefunden und genutzt werden“, sagt Zürker. „Anders als bei einem traditionellen Messestand, bei dem der Fokus des Arbeitsprozesses in der Planung auf dem sichtbaren Part zwischen dem Tag der Eröffnung und dem Ende der Messe liegt, muss ein ressourcenschonender Stand darüber hinaus das Davor und Danach genauso im Blick behalten.“

Bereits am 17. Januar 2023 fand außerdem der 7. BMUV-Agrarkongress in Berlin statt, den die Agentur ebenfalls konzipiert und umgesetzt hat. Unter dem Motto "Lebensgrundlagen sichern – Krisen begegnen" sollte ein Zeichen für gemeinsame Wege zu nachhaltiger Landwirtschaft gesetzt werden. Bundesumweltministerin Steffi Lemke eröffnete gemeinsam mit Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und der Exekutivsekretärin des UN-Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD), Elisabeth Mrema, den diesjährigen BMUV-Agrarkongress. Nach einer Keynote der Transformationsforscherin Maja Göpel diskutierte ein hochrangig besetztes Forum über Vorschläge für eine krisensichere und nachhaltige Landwirtschaft.

Das Keyvisual, entwickelt von facts and fiction, symbolisiert Elemente einer topografischen Landkarte. Die leuchtenden Farben unterstreichen die klare Ausrichtung und die innovative Agrarpolitik des BMUV. Die organisch geformten Elemente wurden dreidimensional auf der nachhaltigen Bühnenrückwand umgesetzt, die gemeinsam mit Dienstleistern und Partnern ressourcenschonend aus Wabenpappe hergestellt wurde. „Es wäre natürlich einfacher, die Elemente aus einem gängigen Kunststoffgemisch zu produzieren, aber es lohnt sich im Entwicklungsprozess mit den Partner*‘innen diese Extra-Meile zu gehen, um eine ressourcenschonende Lösung zu finden“, erläutert Christine Hartwig, Kreativdirektorin bei facts and fiction. Zusätzlich wurde der Stoff der Bühnenrückwand bewusst minimal bedruckt, um eine möglichst hohe Nachnutzung des Materials zu gewährleisten.

„Wir stehen kurz vor dem Abschluss unserer EMAS-Zertifizierung, einer unabhängigen Bestätigung für das umweltbewusste Handeln unserer Agentur. Für uns ist die Umsetzung von Nachhaltigkeitsthemen in Projekten eine Herzensangelegenheit“, sagt Sven Wolgram, der das Berliner Büro der Agentur leitet. „Es ist unser Ziel, immer mehr Projekte ressourcenschonend zu konzipieren. Wir freuen uns, dass wir dies mit dem BMUV so stringent umsetzen konnten: ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.“

Über die facts and fiction GmbH

facts and fiction ist eine interdisziplinäre Kreativagentur mit mehr als 70 festen Mitarbeiter*innen an den Standorten Köln und Berlin. Die Agentur wurde 1992 in Köln gegründet. facts and fiction konzipiert, gestaltet und realisiert für die Bereiche Kunst, Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft innovative analoge sowie digitale Projekte. Der Fokus liegt dabei auf Expo-Pavillons, Museen und Ausstellungen, Veranstaltungen, Exponaten sowie digitalen Lösungen für partizipative und individualisierte Erlebnisse.

Die Agentur hat mehr als 700 Projekte in 50 Ländern umgesetzt und wurde für ihre Arbeiten bereits mit zahlreichen Awards wie dem BIE Award, dem iF Communication Award, dem ADC Wettbewerb oder dem Galaxy Award ausgezeichnet.

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