Der Gartenschläfer (Eliomys quercinus) ist das Tier des Jahres 2023. Aber nur wenige Menschen haben ihn jemals LIVE zu Gesicht bekommen. Das kann sich jetzt ändern – Dank eines LIVE-Streams aus dem Nachthaus im Tierpark Nordhorn: https://www.tierpark-nordhorn.de/…

Hier kann man die zur Familie der Bilche gehörenden Gartenschläfer beim Fressen und anderen Aktivitäten beobachten. Und nicht nur auf der Zoo-Homepage, sondern auch auf den Webseiten der Kooperationspartner BUND und Deutscher Wildtier Stiftung findet man dieses Video. „Als Tierpark Nordhorn wollen wir die Bevölkerung auf die stark gefährdeten, heimischen Gartenschläfer aufmerksam machen“ erklärt Zoodirektor Dr. Nils Kramer. „Durch das LIVE-Stream Video, das in Kooperation mit dem BUND und der Deutschen Wildtier Stiftung ins Leben gerufen werden konnte, werden wir sehr viele Menschen erreichen“, verspricht sich Kramer von dem neuen Projekt.

Da die nur etwas über 100g leichten Gartenschläfer mit der Zorro-ähnlichen Gesichtsmaske eigentlich nachaktiv sind, ist es in der Natur schwer, sie zu entdecken. Daher hat der Tierpark Nordhorn für diese seltene Nagetierart 2022 ein eigenes Nachttierhaus gebaut. In dem als Gartenschuppen eingerichteten Haus, kann man im Zoo die Gartenschläfer tagsüber als Besucher direkt beobachten. Es schaut richtig gemütlich aus und den kletterfreudigen Bilchen scheint es auch sehr gut zu gefallen. Tagsüber huschen sie im „Mondlicht“ durch das Häuschen. Abends beginnt dank der Lichtregelung für die Tiere der Tag. Somit ist der Tag-Nacht-Rhythmus vertauscht, was es ermöglicht, die putzigen Kerlchen den Besuchern aktiv während der Zoo-Öffnungszeiten von 9:00- 19:00 Uhr zu präsentieren. Ein Besuch lohnt sich also in jedem Fall, um die faszinierenden Verwandten von Siebenschläfer, Haselmaus und Baumschläfer wirklich LIVE zu erleben.

Der ursprüngliche Lebensraum der Gartenschläfer sind felsige und steinige Nadel- und Mischwälder. Das nördlichste noch intakte Vorkommen Deutschlands befindet sich im Harz. Aber in diesen ursprünglichen Habitaten gehen die Bestände leider mehr und mehr zurück. Und das liegt hauptursächlich nicht an den natürlichen Feinden, wie zum Beispiel Eulen, Mardern oder Füchsen, sondern vermutlich mehr an der Lebensraumveränderung, dem Insektensterben und dem Klimawandel. „Die genauen Ursachen werden gerade noch in einem großen deutschlandweiten Projekt ‚Spurensuche Gartenschläfer‘ von BUND, Uni Gießen und Senckenberg Gesellschaft erforscht“, erklärt Kuratorin und Zootierärztin Dr. Heike Weber. Und sie ruft auf: „Jeder von uns sollte dem Projekt Gartenschläfersichtungen melden! Das geht ganz einfach über www.gartenschlaefer.de.“ Die Meldungen helfen den Wissenschaftlern und Naturschützern bei der Erarbeitung von Verbreitungskarten, der Erforschung von Lebensräumen, Rückgangsursachen sowie dem Aufbau von Schutzmaßnahmen für diese stark gefährdeten Nagetiere.

Spannend ist, dass sich die kleinen Kletterkünstler trotz generell sinkender Bestandszahlen bereits neue Lebensräume erobert haben. Und zwar in unseren heimischen Gärten – und hier besonders in den Naturgärten und Obstbaumwiesen von Schrebergartensiedlungen sowie in den Weinanbaugebieten zwischen Köln, Mannheim, Trier und Frankfurt. „Der Gartenschläfer ist vom heimlichen Waldbewohner regelrecht zum unheimlichen Kulturfolger geworden“, schmunzelt Weber und führt aus: „Unheimlich, weil so manch ein Gartenschuppenbesitzer sich wundert, welches Tier seine Kot-Duft-Spuren im Regal hinterlässt oder was da abends unterm Dach raschelt.

Während es sich in Norddeutschland meisten um Mäuse oder Fledermäuse, im Osnabrücker Land öfter mal um Siebenschläfer handelt, so könnten es weiter südlich durchaus auch Gartenschläfer sein“, erklärt die Fachfrau. In solchen Gartenschläfergebieten kann jeder Gartenbesitzer mit speziellen Nistkästen als Tages-Schlafplatz, Anpflanzungen von Beerensträuchern und heimischen Blütenpflanzen sowie Vogelfutterstellen auf jeden Fall den Allesfressern beim Überleben helfen. Heimisches Obst, Insekten und Sämereien sind nämlich die Leibspeisen der kleinen Bilche. Da diese in strengen Wintern nicht zur Verfügung stehen, verfallen Gartenschläfer in den Monaten Oktober bis April in der Regel in einen Winterschlaf. Das bedeutet, ihr Stoffwechsel ist reduziert, ihre Körpertemperatur sinkt auf 0 bis minus 1 Grad ab, das Herz schlägt nur noch zweimal pro Minute und auch die Atmung ist verlangsamt – alles läuft auf Sparflamme. Die Winterschläfer liegen in dieser Zeit eng aneinander gekuschelt in Baumhöhlen, Felsspalten, Mauerschlitzen von Gebäuden oder Gartenschläfer-Winterkästen. „Bei uns im Nordhorner Tierpark haben die erst im August 2022 neu eingezogenen Tiere überraschender Weise keinen Winterschlaf gehalten“, berichtet Weber noch. Was am Ende dieses Jahres geschieht, bleibt abzuwarten. Auf dem Video wird man in jedem Fall sehen können, ob die Tiere aktiv sind oder die gefüllten Futterschalen unangerührt stehen bleiben.

 

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) setzt sich ein für den Schutz unserer Natur und Umwelt – damit die Erde für alle, die auf ihr leben, bewohnbar bleibt. Mit dem Projekt „Spurensuche Gartenschläfer“ widmet sich der BUND mit seinen Partnern Justus-Liebig-Universität Gießen und Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung dem Schutz dieser gefährdeten Art. Ihr Ziel: Das Verschwinden der Art in Deutschland zu verhindern.

Der BUND wird von mehr als 674.000 Menschen unterstützt, über 2.000 ehrenamtliche BUNDGruppen bundesweit setzen sich für Natur und Umwelt direkt vor Ort ein. Der BUND engagiert sich – zum Beispiel – für eine ökologische Landwirtschaft und gesunde Lebensmittel, für den Klimaschutz und den Ausbau regenerativer Energien, für den Schutz bedrohter Arten, des Waldes und des Wassers. Er ist einer der großen Umweltverbände in Deutschland und ein Mitgliederverband mit demokratischen Entscheidungsstrukturen auf allen Ebenen. Der BUND ist von Politik und Wirtschaft unabhängig.

Deutsche Wildtier Stiftung

Die Deutsche Wildtier Stiftung ist gemeinnützig und setzt sich seit mehr als 30 Jahren für den Naturund Artenschutz in Deutschland ein. Deutschlands wilde Tiere schützen, ihre Lebensräume erhalten und neue Naturgebiete schaffen, Menschen für die Schönheit und Einzigartigkeit der heimischen Fauna begeistern, der Naturentfremdung – vor allem bei Kindern und Jugendlichen – entgegenwirken: Dafür setzen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Deutschen Wildtier Stiftung ein. Die gemeinnützige Deutsche Wildtier Stiftung verdankt ihre Gründung dem Hamburger Unternehmer und Stifter Haymo G. Rethwisch (1938 – 2014). Sie ist heute eine relevante Stimme des Naturschutzes in Deutschland. Rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an drei Standorten in Hamburg, Berlin und auf unserem Gut Klepelshagen in Mecklenburg-Vorpommern setzen sich für den Erhalt und die Schaffung von Lebensräumen für heimische Wildtiere ein. Artenschutzprojekte gehören ebenso zu ihren Aufgaben wie wildtierfreundliche Landwirtschaft sowie Naturbildung für Kinder und Erwachsene.

Über Tierpark Nordhorn gGmbH

Der Tierpark Nordhorn ist ein gemeinnütziger, wissenschaftlich geführter Zoo mit rund 2500 Tieren in mehr als 100 Arten. Rund 200 Mitarbeiter kümmern sich im drittgrößten Zoo Niedersachsens um das Wohl der Tiere und die jährlich rund eine halbe Million Gäste. Der anerkannte außerschulische Lernort nach BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung) begrüßt mit seiner Zooschule rund 15.000 Teilnehmer pro Jahr. Als regionales Arten- und Naturschutzzentrum betreut der Tierpark Nordhorn mit Mitarbeitern und Tieren zudem rund 170 Hektar wertvolle Naturräume wie Hochmoorflächen, Wacholderheiden und Hutewaldflächen. Die im Tierpark ansässige Ökologische Station (ÖGE) betreut Schutzgebiete von rund 40.000 Hektar im Westen Niedersachsens.

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