Die gute Nachricht vornweg: Die wirtschaftliche Lage im Handwerk ist trotz der äußeren Rahmenbedingungen aktuell stabil. Das Bau- und Ausbauhandwerk bleibt Stützpfeiler der regionalen Handwerkskonjunktur. „Unsere Betriebe suchen händeringend Auszubildende und Fachkräfte. Wer zukunftssicher handeln will, ist im Handwerk auf der sicheren Seite“, weiß HwK-Hauptgeschäftsführer Hendrik Schmitt. Das bleibe auch so, obwohl die Betriebe von einer Verschlechterung ihrer Geschäftslage in den nächsten sechs Monaten ausgehen. „Die trüben Aussichten sind vor allem der hohen Inflation und dem daraus resultierenden Konsumrückgang geschuldet. Kundinnen und Kunden achten stärker auf den Preis eines Produkts oder einer Dienstleistung, weil ihr real verfügbares Einkommen spürbar gesunken ist“, bewertet Schmitt die Ergebnisse des aktuellen Frühjahrs-Konjunkturberichts, für den die HwK Südwestfalen 800 Betriebe befragt hat.
Menschen drücken auf die Bau-Bremse und stellen Investitionen zurück
Auch wenn das Bau- und Ausbaugewerbe nach wie vor als Stützpfeiler der regionalen Handwerkskonjunktur gilt, herrscht auch in diesen Branchen Pessimismus beim Blick auf das kommende Halbjahr. „Das Trio, bestehend aus steigenden Bau-, Finanzierungsund Lebenshaltungskosten, führt dazu, dass die Menschen im wahrsten Sinne des Wortes auf die Bau-Bremse drücken und sogar geplante Investitionen zurückstellen“, prognostiziert der HwK-Hauptgeschäftsführer. Aber auch das Lebensmittelgewerbe, das Bäcker, Konditoren und Fleischer umfasst, und das KFZ-Gewerbe zeigen sich besorgt über die Zukunft. Die stark gestiegenen Energie- und auch Gaskosten bringen vor allem die energieintensiven Handwerke in eine bedrohliche Lage. „Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will derzeit ausschließlich die Industrie mit einem günstigen Industriepreis fördern. Das ist eine Ungleichbehandlung, die so nicht hingenommen werden darf. Wir brauchen jetzt günstige Energietarife für das Handwerk, damit das Brot auch morgen noch bezahlbar bleibt“, fordert Hauptgeschäftsführer Schmitt.
Personal, Umsätze und Auftragsbestände bleiben konstant
Ungeachtet der in Teilen trüben Zukunftsaussichten kann eine große Zahl von Betrieben aktuell jedoch von einer positiven Geschäftslage berichten: 54,5 Prozent bewerten ihre aktuelle Geschäftslage als gut, 35 Prozent als befriedigend und nur 10,5 Prozent melden eine aktuell schlechte Geschäftslage.
In diesem Frühjahr gehen 75 Prozent der befragten Betriebe von einer stabilen Beschäftigungssituation aus. 13 Prozent erwarten steigende, zwölf Prozent sinkende Beschäftigungszahlen. „Erfreulich ist, dass der Personalbestand – so wie es derzeit aussieht – im Saldo konstant bleibt. Im vergangenen Herbst war hier noch weitaus mehr Unsicherheit im Spiel“, stellt Schmitt heraus. Auch die Lage bei den Umsätzen und Auftragsbeständen bleibt gegenüber dem Herbst 2022 auf einem stabilen Niveau: 31 Prozent der befragten Betriebe berichten von gestiegenen Umsätzen und 29 Prozent von gestiegenen Auftragsbeständen.
Das spiegelt sich auch in diesem begrüßenswerten Ergebnis wider, freut sich der Kammerchef: „Die Handwerksbetriebe im Kammerbezirk sind weiterhin gut beschäftigt.“ So melden 65 Prozent eine starke Auslastung von 80 Prozent und mehr, während 17 Prozent der Befragten eine niedrigere Kapazitätsauslastung von unter 60 Prozent verzeichnen. Die höchsten Werte melden hierbei das Bauhaupt- und das Ausbaugewerbe: Jeweils 77 Prozent der Betriebe geben eine starke Auslastung von 80 Prozent und mehr an. Die Zahl der Betriebe, die von weiteren Preissteigerungen berichten, bleibt stabil. Ähnlich wie im Herbst geben 65 Prozent der Betriebe an, ihre Verkaufspreise in den vergangenen sechst Monaten erhöht zu haben. 31 Prozent konnten ihre Preise auf einem konstanten Niveau halten und vier Prozent berichten von Preissenkungen. Zukünftig scheint sich die Entwicklung zu bessern: Lediglich 42 Prozent der Betriebe gehen nach wie vor davon aus, weiterhin Preisanpassungen durchführen zu müssen, wohingegen 53 Prozent von einem konstanten Preisniveau ausgehen. Fünf Prozent hoffen, ihre Leistungspreise senken zu können.
Doppelt so viele Betriebe (25 Prozent) als noch im Herbst gehen aktuell von einer Steigerung der Umsätze aus. Ähnlich sieht dies bei der Auftragslage aus: Statt 10,5 Prozent im Herbst 2022 erwarten 24 Prozent der Betriebe, dass sich die Auftragslage verbessern wird. Anders im Gesundheitsgewerbe, in dem lediglich fünf Prozent der Betriebe davon ausgehen, dass sich Umsatz und Auftragslage in den nächsten sechs Monaten verbessern werden.
Sehr gute Zukunftsaussichten für Fachkräfte und Auszubildende
Eine Ausbildung im Handwerk lohnt sich gerade in der heutigen Zeit. „Geboten werden den jungen Leuten eine Vielzahl von Berufen mit unterschiedlichen Tätigkeiten und Herausforderungen. Egal ob man als Schreiner, Elektriker, Installateur oder Kfz-Mechatroniker arbeitet, es gibt immer neue Aufgaben und Projekte, die Abwechslung und Herausforderung bieten“, stellt HwK-Hauptgeschäftsführer Schmitt heraus. Außerdem sei eine Ausbildung im Handwerk oft der Einstieg in eine vielversprechende Karriere. Durch Fort- und Weiterbildungen könne man sich spezialisieren und aufsteigen. Auch die Selbstständigkeit als Meisterin oder Meister sei eine Option.
Schmitt: „Angesichts von unsicheren Zeiten ist Zukunftsorientierung natürlich wesentlich. Hier kann ich jeden, der unsicher ist, beruhigen. Auch mit fortschreitender Digitalisierung und Automatisierung werden Handwerkerinnen und Handwerker weiterhin gebraucht. Zum Beispiel sind alle Gewerke, die sich mit dem Themenfeld der erneuerbaren Energien beschäftigen, besonders gefragt.“ Zu nennen seien hier beispielsweise Elektriker, die Anlagen zur Stromversorgung und Photovoltaikanlagen installieren. Ebenso Heizungsbauer, die Heizungsanlagen, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden, einbauen und warten. „Die Rahmenbedingungen könnten sicherlich besser sein, Fakt ist aber: Das Handwerk hat immer noch goldenen Boden!“
Link zum Download des gesamten Konjunkturberichts: https://t1p.de/11vw8
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