Kinder mit Zöliakie entwickeln fast dreimal so häufig juvenile idiopathische Arthritis (JIA), eine rheumatische Erkrankung, im Vergleich zu gesunden Gleichaltrigen. Darauf macht eine schwedische Studie aufmerksam. Deshalb sollten Eltern besonders auf Gelenkprobleme bei betroffenen Kindern achten. „Eine frühe Diagnose hilft, Schmerzen zu verhindern und Gelenkfunktionen zu erhalten. Bei rheumatischen Erkrankungen entzündet sich die Gelenkinnenhaut, schwillt an und produziert vermehrt Flüssigkeit. Unbehandelt schädigt dies mit der Zeit Knorpel, Knochen, Sehnen und Bänder“, erklärt Prof. Dr. Hans-Jürgen Nentwich, Kinder- und Jugendarzt sowie Mitglied des Expertengremiums beim Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Zöliakie ist eine der häufigsten nicht infektiösen Darmerkrankungen. Gluten, das Klebereiweiß aus Getreide, löst bei Betroffenen Entzündungen im Dünndarm aus, die längerfristig auch zu Gewebeschäden im Darm führen. Schon kleinste Mengen an Dinkel, Weizen, Roggen, Hafer oder Gerste in der Nahrung können ausreichen, um bei Zöliakie-Patienten Beschwerden im Magen-Darm-Trakt zu verursachen. Von Zöliakie-Patienten und ‑Patientinnen ist bereits bekannt, dass sie zu Autoimmunerkrankungen neigen, wie Diabetes Typ 1, Schilddrüsen-Autoimmunerkrankungen (Hashimoto-Thyreoiditis, Morbus Basedow). Umgekehrt erhöht auch Diabetes Typ 1 und eine Schilddrüsen-Autoimmunerkrankung das Risiko für Zöliakie.

Die schwedischen Forscher und Forscherinnen verglichen 24.014 Kinder und Erwachsene mit Zöliakie mit 117.397 Gleichaltrigen. Dies bestätigte, dass auch rheumatische Erkrankungen, die eine fehlgeleitete Immunreaktion gegen die Gelenkinnenhaut und z.T. auch gegen andere Organe darstellen, häufiger bei Zöliakie-Erkrankten auftreten. Erwachsene mit Zöliakie entwickeln demnach doppelt so häufig eine rheumatische Erkrankung im Vergleich zu Erwachsenen ohne Zöliakie. In Europa erhalten etwa 0,8% der Bevölkerung die Diagnose Zöliakie. In Schweden ist der Anteil von Zöliakie-Betroffenen in der Bevölkerung in Relation zu anderen Ländern relativ hoch. Schwedische Kinder haben ein 1,8-fach höheres Risiko für Zöliakie als Kinder in Deutschland. „Diese regionalen Unterschiede der Häufigkeit von Zöliakie zeigen, dass neben genetischen Faktoren auch Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Die genauen Hintergründe sind noch nicht vollständig erforscht“, ergänzt Prof. Dr. Nentwich. Nachgewiesen ist, dass das Risiko, an Zöliakie zu erkranken, bei betroffenen Verwandten ersten und zweiten Grades höher ist.

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Quellen:

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