Mit der Einführung eines zertifizierten Energiemanagements nach DIN ISO EN 50.001 fing im Jahr 2018 alles an. Das System dient (in Verbindung mit einer speziellen Gebäudeleittechnik sowie dem „Computer Aided Facility Management“) der systematisch geplanten Verbesserung des Energieverbrauchs innerhalb des historischen Ensembles. Mit Hilfe des Energiemanagements wird seitdem der Verbrauch einzelner Gebäude erfasst und auf Basis dieser Werte werden konkrete Maßnahmen abgeleitet und umgesetzt.
Eine dieser Maßnahmen: Bestimmte Bereiche wurden mit Präsenzmeldern für die Beleuchtung ausgestattet und das Licht leuchtet nur, wenn auch Personen anwesend sind.
2022 wurden im Rahmen dieser Maßnahmen smarte Heizkörperthermostate der Firma ,vilisto‘ in den Büros des Verwaltungsgebäudes „Neues Krankenhaus“ installiert. Sie sind in der Lage, den Belegungsgrad von Räumen festzustellen bzw. vorauszusagen. Eine Beheizung findet nur dann statt, wenn sie erforderlich ist. Einsparerfolg: 30% im Vergleich zum Vorjahr! Verglichen mit den Vorjahren wurden also ca. 9 Tonnen Kohlenstoffdioxid weniger emittiert. Für 2023 ist die Ausweitung von Installationen auf weitere Gebäude fest eingeplant.
Sebastian Macho, Leiter Facility Management bei der gemeinnützigen Stiftung Kloster Eberbach: „Wir sind auf diesem Gebiet in höchstem Maße innovativ. Erstmalig wird ein zertifiziertes Energiemanagementsystem in einem denkmalgeschützten Kontext implementiert und angewandt“, so der Wirtschaftsingenieur. „Durch die baulichen Besonderheiten des Klosters sowie der veranstaltungstechnischen und musealen Nutzung muss bedarfsgerecht angepasst werden. Bisher zertifizierte Unternehmen in der Produktion oder Industrie können sich baulich flexibler bewegen. Im Kloster unterliegen alle Maßnahmen denkmalpflegerischen Ansprüchen, sodass technisch reversible Lösungen gefunden werden müssen, um historische Bausubstanz für kommende Generationen weiter erlebbar zu belassen.“
Durch das Energiemanagement werden somit heute schon konkrete Einsparungen für die Stiftung erzielt. Dies gilt sowohl für die monatlichen Ausgaben für Strom und Gas sowie für die Einsparung in Bezug auf die CO2-Emissionen.
„Langfristig ist das Ziel die CO2-Neutralität des Klosters“, sagt Sebastian Macho. „Die Überlegungen stecken noch in den Kinderschuhen und können nur in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz ausgearbeitet werden.“
Ein weiterer Baustein ist eine regelmäßige, wiederkehrende Energieberatung für alle Gebäude der Liegenschaft. Kloster Eberbach führte im Mai 2022 ein Vor-Ort-Energiegespräch mit der LEA LandesEnergieAgentur Hessen GmbH durch, in dem u.a. Energieaspekte wie Heizung, Beleuchtung, Aufzüge, Elektromobilität, Lüftung und Kälteerzeugung thematisiert wurden.
„Ich freue mich darüber, dass wir mit dem Energiegespräch dazu beitragen konnten, dass Kloster Eberbach den Weg zu einer noch effizienteren Energienutzung einschlägt“, so Robert Weicht, Themenfeldleitung Elektromobilität und Energieeffiziente Unternehmen bei LEA Hessen. „Wir sind seit dem ersten Tag immer wieder in regem Austausch miteinander und werden auch weiterhin für Fragen, zum Beispiel nach einem passenden Förderprogramm, zur Verfügung stehen.“
Die LEA unterstützt in diesem Prozess nicht nur mit fachlicher Expertise, sondern bietet Unternehmen auch Vernetzungsmöglichkeiten und Beratung zu Förderprogrammen (beispielsweise der KfW, des BAFA und der WI-Bank) an.
Das ehemalige Zisterzienserkloster Eberbach im Rheingau ist ein magischer Ort, an dem Wein und Genuss, Tradition und Zukunft, Begegnung und Dialog, Werte und Ideen eine fruchtbare Symbiose eingehen. Der Schutz und Erhalt dieses herausragenden Kulturdenkmals ist die Kernaufgabe der gemeinnützigen Stiftung Kloster Eberbach. Dazu gehören, neben dem aufwendigen Unterhalt und Betrieb der denkmalgeschützten Klosteranlage, die Förderung kultureller Projekte und die Öffnung für die breite Öffentlichkeit. Besucherinnen und Besucher im Kloster die Bedeutung von Kulturgut erlebbar zu machen und zukunftsrelevant zu vermitteln, ist das erklärte Ziel.
Parallel zur einmaligen Generalsanierung (begonnen im Jahr 1986) übertrug das Land Hessen 1998 die gesamte Liegenschaft Kloster Eberbach auf die öffentlich-rechtliche Stiftung, die seitdem die Mittel für die dauerhafte Erhaltung und für die laufenden Kosten der historischen Klosteranlage selbst erwirtschaften muss. Sie finanziert sich über Eintrittsgelder, Spenden, Führungen, Veranstaltungen, Miet-und Pachteinnahmen.
Der Stiftungsauftrag: Werte erhalten, Zukunft gestalten, Dialog fördern.
Aus dem Weinbau erwuchs dem Kloster der Reichtum, der zu Größe, Rang und Ansehen führte. Über einen Zeitraum von neun Jahrhunderten wurden hier in lückenloser Beständigkeit wertvolle Kreszenzen ausgebaut, gelagert und vermarktet, was Kloster Eberbach weltweit einzigartig macht. Zusätzlich zu den vier Weinbaudomänen bewirtschaftet die Hessische Staatsweingüter GmbH Kloster Eberbach nicht nur den wertvollsten Lagenbesitz in Deutschland, sondern ist auch mit rund 90 Hektar Steillagen das größte deutsche Steillagenweingut. Verantwortung für die Kulturlandschaft, Umwelt und Ressourcen sind Grundlage der nachhaltigen und besonders naturnahen Bewirtschaftung der Weinberge. So entstehen genussvolle Botschafter der einzigartigen Weinkultur von Kloster Eberbach.
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