Die Stimmung des regionalen Handwerks hat sich zu Jahresbeginn aufgehellt. Knapp 60 Prozent der Betriebe waren mit den Geschäften im ersten Quartal zufrieden. Auch die Aussichten werden optimistischer eingeschätzt als zuletzt. Erstmals seit einem Jahr liegt der Erwartungsindex wieder im positiven Bereich.

„In allen Branchen lief der Start ins neue Jahr besser als erwartet. Angesichts der zahlreichen Krisen sollte man vielleicht ‚besser als befürchtet’ sagen, fasst Präsident Harald Herrmann die Ergebnisse der jüngsten Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Reutlingen zusammen. Die für den Winter befürchtete Energiemangellage sei ebenso ausgeblieben wie der vielfach befürchtete größere Einbruch der Wirtschaftsleistung. Allerdings bleibe die Lage von zahlreichen Unsicherheiten geprägt, so Herrmann. „Auch wenn die pessimistischen Prognosen nicht eingetreten sind, bleiben die Risiken auf dem Energiesektor oder die nach wie vor hohe Teuerungsrate bestehen.“

Betriebe erwarten stabile Entwicklung

58,6 Prozent der Betriebe in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb bewerteten ihre wirtschaftliche Lage im ersten Quartal mit der Note „gut“. Unzufrieden äußerten sich 8,2 Prozent der Befragten, halb so viele wie vor einem Jahr. Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich bei den Erwartungen. Zwei Drittel der Unternehmen erwarten für das Frühjahr vor allem Stabilität. Mit 29,7 Prozent rechnen zwar weniger Betriebe als vor einem Jahr mit besseren Geschäften, allerdings ist der Anteil der Pessimisten deutlich gesunken. Lag der Anteil der Pessimisten vor einem Jahr noch bei 13,2 Prozent, sind es aktuell nur noch 2,8 Prozent der Betriebe. Nach drei Quartalen in Folge, in denen die Aussichten negativ eingeschätzt wurden, erreicht der Erwartungsindex mit +26,9 Punkten wieder den positiven Bereich. Der Konjunkturindikator der Handwerkskammer Reutlingen, der Lagebeurteilungen und Erwartungen zusammenfasst, steigt auf +38,4 Punkte.

Auftragslage verbessert

Nach zwei Quartalen, in denen Rückgänge in den Auftragsbüchern zu verzeichnen waren, hat sich die Auftragslage zuletzt wieder verbessert. 27,6 Prozent der Betriebe meldeten mehr Bestellungen, 23,6 Prozent weniger Eingänge. Damit entwickelte sich die Auftragslage in der Region etwas besser als im Landesdurchschnitt, blieb aber hinter den Vorjahreswerten zurück.

Saisonal typisch haben sich die Umsätze entwickelt. Jeder fünfte Betrieb konnte im Winterquartal seine Einnahmen steigern (20,8 Prozent), gleichzeitig verbuchten 27,4 Prozent einen Rückgang. Die Erwartungen für das Frühjahr fallen zuversichtlicher aus. Rund die Hälfte der Betriebe erwartet höhere Umsätze, wenngleich ein großer Teil der nominalen Zuwächse auf höhere Kosten für Energie, Rohstoffe und Vorprodukte zurückzuführen sein dürfte. Aktuell rechnen 40 Prozent der Befragten mit höheren Einkaufspreisen. Preisanpassungen planen 36 Prozent der Betriebe.

Auftragspolster der Baubetriebe schwinden

Viele Betriebe arbeiten unter Volldampf. Mehr als die Hälfte der Unternehmen meldete Auslastung von mindestens 81 Prozent. Jeder siebte Betrieb ging über die 100-Prozent-Marke hinaus. Quer durch alle Branchen beträgt der Auftragsbestand gut 13 Wochen. Mit knapp 22 Wochen verfügen die Ausbauhandwerker derzeit über das dickste Auftragspolster. 18 Wochen sind es bei den Maurern, Zimmerern und Dachdeckern, vier Wochen weniger als vor einem Jahr. Hier wirkt sich der landesweite Rückgang an Baugenehmigungen für Wohngebäude aus, der im vergangenen Jahr zwölf Prozent betrug.

In allen Branchen fallen die Erwartungen für das Frühjahr zuversichtlicher aus als vor einem Jahr. Am optimistischen sind sich die Autohäuser und Werkstätten, gefolgt von den Nahrungsmittelbetrieben und den Gesundheitshandwerkern. Deutlich verhaltener schätzen die Bau- und Ausbaubetriebe die Aussichten ein. Ursachen dürften das hohe Preisniveau und steigende Zinsen, aber auch die noch ausstehende Entscheidungen über die staatliche Förderung der Energiewende in Privathaushalten sein.

Die 13.800 Handwerksbetriebe in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb erwirtschaften einen Umsatz von über 10,5 Milliarden Euro, beschäftigen rund 80.000 Mitarbeiter und bilden über 4.500 junge Menschen aus.

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