Die deutsche 15er-Rugbynationalmannschaft der Männer hat es in Neckarsulm am Ende knapp nicht geschafft, sich im Kampf um den Klassenerhalt in der Rugby Europe Championship eine bessere Ausgangsposition zu verschaffen. Im Duell mit einem der vermeintlich direkten Konkurrenten im Abstiegskampf, den Niederlanden, mussten sich die Schwarzen Adler trotz einer starken Aufholjagd in der zweiten Halbzeit mit 29:33 (15:26) geschlagen geben. Damit wird man nun als Vierter der Gruppe im Halbfinale der Platzierungsrunde am 4. März auswärts beim Drittplatzierten der Gruppe B antreten müssen – heißt: in Belgien oder in Polen. Die Absteiger-Frage wird allerdings erst nach der „Rückrunde“ im kommenden Frühjahr entschieden. (Foto: Jan Perlich)

„Wir sind natürlich enttäuscht, weil heute sicher mehr drin war für uns“, konstatierte Nationaltrainer Mark Kuhlmann nach der Partie. „Wir haben insgesamt einfach zu viele Fehler gemacht, mit denen wir uns immer wieder selbst unter Druck gesetzt haben. Wir haben vor allem an den Kontaktpunkten viel zu viele Straftritte kassiert, das war heute der entscheidende Punkt. Mit dem Ball in der Hand hatten wir gute Aktionen und haben ja auch gepunktet, aber insgesamt haben wir heute unser Spiel nicht konstant genug auf den Platz gebracht. Aber: Die Saison ist noch nicht vorbei. Wir müssen weiter hart an uns arbeiten, Fehler minimieren, und dann werden wir auch Spiele gewinnen.“

Deutschland brauchte zu Beginn zu lange, um ins Spiel zu finden, während die Niederländer sich mehr Spielanteile erarbeiteten. Zwar fanden die Gäste zunächst keinen Weg durch die deutsche Verteidigung, nutzten jedoch die ersten beiden „Besuche“ in der deutschen 22-Meter-Zone, um per Straftritt zu den ersten Punkten zu kommen. Die Adler hatten vor allem Probleme gegen das Oranje-Gedränge, das so auch Straftritte generieren konnte. In der 11. Minute kam auch noch etwas Pech dazu, als ein langer Kick der Niederländer unglücklich für die Adler aufsprang und Nutznießer David Weersma zum erhöhten Versuch einlief.

In der Folge kam die deutsche XV besser ins Spiel, gestaltete das Geschehen offener und kam ihrerseits zum ersten Versuch: Ein punktgenauer Überkick fand auf der linken Seite den völlig freistehenden Felix Lammers, der den Versuch legte (18.). Der Erhöhungskick segelte allerdings deutlich vorbei. Besser machte es Edoardo Stella wenig später beim ersten Straftritt in Richtung der Stangen. Aus 23 Metern traf der Kicker sicher (24.). Doch die Niederländer antworteten direkt und trugen den Ball im Paket über die Mallinie (27.).

Der Schiedsrichter ermahnte die Teams danach zu mehr Disziplin und sprach Oranje einen weiteren Straftritt zu, den Weersma erneut sicher zu Punkten nutzte (32.). Deutschland brauchte nun dringend Punkte, um im Spiel zu bleiben, und Oliver Paine lieferte ab. Schnell agiert am Ruck, dann ließ er zwei Gegner aussteigen und legte zum erhöhten Versuch ab (34.). Doch auch die Gäste legten vor der Pause noch mal nach – natürlich durch Kicker Weersma, der vom Kicking-Tee den 15:26-Halbzeitstand markierte.

Das deutsche Team geriet nach Wiederanpfiff direkt wieder unter Druck – vom niederländischen Gedränge und durch eine Gelbe Karte für Justin Renc (45.). Und so sorgte auch das überlegene Gäste-Gedränge dafür, dass Referee Ionescu auf Strafversuch zu Gunsten von Oranje entschied (48.). Doch Leo Wolf hielt sein Team in Unterzahl kurz darauf weiter im Spiel, als ihm ein kurzer Durchbruch zum dritten deutschen Versuch zum 20:33 gelang (52.). Und Stella verkürzte mit einem 40-m-Straftritt auf zehn Punkte Rückstand (60.).

Die Deutschen arbeiteten sich einige Male mühsam nach vorn, gaben dann aber zu oft in Kontaktsituationen die Chance durch Regelverstöße aus der Hand. Aber auf die Kicker war Verlass. Erst traf Raynor Parkinson per Dropgoal, aber der Schiedsrichter hatte zuvor abgepfiffen. So trat stattdessen Stella zum Straftritt an und verwandelte sicher zum 26:33
(68.) und wenig später aus fast 50 Metern mit Rückenwind auch zum 29:33 (70.).

Die Partie stand jetzt auf der Kippe, und Deutschland schien das Momentum zu haben. Dazu passte, dass Fortuin in der 76. Minute einen eher leichten Oranje Straftritt verzog. Die Zeit lief allerdings gegen die Adler, die danach auch nicht mehr zu Punkten kamen, zwar einen Bonuspunkt für das knappe Ergebnis verbuchten, aber den angestrebten Sieg knapp verpassten.

Punkte:
0:3 (3.) – Straftritt David Weersma
0:6 (7.) – Straftritt David Weersma
0:13 (11.) – Versuch & Erhöhung David Weersma
5:13 (18.) – Versuch Felix Lammers
8:13 (24.) – Straftritt Edoardo Stella
8:20 (27.) – Versuch Wolf van Dijk & Erhöhung David Weersma
8:23 (32.) – Straftritt David Weersma
15:23 (34.) – Versuch Oliver Paine & Erhöhung Edoardo Stella
15:26 (40.) – Straftritt David Weersma
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15:33 (48.) – Strafversuch NED
20:33 (52.) – Versuch Leo Wolf
23:33 (60.) – Straftritt Edoardo Stella
26:33 (68.) – Straftritt Edoardo Stella
29:33 (70.) – Straftritt Edoardo Stella

Aufstellung Deutschland:
1 Jörn Schröder (72. Daniel Wolf) – 2 Andrew Reintges (45. Elias Haase) – 3 Paul Weiss (45. Mathis Blume) – 4 Michel Himmer (78. Tyrell Williams) – 5 Sebastian Ferreira – 6 Kilian Bendjaballah (41. Nicolas Rinklin) – 7 Justin Renc – 8 Oliver Stein – 9 Oliver Paine – 10 Raynor Parkinson (74. Michael McDonald) – 11 Felix Lammers – 12 Leo Wolf – 13 Sebastian Rodwell – 14 Zinzan Hees – 15 Edoardo Stella 20 Wolfram Hacker – 21 Luke Wakefield

Zuschauer: 2208; Gelbe Karte: Justin Renc (45.) / —
Schiedsrichter: Alexandru Ionescu, Robert Diaconescu, Cristian Serban (ROM)

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