Wer hätte das gedacht? Das Internet macht selbst vor einem Vogelsberger Bienenstock nicht Halt und sorgt für Probleme. Denn: Längst gibt es einen florierenden Internethandel mit Bienen, mittlerweile werden als besonderer Clou zu Geburtstagen sogar ganze Bienenvölker verschenkt – leider auch an Menschen, die mit der Imkerei so gar nichts zu tun haben. In solchen Fällen sind die Bienensachverständigen gefragt. Zehn davon gibt es im Kreis, die ihre Imkerkollegen unterstützen. Acht von ihnen wurden nun von Landrat Manfred Görig für weitere drei Jahre als Sachverständige bestellt.

„Es wird immer komplizierter“, sind sich die Sachverständigen in ihrer Einschätzung einig. Nicht nur wegen des Internethandels. Vor allem macht der Klimawandel zu schaffen. „Wir hatten noch nie so einen heißen Sommer wie im letzten Jahr – die Auswirkungen wird man jetzt sehen“, schildern sie im Gespräch mit Landrat Manfred Görig und Amtstierarzt Dr. Robert Riße vom Amt für Veterinärwesen, Verbraucherschutz und Ordnungsangelegenheiten. Hinzu kommt der Futtermangel im vergangenen Oktober, es bleibt abzuwarten, wie die Bienen das verkraftet haben.

Aber auch ohne solch schwierige Rahmenbedingungen – die Imkerei lässt sich nur mit viel Liebe zum Hobby und mit viel Zeit betreiben. „Wir hatten 40 Jahre viele gute Imker im Kreis, aus Altersgründen haben nun einige aufgehört“, resümieren die Sachverständigen und hoffen, dass die „Neuen“ dabeibleiben, wohlwissend, dass „der Umweltschutz in der Imkerei viel Zeit kostet“.

Erfreulich: Immer mehr Frauen entdecken die Bienenzucht für sich. So konnte beispielsweise in Lautertal die Mitgliederzahl in den letzten 15, 20 Jahren nahezu verdoppelt werden – darunter viele Frauen. „Viele Frauen, die im Vogelsbergkreis neu dazugekommen sind, imkern sehr ordentlich“, so das einhellige Lob der Kollegen, die den Imkerinnen zudem bescheinigen, „nicht nur Ahnung zu haben, sondern vor allem ein Gefühl für die Biene“. Damit nicht genug: Die Frauen engagieren sich in den Vereinen, übernehmen Verantwortung und arbeiten in den Vorständen mit. Und mit Judith Otterbein gibt es sogar die erste Bienensachverständige im Vogelsbergkreis.

Doch was genau macht ein Bienensachverständiger? Im Kreis gibt es derzeit zehn dieser speziell ausgebildeten Imker, die mindestens fünf Jahre praktische Erfahrung in der Bienenhaltung gesammelt haben müssen, bevor sie zusätzliche Ausbildungen durchlaufen. Nach der Qualifizierung unterstützen sie das Veterinäramt des Kreises bei der Vorbeugung und Bekämpfung von Bienenseuchen und -krankheiten und sind Ansprechpartner und Berater für Imker. Sie beantworten beispielsweise Fragen zu Bienenständen oder zur Bienenhaltung. „Sachverständige sind wichtig, denn neben den Insekten und Wildbienen gehört auch die Honigbiene zu einem intakten Naturraum – die Tiergesundheit auch dort im Blick zu haben, ist unerlässlich. Außerdem ist ein ständiger Erfahrungs- und Informationsaustausch zwischen Veterinäramt und Imkern ausgesprochen hilfreich“, führt Landrat Görig aus. Die Beratung von Imkern vor Ort sorge für Qualität und gesunde Völker, ebenso wie die von den Bienensachverständigen durchgeführten Untersuchungen am Bienenstand, die als Grundlage für Gesundheitszeugnisse dienen, die dann das Veterinäramt ausstellt. „Danke, dass Sie wieder dabei sind“, so der Landrat an die Adresse der Sachverständigen gerichtet. „Es ist wichtig, dass es Sie gibt.“

Für weitere drei Jahre als Sachverständige bestellt wurden: Friedel Berck, Günter Euler, Günter Klein, Günter Lemmer, Walter Pohl, Hans Heinrich Rehberger, Gerhard Roth und Niklas Wudel.

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