Anlässlich des Bildungsgipfels in Berlin fordert das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) die Einrichtung eines nationalen Bildungsrates. Es brauche grundlegende Reformen, um der Misere im Bildungssystem nachhaltig ein Ende zu setzen. „Verstärkt durch die Krisen der letzten drei Jahre wird deutlich, dass es nicht gelingt, die zentralen Herausforderungen wie Bildungsgerechtigkeit, Inklusion und Digitalisierung zu bewältigen. Der Bildungsgipfel kann nur ein Anfang sein. Eine Chance auf Verbesserung besteht in der gesamtgesellschaftlichen und verbindlichen Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen und mit erheblichen zusätzlichen Mitteln“, sagt Martin Buhl, Sprecher des Sachbereichs „Bildung, Kultur, Medien“ des ZdK.

Neben der fachlichen Qualifikation sei es wichtig, den Fokus auf die Stärkung sozialer und persönlicher Kompetenzen zu legen, so Buhl. „Individuelle Förderung, Wertschätzung, Selbstwirksamkeit und Partizipation müssen in der Schule und in allen Bildungsinstitutionen von der Kita bis zur Weiterbildung ermöglicht werden, damit jungen Menschen der ganzheitliche Kompetenzerwerb und ein erfolgreicher Abschluss gelingt.“

Das ZdK begrüße es, dass bereits im Koalitionsvertrag konkrete Vorschläge zur besseren Förderung und Teilhabe junger Menschen von der Qualitätssicherung in den Kitas über den Ausbau der Schulsozialarbeit bis hin zur Ausbildungsgarantie und der Ausweitung des BAföGs gemacht wurden. „Auch die Einführung einer Grundsicherung für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Bildungssystem zählen wir ausdrücklich dazu,“ so Buhl. „Allerdings ist es uns unverständlich, dass bislang davon so wenig von der Bundesregierung realisiert wurde. Und dass das dringend benötigte Start-Chancen-Programm für 4000 Schulen nun frühestens im Schuljahr 2024/2025 beginnen soll, kritisieren wir. Viele Schüler*innen sind gerade jetzt auf die sozialpädagogische Expertise der Schulsozialarbeit angewiesen. Darüber hinaus werden Mittel auch für den Schulausbau und die Digitalisierung des Lehrens und Lernens dringend gebraucht.“

Immer noch beenden in Deutschland jährlich rund sechs Prozent der Schüler*innen die Schule ohne Abschluss. Laut Bildungsforscher Klaus Klemm sind das aktuell 47.500 junge Menschen. Hierbei sind Jugendliche mit ausländischer Staatsbürgerschaft fast dreimal so oft vertreten wie Gleichaltrige mit deutscher Staatsangehörigkeit. Jeder zweite Jugendliche ohne Hauptschulabschluss war in einer Förderschule. Das führt u.a. dazu, dass rund 14 Prozent junger Erwachsener jedes Jahrgangs langfristig ohne Berufsabschluss bleiben.

„Um dem wachsenden, bereits dramatischen Fachkräftemangel zu begegnen, muss allen jungen Menschen ein Berufsabschluss ermöglicht werden. Wir können es uns nicht mehr leisten, Begabungsreserven nicht zu schöpfen“, sagt Buhl. Dafür gelte es, Barrieren abzubauen, die Bildungserfolge verhinderten, etwa Einschränkungen für Asylbewerber*innen oder Zugewanderte im Zugang zu Bildung.

„Der Bildungsgipfel ist hoffentlich ein Anfang für die Neuausrichtung des Bildungssystems,“ so Buhl. „Mit unserer Forderung nach einem nationalen Bildungsrat unterstreichen wir, dass das Thema Bildung in seiner gesellschaftlichen Breite vorangebracht werden muss.“

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