Was wäre der Fußballverein ohne Hans, der seit 40 Jahren den Platz abstreut? Oder der Tischtennisverein ohne Anita, die die Jugendmannschaften trainiert? Der gemischte Chor ohne seinen Dirigenten? Die Landfrauen ohne ihre Vorsitzende? Das DRK ohne die Bereitschaftsführer? Noch ließe sich die diese Liste verlängern, noch gibt es sie, die Ehrenamtlichen, die voll und ganz für ihren Verein da sind. Doch: Die Zahl derer, die sich über Jahrzehnte engagieren, nimmt immer mehr ab. Es fehlt an Nachwuchs. Um die Ehrenamtlichen in der schwieriger werdenden Lage bestmöglich zu unterstützen, geht der Vogelsbergkreis daher einmal mehr neue Wege: Er hat eine Stabsstelle Ehrenamt geschaffen, deren Leiter Simon Päbler den Ehrenamtlichen fortan als wichtiger Ansprechpartner zur Verfügung steht.

„Das Ehrenamt im Vogelsberg hat viele Gesichter, so viele Menschen sind mit Herzblut bei der Sache und setzten sich in ihrem Dorf oder ihrer Stadt für das Gemeinwohl ein“, betont Landrat Manfred Görig, der jedoch gleichzeitig einschränken muss: „Mehr und mehr bekommen wir allerdings die Auswirkungen des demografischen Wandels zu spüren, die Altersstruktur verändert sich, uns fehlen jüngere Freiwillige, die sich engagieren.“ Zudem hätten sich zahlreiche Ältere in der Corona-Zeit aus dem aktiven Vereinsleben zurückgezogen. Das bürgerschaftliche Engagement stehe daher vor „wegweisenden Herausforderungen“, die man gemeinsam bewältigen müsse.

Um die Ehrenamtlichen bei ihren täglichen Aufgaben bestmöglich zu unterstützen, brauche es hauptamtliche Akteure, die ihr Fachwissen zur Verfügung stellen. “Wir wollen die Menschen, die Verantwortung für das Gemeinwesen übernehmen und sich aktiv einbringen, um die örtlichen Lebensgrundlagen zu gestalten, unterstützen“, ergänzt Simon Päbler, der Leiter der neuen Stabsstelle Ehrenamt. „Wir haben zudem die Wiederbelebung beziehungsweise die Stabilisierung bestehender Vereine nach der Corona-Zeit im Auge.“ Außerdem gehe es um den bedarfsgerechten Ausbau zukunftstauglicher Vereinsstrukturen. Der Aufbau eines Koordinierungszentrums für Bürgerengagement – so die genaue Bezeichnung der Stabsstelle – ermögliche, „genau solche Unterstützungs- und Hilfsstrukturen für Ehrenamtliche im Vogelsberg zu etablieren“, so Päbler.

„Wir wollen das Ehrenamt sichtbar machen, wir wollen deutlich machen, wie wichtig das Ehrenamt für unsere Gesellschaft ist“, unterstreicht Landrat Manfred Görig. „Und deshalb wollen wir eine zentrale Anlauf-, Informations- und Vernetzungsstelle für Bürger, für die Verwaltung und für die Politik schaffen“, so Simon Päbler. „Wir wollen eine regelmäßig stattfindende offene Sprechstunde anbieten, in der die Ehrenamtlichen ihre Sorgen, Fragen, Probleme und auch Vorschläge mit uns besprechen können“, kündigt der Leiter der Stabsstelle an. Digital sollen den Bürgern alle Informationen rund um das Thema „Ehrenamt“ wie zum Beispiel Fördermöglichkeiten oder Qualifizierungsmaßnahmen zentral zur Verfügung gestellt werden. „Auch die Vernetzung der unterschiedlichen Akteure und die Bündelung der umfassenden Informationen soll durch die zentrale Anlaufstelle erfolgen.“ Das gilt auch für die internen Abläufe in der Verwaltung. „Wir haben Mitarbeiter in verschiedenen Fachämtern, die bereits im Bereich des Ehrenamts tätig sind. Auch hier gilt: Wir wollen die Strukturen zusammenführen, wir wollen gemeinsam auftreten“, schildert Päbler.

„Wir wollen Jung und Alt zusammenbringen“, nennt Landrat Manfred Görig einen weiteren Aspekt. „Bürgerschaftliches Engagement muss daher attraktiv gestaltet werden, um vor allem auch für Jüngere wieder interessant zu werden.“ Gerade im ländlichen Raum sei der Kontakt zwischen den Generationen für beide Seiten sehr wertvoll. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels erscheine die Schaffung solcher Begegnungen „dringend erforderlich“. Daher sollen in Zusammenarbeit mit den Schulen, dem Kreisjugendparlament oder örtlichen Sportvereinen verschiedene Aktionen wir zum Beispiel Umweltprojekte, Kreativwettbewerbe oder Schnuppertraining angeboten werden

„Zudem wollen wir geeignete Veranstaltungsformate schaffen und somit den Ehrenamtlichen eine Plattform geben, um ihre Erfahrungen auszutauschen, Projekte vorzustellen und durch die örtliche Politik Wertschätzung zu erfahren“, nennt der Koordinator einen weiteren Punkt.

Päbler und sein Team haben die Arbeit zwar gerade erst aufgenommen, können aber bereits auf die bewährten Strukturen des Vogelsberger Familienbündnisses aufbauen. „Wir haben uns gerade neu aufgestellt, aus acht Arbeitsgruppen haben sich nun vier thematisch abgegrenzte Gruppen gebildet, sodass wir direkt mit der eigentlichen Arbeit beginnen können.“ Auch die erste Veranstaltung ist bereits geplant: „Wir suchen wieder gute Beispiele im Ehrenamt, zahlreiche Meldungen sind eingegangen und die demnächst anstehende Preisverleihung bietet eine gute Plattform, um das Ehrenamt zu präsentieren, zeigt sich Päbler überzeugt.

 

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