In einem offenen Brief an den Veranstalter der „Wish for a Baby“-Messe fordert TDF, dass Ausstellende und Veranstaltungen, die über in Deutschland illegale Behandlungsmethoden informieren und sie bewerben, von der Messe ausgeschlossen werden. Besonders scharf zu kritisieren ist das offensichtlich kommerzielle Interesse von AkteurInnen, die Leihmutterschaftsprogramme oder Fruchtbarkeitsbehandlungen mit Eizellabgaben selbst anbieten.
Abhängigkeiten und ungleiche Machtverhältnisse
„Hinter diesen Techniken und Prozessen steht ein globales Geschäftsmodell, das auf ungleichen Machtverhältnissen beruht.“, so Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin von TERRE DES FEMMES e. V.: „Die Leihmütter stehen in einem ausgeprägten Abhängigkeitsverhältnis zu den AuftraggeberInnen. Die Körper von Frauen, die von sozialer Ungleichheit besonders betroffen sind, werden ausgebeutet. TDF spricht sich daher schon seit langem gegen eine Legalisierung von Mietmutterschaft in Deutschland aus. Zudem bestehen unvorhersehbare Risiken für die Frau und das Kind, die nicht vertretbar sind – sowohl gesundheitlich als auch ethisch und psychisch. Trotz allem Verständnis für einen Kinderwunsch: Es gibt kein Recht auf ein Kind.“
Rechtliche Lage und TDF-ForderungenDas vertraglich vereinbarte Austragen von Kindern für Dritte ist in Deutschland und in vielen anderen europäischen Ländern verboten. Es gibt jedoch zunehmend politische Bestrebungen, die Gesetzeslage in Deutschland hinsichtlich der möglichen Legalisierung von sogenannter „altruistischer“ Leihmutterschaft zu überprüfen. TDF warnt vor einer Legalisierung jeglicher Form von Leih- bzw. Mietmutterschaft, weil auch das altruistische Austragen eines Kindes für alle Beteiligten, vor allem aber für die Schwangere, mit Risiken verbunden ist. Zudem wird in den meisten Fällen auch bei altruistischer Leihmutterschaft eine „Aufwandsentschädigung“ gezahlt, die oft so hoch ist, dass sie einen finanziellen Anreiz darstellt.
TDF fordert effektive Maßnahmen der Bundesregierung, um zu verhindern, dass deutsche StaatsbürgerInnen Mietmütter im Ausland beauftragen. Auch der Einsatz der Bundesregierung auf internationaler Ebene ist notwendig, um im Rahmen der Menschenrechtsinstrumente die Ausbeutung von Frauen als Mietmütter wirksam zu unterbinden.
Alternativen zur Erfüllung des Kinderwunschs
Zur Erfüllung des Kinderwunschs sollten Maßnahmen ergriffen werden, die alternative Möglichkeiten schaffen oder ausweiten. Eine frühe Aufklärung und ausreichend Beratung über die eigene Fertilität sind hier beispielsweise zu nennen. Die frauenspezifische Gesundheitsforschung muss stärker gefördert werden, um Leiden wie Endometriose, die die Fertilität beeinflussen können, frühzeitig diagnostizieren zu können. Aber auch die Förderung von alternativen Familienmodellen sollte vermehrt angestrebt werden – Pflegschaften und Adoptionen oder auch Co-Parenting und soziale Elternschaften müssen erleichtert werden.
Online-Veranstaltung zum Thema
Zu diesen Forderungen veranstaltet das Referat „Sexuelle und Reproduktive Rechte“ von TERRE DES FEMMES am 4. April die Online-Veranstaltung „Perspektiven auf Leihmutterschaft – Eine kritische Betrachtung“. Dabei wird der Themenkomplex aus medizinischer, ethischer und frauenrechtlicher Perspektive sowie aus dem Blickwinkel der Menschen mit Kinderwunsch beleuchtet. Anschließend gibt es für alle Teilnehmenden die Möglichkeit zur Diskussion.
Um Anmeldung – inklusive kurzer E-Mail mit Namen und ggf. Institution – wird bis zum 27. März 2023 an repro@frauenrechte.de gebeten.
Weiterführende Links
TDF-Positionspapier zum Thema
Online-Veranstaltung von TDF zum 04. April
Offener Brief an den Veranstalter von "Wish for a Baby"
TDF zu Leih- bzw. Mietmutterschaft
TERRE DES FEMMES – Menschenrechte für die Frau e.V. ist eine gemeinnützige Menschenrechtsorganisation, die sich für ein selbstbestbestimmtes, gleichberechtigtes und freies Leben für Mädchen und Frauen weltweit einsetzt. Durch öffentlichkeitswirksame Aktionen, Publikationen, Veranstaltungen, Kampagnen und Lobbyarbeit sensibilisiert TERRE DES FEMMES die Öffentlichkeit und Politik für geschlechtsbedingte Gewalt und Diskriminierung.
TERRE DES FEMMES unterstützt Mädchen und Frauen durch spezifische Aufklärungsprogramme in Schulen und ihren Communities. Mit anderen Frauenrechtsorganisationen ist TERRE DES FEMMES international vernetzt, fördert Projekte, Organisationen und Initiativen von Frauen für Frauen im Ausland. Die Arbeit des Vereins konzentriert sich auf die Themenschwerpunkte weibliche Genitalverstümmelung, Häusliche und Sexualisierte Gewalt, Gewalt im Namen der Ehre, Frauenhandel und Prostitution, Gleichberechtigung und Integration, sowie Internationale Zusammenarbeit.
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