Besonders Herz-Kreislauf-Patienten profitieren von digitalen Lösungen und können durch neue Wege in der Gesundheitskommunikation besser versorgt werden. Die Herzstiftung ist Partner im digitalen Forschungs-Großprojekt CAEHR. Warum CAEHR für Herzpatienten von Vorteil ist, erläutert der klinische Projektleiter in HERZ heute

Bei Herzinfarkt und Schlaganfall zählt jede Minute. Jede Information über Patienten (Medikation, Vorerkrankungen) ist für die behandelnden Ärzte wichtig, elektronische Datenübermittlung vom Rettungswagen direkt in die Klinik kann für die schnelle weitere Versorgung ausschlaggebend sein. „Besonders in einer Notfallsituation profitieren Patienten von der digitalen Vernetzung“, sagt Prof. Dr. Udo Bavendiek, klinischer Leiter des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts CAEHR (CArdiovascular diseases – Enhancing Healthcare through cross-sectoral Routine data integration). CAEHR ist eines von sechs Digitalen FortschrittsHubs Gesundheit des BMBF, die im Jahr 2021 gestartet wurden. Die Deutsche Herzstiftung als offizieller Partner von CAEHR unterstützt die Erarbeitung neuer digitaler Lösungen und berichtet über das Projekt im Rahmen eines Interviews mit Prof. Bavendiek in der aktuellen Ausgabe HERZ heute, die sich dem Themenschwerpunkt der Telekardiologie widmet.

Die Notfallmedizin stellt jedoch nur einen von vielen Versorgungsbereichen dar, wo Herzpatienten von digitalen Lösungen in der medizinischen Versorgung enorm profitieren. „Wir konzentrieren uns auf die sogenannten Schnittstellen. Das sind die Übergänge zwischen den verschiedenen Institutionen im Gesundheitswesen, etwa zwischen den niedergelassenen Ärzten und den Kliniken“, so Kardiologe Prof. Bavendiek. Der Oberarzt an der Klinik für Kardiologie und Angiologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) sieht Verbesserungsbedarf insbesondere bei der Datenübermittlung: „Die Lösungen, die wir in unserem Projekt finden, sollen dann später bundesweit angewandt werden.“ Dafür erarbeiten die CAEHR-Forscher drei Anwendungsfälle (sog. „Use-Cases“) für neue digitale Strukturen, mit denen der Datenaustausch vorangebracht werden soll:

  • Bei der ambulanten Versorgung können durch digitalen interdisziplinären Informationsfluss sowie durch Austausch zwischen Praxen und Herzkliniken Doppeluntersuchungen vermieden und die Behandlung besser aufeinander abgestimmt werden.
  • Bei der Notfallversorgung im Rettungswagen können für die Behandlung wichtige Parameter wie Symptome, Herzfrequenz, Blutdruck und EKG direkt in die Notfallambulanz einer Klinik oder CT-Aufnahmen des Patienten aus der Notfallambulanz eines Krankenhauses im ländlichen Raum rasch in ein spezialisiertes Zentrum übermittelt werden.
  • Bei der Planung der Rehabilitation kann die Behandlung individueller auf den Patienten zugeschnitten sein, wenn dessen Daten digital für alle Behandler zugänglich sind.

Mit Hilfe spezieller Internetseiten, aufgebaut wie ein Gesundheitsportal, sollen zum Beispiel bei Reha-Planung alle an der Behandlung eines Patienten Beteiligten aus Klinik und Reha-Einrichtung die medizinischen Patientendaten für die Rehabilitationsmaßnahmen „in übersichtlicher und standardisierter Form“ einsehen können, wie Prof. Bavendiek im HERZ heute-Interview erläutert.

Zusätzlich speichern digitale Helfer wie Wearables und Smartwatches Gesundheitsdaten, wie ein anderes Modellprojekt im „Use-Case“ der ambulanten Versorgung bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit oder Herzschwäche zeigt. Digitale Daten zu Herzfrequenz, Herzströmen und Aktivität der Anwender können dem niedergelassenen Arzt bei Verlaufsuntersuchungen wichtige Informationen über den Gesundheitszustand des Herzpatienten liefern.

Längst überfällig: lebensrettender Informations- und Zeitgewinn in der Versorgung

Die digitalen Zukunftslösungen, die im Rahmen des CAEHR-Projekts erarbeitet wurden, reihen sich ein in die aktuelle politische Debatte zur Digitalisierung im Gesundheitswesen. „Moderne Medizin basiert auf Digitalisierung und Daten“, ist Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bei der Vorstellung seiner Digitalisierungsstrategie überzeugt. Bis Ende 2024 will er die elektronische Patientenakte (ePA) verpflichtend für den Patienten einführen – es sei denn, er widerspricht aktiv (Opt out-Option) (1). Befunde, Röntgenbilder, MRT-Aufnahmen, Impfpass und Medikationspläne sollen in die ePA eingestellt werden; einsehbar für die Patienten selbst und alle Behandlungsbeteiligten.

Den lebensrettenden Informations- und Zeitgewinn durch Digitalisierung, etwa in der Notfallversorgung von Patienten, sehen auch Notfall- und Intensivmediziner wie Prof. Dr. Christian Karagiannidis von der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). Das DIVI-Präsidiumsmitglied sieht deshalb die ePA und die damit verbundenen Digitalisierungseffekte als wichtigen und längst überfälligen Hebel dafür, dass sich die Versorgung in Deutschland „erheblich und nachhaltig verbessern“ werde (2).

Der Ausbau des digitalen Behandlungsalltags spare in der Patientenversorgung wertvolle Zeit, meint auch CAEHR-Leiter Prof. Udo Bavendiek im HERZ heute-Interview. „Dies ermöglicht eine bessere Patientenversorgung unter anderem durch mehr Zeit für das Gespräch und die Untersuchung, also die direkte Interaktion zwischen Arzt und Patient.“ Außerdem sollen Forscher die digital erfassten Daten für neue Erkenntnisse in Diagnostik und Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen nutzen dürfen. Hier sind andere Länder schon viel weiter als Deutschland.

Das Interview „Digitale Zukunftslösungen“mit Prof. Dr. Udo Bavendiek zum CAEHR-Großprojekt sowie viele weitere Experten-Beiträge rund um die Telemedizin und Telekardiologie sind in der aktuellen Ausgabe der Herzstiftungs-Zeitschrift Herz heute 1/23 „Fernblick auf das Herz“ enthalten. Ein Probeexemplar dieser Ausgabe kann kostenfrei unter Tel. 069 955128-400 oder bestellung@herzstiftung.de angefordert werden.

Quellen:

(1) BMG: Gemeinsam digital – Digitalisierungsstrategie für das Gesundheitswesen und die Pflege: www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/3_Downloads/D/Digitalisierungsstrategie/BMG_Broschuere_Digitalisierungsstrategie_bf.pdf

(2) Video-Interview mit C. Karagiannidis, DIVI: www.tagesschau.de/multimedia/video/video-1166303.html

Über den Deutsche Herzstiftung e.V.

Die Deutsche Herzstiftung e. V. wurde 1979 gegründet und ist heute die größte gemeinnützige und unabhängige Anlaufstelle für Patienten und Interessierte im Bereich der Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zu den Hauptaufgaben der Herzstiftung gehört es, Patienten in unabhängiger Weise über Herz-Kreislauf-Erkrankungen, deren Vorbeugung sowie über aktuelle Diagnose- und Therapiemöglichkeiten aufzuklären. Bekannt ist die Herzstiftung außerdem durch ihre bundesweiten Aufklärungskampagnen und als wichtige Förderinstitution in der Herz-Kreislauf-Forschung. Die hohe Qualität ihrer Informationsangebote beruht nicht zuletzt auf der Expertise der rund 500 Herzspezialisten im Wissenschaftlichen Beirat der Herzstiftung. Vorstandsvorsitzender ist der Kardiologe Prof. Dr. Thomas Voigtländer (Frankfurt a. M.), Schirmherrin ist Barbara Genscher.

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