Das mit dem Konzept Kolibri 2019 neu aufgelegte Förderprogramm erreicht nicht das gewünschte Ziel, die Qualität der Sprachförderung und -bildung zu steigern. „Wir begrüßen Standards für die Qualifikation der Sprachförderkräfte, die auch Vor- und Nachbereitungszeit für die Förderstunden einschließen“, sagt Pfarrer Albrecht Fischer-Braun, Geschäftsführer des Evangelischen Landesverbands. „Es kann aber nicht die gewünschte Wirkung erzeugen, wenn Träger dies nicht umsetzen können. Eine klare, unbürokratische Unterstützung der in den Alltag integrierbaren Sprachförderangebote hätten wir schon zu Beginn des Förderprogramms für fachlich geboten gehalten. Stattdessen sind die Verwaltungshindernisse und Anforderungen an die Qualifizierung für die Umsetzung höher geworden. Die Voraussetzungen sind weniger transparent als zuvor. Dies ist vor Allem in der organisatorischen Umsetzung der Verwaltungsvorschrift begründet.“
Sowohl evangelische wie auch kommunale Fachberatungen berichten verstärkt, dass Träger aufgrund der hohen Hürden mehr und mehr abgeschreckt werden, sich an dem Landesprogramm zu beteiligen, obwohl sie die Sprachbildung und -förderung für zentral wichtig halten. „Es ist für die Träger und Fachkräfte nicht nachvollziehbar, dass nur ganz bestimmte Vorgehensweisen und begrenzt zugängliche Qualifizierungen der Sprachförderkräfte anerkannt werden, auch wenn vorher bereits viel in den Bereich investiert wurde. „Verschärft wird diese Problematik durch fehlende Transparenz“, sagt Fischer-Braun. Zusätzlich seien die bürokratischen Anforderungen und notwendigen Investitionen für alltagsintegrierte Sprachförderung deutlich angestiegen. Langjährig bestehende Konzepte müssten in langwierigen, auf den Einzelfall bezogenen Verfahren überarbeitet und genehmigt werden. Umfangreiche Teamfortbildungen würden trotz vorliegender Fachexpertise in der Kita nachgefordert.
Ein ganzes Team über zehn Fortbildungstage zu qualifizieren, um einen vergleichsweisen kleinen Zuschuss von 2.000 Euro zu erhalten, ist grundsätzlich eine deutliche Hürde. Unter den aktuellen Bedingungen des Fachkräftemangels ist das sehr oft nicht zumutbar und führt dazu, dass Träger keine weitere Sprachförderung anbieten. Die Schlechterstellung der alltagsintegrierten Sprachförderung ist umso weniger zu verstehen, da sehr gute wissenschaftlich fundierte Konzepte vorliegen, die konzeptionell in die richtige Richtung weisen. Sprache ist eine wesentliche Grundlage für die Teilhabe an der Gesellschaft. Um dies sicherzustellen, braucht es jetzt eine Entbürokratisierung der Sprachförderung, die Benennung von klaren, transparenten Standards zur Qualifikation der Sprachförderkräfte und die Eröffnung von Handlungsspielräumen für die Träger in der Umsetzung.
Sprachförderung und -bildung in den Kitas hat durch Corona eine noch größere Relevanz erhalten, da Kinder durch fehlende soziale Kontakte während der Pandemie in ihren Kommunikationsmöglichkeiten beeinträchtigt waren. Umso wichtiger es ist, dass Sprachförderung und -bildung von politischer Seite so unterstützt wird, dass möglichst viele Kinder davon profitieren können und dies nicht durch bürokratische Hürden erschwert wird.
Die Zielsetzung eines Gesamtkonzepts Sprachförderung und -bildung mit vereinfachten Wegen zur Förderung auch mit den Mitteln des Gute-Kita-Gesetzes ist aus unserer Sicht der richtige Schritt.
Hintergrund
Im Rahmen des Pakts für gute Bildung und Betreuung wurde die Gesamtkonzeption „Kompetenzen verlässlich voranbringen (Kolibri)“ zu Fördermaßnahmen im frühkindlichen Bereich erstellt. Unter anderem werden Sprachfördermaßnahmen in Fördergruppen mit bis zu 7 Kindern gefördert.
Ab dem Alter von zwei Jahren und sieben Monaten können Kinder bis zum Schuleintritt eine Sprachförderung im Umfang von max. 120 Stunden pro Jahr erhalten. Für die Durchführung der Sprachförderung ist eine umfangreiche Qualifizierung erforderlich. Die Übergangsfrist zum Nachweis dieser Qualifizierung endet zum kommenden Kindergartenjahr. Bei alltagsintegrierter Sprachförderung muss das Konzept an die Verwaltungsvorschrift angepasst und das ganze Team qualifiziert werden. Die hierzu notwendigen Anpassungen können nur im Einzelfall geprüft werden.
Der Evangelische Landesverband – Tageseinrichtungen für Kinder in Württemberg e.V. – ist ein Trägerverband aus kirchlichen und weiteren freien sowie kommunalen Trägern von Kindertageseinrichtungen. Der Verband schließt Träger zusammen, die in der Erziehung, Betreuung und Bildung von Kindern auf evangelischer Grundlage arbeiten. Dem Verband sind 700 kirchliche, weitere freie sowie kommunale Träger mit 2.400 Kindertageseinrichtungen angeschlossen. Der Verband ist Mitglied des Diakonischen Werks der evangelischen Kirche in Württemberg e.V. und der Bundesvereinigung Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder e.V. (BETA).
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