Für die Wasserkraft wurden im Rahmen der Trilog-Verhandlung gar keine Nachhaltigkeitskriterien beschlossen, obwohl das Europäische Parlament solche zunächst gefordert hatte. Lediglich ein Verweis auf die Wasserrahmenrichtlinie und die Auswirkungen von Wasserkraft werden in einem Nebensatz erwähnt.
Darüber hinaus kann der Bau von Wasserkraft- und Biomasseanlagen in beschleunigten Verfahren durchgesetzt werden, in denen teilweise eine Umweltverträglichkeitsprüfung umgangen werden kann. „Biomasse ist nicht der einzige Bereich, in dem der Versuch der EU, die Erneuerbare-Energie-Richtlinie zu überarbeiten, gescheitert ist“, ergänzt Bruna Campos. „Wasserkraft hat schädliche Auswirkungen auf die Natur, was in der Biodiversitätsstrategie bis 2030 hervorgehoben wurde. Trotzdem sind die Entscheidungsträger in Brüssel nicht bereit, von dieser Art der Energieerzeugung abzulassen. Die EU verbringt mehr Zeit damit, Umweltvorschriften zu umgehen, als sie tatsächlich umzusetzen“, so Bruna Campos weiter. „Es ist der absolut falsche Weg, es den Mitgliedsstaaten zu überlassen, Umweltverträglichkeitsprüfungen zu umgehen, wenn sie es für vertretbar halten.“
Den Zielwert für erneuerbare Energie bis 2030 haben die EU-Entscheidungsträger zwar von 30 auf 42,5 Prozent erhöht, aber dies ist nicht annähernd genug, um bis 2040 100 Prozent erneuerbare Energien zu erreichen. Wenn dann auch noch „Fake-Erneuerbare“ in dieses Ziel einbezogen werden, wird es offensichtlich, dass die Politikerinnen und Abgeordneten die Klimakrise nicht ernst genug nehmen.
Hintergrundinformationen:
Sowohl die ökologische Krise als auch die Klimakrise bedrohen die Gesundheit unseres Planeten, einschließlich der menschlichen Lebensgrundlagen und der biologischen Vielfalt. In diesem Zusammenhang hat die Europäische Kommission am 14. Juli 2021 eine Überarbeitung der Erneuerbare-Energie-Richtlinie (Renewable Energy Directive, RED) angekündigt. Der Vorschlag der Kommission gewährleistete jedoch nicht, dass die zukünftigen erneuerbaren Energien in der EU keine negativen Auswirkungen auf die Natur haben. EuroNatur hat sich bei den EU-Entscheidungsträgern für eine Überarbeitung der RED eingesetzt (RED4Nature), die den Fokus auf eine umweltfreundliche Energieerzeugung legt und insbesondere den Bau von Staudämmen an Flüssen und die Abholzung von Biomasse in Ur- und Naturwäldern verbietet. Nur eine RED, die der Natur dient, kann uns helfen, die Biodiversitäts- und Klimakrise gleichermaßen zu lösen.
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EuroNatur ist eine gemeinnützige, international tätige Naturschutzstiftung mit Sitz in Radolfzell am Bodensee. Ziel ist der grenzübergreifende Erhalt wertvoller europäischer Natur- und Kulturlandschaften mitsamt ihrer Artenvielfalt. Hauptbestandteil der Arbeit von EuroNatur ist es, Menschen und Natur zu verbinden – die Grundlage, um einen langfristigen Erfolg der Projekte zum Schutz von Wildtieren wie Wölfen, Bären, Luchsen, Zugvögeln und ihren Lebensräumen zu erreichen.
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