Streuobstwiesen als wahre Hotspots der biologischen Vielfalt
Die nordöstlich der thüringischen Stadt Mühlhausen gelegene DBU-Naturerbefläche Forstberg ist eines von vier Testgebieten. Auf den Wiesen der knapp 300 Hektar großen DBU-Naturerbefläche stehen zahlreiche alte Obstbäume. „Streuobstwiesen sind wahre Hotspots der biologischen Vielfalt“, sagt Dr. Sabrina Jerrentrup, Offenlandmanagerin im DBU Naturerbe, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung (DBU). Jerrentrup ergänzt: „Die Obstbäume sind ebenso Lebensraum wie das umgebende Grünland. Doch ohne die notwendige Pflege brechen die großkronigen, alten Bäume zunehmend auseinander.“ In den ausladenden Kronen und versteckten Höhlen finden mit dem Grünspecht, dem Kleinspecht und dem stark gefährdeten Wendehals neben vielen weiteren Baumbewohnern gleich drei anspruchsvolle Spechtarten Unterschlupf. Die Wiesen darunter werden von Schafen beweidet, die das Gras kurzhalten und so verhindern, dass die Fläche zuwächst. Das allein reicht aber nicht: „Streuobstwiesen sind Teil der Kulturlandschaft und somit durch Menschen angelegt. Sie müssen auch von Menschen gepflegt werden, um sie zu erhalten“, sagt Jerrentrup. Für die professionelle Pflege gilt es, ausgebildete Fachkräfte zu finden und zugleich pachtende und besitzende Personen dabei zu unterstützen, vorab den Zustand der Bäume einschätzen zu lassen. Auf der Fläche Forstberg unterstützte der Pomologen-Verein den Bundesforstbetrieb Thüringen-Erzgebirge mit Revierleiter Matthias Brehm vom bei der Vergabe und Abwicklung der Pflege von zweieinhalb Hektar Streuobstwiesen.
Besondere Schnitttechniken erforderlich
Nicht nur aufgrund ihrer ökologischen Wertigkeit, sondern auch durch ihren Beitrag zur Landschaftskulisse sowie wegen ihrer Bedeutung für den Erhalt alter Obstsorten sind in den vergangenen Jahren vermehrt Streuobstwiesen angepflanzt worden. Durch Verbände, Vereine, Kommunen, aber auch durch Privatpersonen. Und manchmal auch zum Ausgleich von Eingriffen in die Natur. Das Problem: „Großkronige Obstbäume benötigen fachgerechte Pflege, die nicht mit dem Anbau von etwa Plantagenobst gleichzusetzen ist“, sagt Michael Krieger vom Pomologen-Verein. Doch die für Streuobstwiesen nötigen Schnitttechniken werden nach seinen Worten in der heutigen gärtnerischen Ausbildung nicht mehr gelehrt. Dadurch ist in Firmen des Gartenlandschaftsbaus standardmäßig kaum noch ausreichend ausgebildetes Personal vorhanden. Die Pflege wird zunehmend von gezielt dafür qualifizierten Fachfirmen übernommen. Auch auf Seiten der Auftraggebenden von Streuobstanlagen fehle bei Schnitt- und Pflegearbeiten zuweilen die Fachkenntnis zur Einschätzung der Obstbaumbestände. Krieger: „Dies führt zu unzureichenden Leistungsverzeichnissen bei der Vergabe von Aufträgen.“ Außerdem könnten so die beauftragten Arbeiten nicht auf Ihren Erfolg überprüft werden. „Daher kommt es häufig zu nachhaltigen Schädigungen der Bäume“, so Krieger.
Qualitätsstandards für Obstbaumpflegemaßnahmen
Mit dem DBU-geförderten Projekt erarbeitet der Pomologen-Verein ein allgemeines Regelwerk, das typische und wiederkehrende Arbeiten in der Pflege von Obstbeständen beschreibt und klare Qualitätsstandards formuliert. Krieger: „Es ist als praktische Handreichung für die Pflege von Streuobstbeständen gedacht, um die Qualitätssicherung bei Beauftragung und Umsetzung zu gewährleisten. So soll letztlich der hohe naturschutzfachliche Wert und der angestrebte Erfolg einer Ausgleichsmaßnahme tatsächlich erreicht werden.“ Der Pomologen-Verein betreut auf den Testgebieten jeweils die Gehölzpflege von der Beurteilung über die Ausschreibung bis hin zur Erfolgskontrolle. Gemeinsam mit den Projektpartnern vor Ort werden die Qualitätsstandards und Musterleistungsverzeichnisse entwickelt und anschließend auf Praxistauglichkeit getestet.
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