Hitzerekorde, schwerste Bodendürre und Waldbrandschäden auf großer Fläche: In Brandenburgs arten- und strukturarmen Forsten wurde die Wald-Klima-Krise in den vergangenen sechs Jahren so deutlich wie nie zuvor. Und nie waren die Anforderungen an die Waldbewirtschaftung höher als jetzt. Wie kann eine naturverträgliche Waldwirtschaft in Zeiten der Klimakrise gelingen? Das interdisziplinäre Forschungsprojekt “Gläserner Forstbetrieb” (2017-2023) liefert dazu Antworten. Im Revier der Landeswaldoberförsterei Reiersdorf wurden dabei neue Ansätze einer ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltigen Waldwirtschaft erarbeitet, die heute bei einer gemeinsamen Pressekonferenz vorgestellt wurden.

“Die Bilder von Brandenburgs Wäldern in Flammen haben sich bei vielen von uns ins Gedächtnis eingebrannt. Zu Recht wird gefordert, die einseitigen Kiefernplantagen in struktureiche Laubmischwälder umzubauen. Doch damit ist es nicht getan. Damit der Wald künftigen Wetterextremen standhalten und wieder gesund werden kann, muss nicht nur er sich ändern. Auch wir selbst müssen rücksichtsvoller mit dem Wald umgehen. Die Ergebnisse des “Gläsernen Forstbetriebs” zeigen, welche Zielkonflikte Waldbewirtschaftung schon heute mitdenken muss, um auch in Zukunft erfolgreich sein zu können. Wenn der Wald sich arten- und strukturreich entwickeln kann und wir seine Böden, sein Innenklima und seinen Wasserhaushalt schützen, minimieren wir künftige Klimarisiken und gewinnen am Ende alle.” (Jörg-Andreas Krüger, Präsident des Naturschutzbund Deutschland e.V.)

“Der Gesundheitszustand des Brandenburger Waldes hat sich seit 2017 dramatisch verschlechtert. Nur noch acht Prozent der Bäume sind gesund. Eine schnelle Verbesserung ist nicht in Sicht. Die Klimabedingungen und geologischen Gegebenheiten Brandenburgs stellen eine große Herausforderung für das Wassermanagement dar. So wird Brandenburg zum Härtetest für Konzepte zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung bei ungünstiger Ausgangslage und zunehmend widrigen Klimabedingungen. Das Forschungsprojekt "Gläserner Forstbetrieb" könnte entscheidende Impulse für zukunftsfähige und klimastabile Waldentwicklung liefern.” (Axel Vogel, Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Brandenburg)

“Brandenburgs Waldflächen stehen jetzt und in Zukunft vor besonders großen Herausforderungen. Sie müssen in arten- und strukturreiche Wälder umgewandelt werden. Diese Herausforderungen werden nur zu bewältigen sein, wenn alle Akteur*innen gemeinsam lernen, bestmöglich mit der Waldnatur zu arbeiten. Der Landeswald Reiersdorf ist dafür ein herausragendes Beispiel. Als Lernort der bundesweit aktiven Wald-Allianz – einer Initiative von waldorientierten Fachleuten und Institutionen – ist er daher eine Bereicherung. Waldbesitzende und Forstleute können so von den Erfahrungen und Erkenntnissen des Reiersdorfer Waldes profitieren und das Gelernte in der Praxis auf die eigenen Wälder übertragen.” (Dr. Torsten Welle, Leiter für Wissenschaft und Forschung bei der Naturwald Akademie und Mit-Initiator der Wald-Allianz)

Mit dem Reiersdorfer Konzept soll der Wald stabiler, anpassungsfähiger (im Hinblick auf Veränderungen der Umwelt), leistungsfähiger (ökologisch wie ökonomisch) und artenreicher werden. Das Konzept empfiehlt etwa, den Laubholzanteil zu erhöhen und den Nadelholzanteil langfristig zu senken, mehr Totholz im Wald zu belassen (mindestens zehn Prozent des gesamten Holzvorrats) und starke Eingriffe im Oberstand zu vermeiden. Weitere Informationen zum Reiersdorfer Konzept.

Als besondere Wertschätzung des Reiersdorfer Reviers als Reallabor für eine ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltige Waldwirtschaft haben der Brandenburgische Landesminister für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz Axel Vogel und NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet. Darüber hinaus wird die Oberförsterei Reiersdorf im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung zu einem Lernort des Netzwerks Wald-Allianz. Mehr Informationen zur Wald-Allianz.

Hintergrund “Gläserner Forstbetrieb”
Das Projekt „Gläserner Forstbetrieb“ war ein gemeinsames Projekt des NABU, der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE), der Georg-August-Universität Göttingen und des Brandenburger Agrar- und Umweltministeriums im Zusammenwirken mit seinem Landesbetrieb Forst Brandenburg. Erforscht wurde, wie Wälder an den Klimawandel angepasst werden können und wie sich Ökologie und Ökonomie dabei am besten vereinbaren lassen. Für diesen Zweck stellten die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe Waldflächen am Wittwesee bei Rheinsberg und der Landesbetrieb Forst Brandenburg Flächen in der Landeswaldoberförsterei Reiersdorf für Forschungszwecke zur Verfügung.

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