Eine innovative Systemwarte soll künftig die Erzeugung und Verteilung der Wärme im Berliner Stadtwärmenetz optimal steuern und aufeinander abstimmen – und erneuerbare Energiequellen noch effizienter ins Wärmenetz einbinden als bislang. Die intelligente Schaltzentrale soll im Osten Berlins entstehen und im Jahr 2025 den Betrieb aufnehmen.

„Unsere künftige Wärmeversorgung mit Power-to-Heat-Anlagen, Wärmespeichern, Abwärmenutzung über Großwärmepumpen, oder auch biomasse- oder wasserstoffbetriebenen Anlagen lässt sich nur als Gesamtsystem denken und umsetzen“, erklärt der Vorstandsvorsitzende der Vattenfall Wärme Berlin Christian Feuerherd. „Deshalb bauen wir eine Systemwarte, die es uns erlaubt, Wärme und Strom intelligent miteinander zu koppeln und unser Stadtwärmenetz in Zukunft noch schneller, bedarfsorientierter und effizienter zu steuern.“

Unterstützt wird damit die sogenannte Sektorenkopplung: So lassen sich beispielsweise Power-to-Heat-Anlagen – das sind E-Heizer, die Strom in heißes Wasser umwandeln – insbesondere dann zur Wärmeerzeugung einsetzen, wenn gerade viel überschüssiger Wind- oder Solarstrom im Stromnetz verfügbar ist. Große Wärmespeicher geben diese Energie nach Bedarf wieder ab und fungieren somit als Puffer zwischen einem zunehmend schwankenden Angebot an Energie und dessen Nachfrage. „In diesem immer komplexeren Energiesystem fungiert unsere neue Wärmewarte als Systemintegrator“, so Feuerherd. „Die Strom- und Wärmeerzeugung wird flexibler aufeinander abgestimmt und trägt somit zur Versorgungssicherheit bei. Zugleich wird das Wärmenetz offener für die Integration innovativer Lösungen und erneuerbarer Energiequellen“.

Unverzichtbar für die Wärmeversorgung ist die neue Systemwarte dagegen nicht. Geht sie in Betrieb, wird die bisherige Wärmewarte zur Back-up-Lösung. Das heißt: Sie bleibt als Reservewarte bestehen und kann den Betrieb im Notfall unterbrechungsfrei wieder aufnehmen. Auch die unterschiedlichen Erzeugungsanlagen sollen weiterhin über eigene Leitwarten verfügen, um bei Bedarf kurzfristig reagieren zu können. „Das erhöht insgesamt die Widerstandsfähigkeit unseres Wärmenetzes“, so Feuerherd.

Mit der Systemwarte soll nicht nur das Stadtwärmesystem effizienter und bedarfsorientierter werden. Sie wird auch den Arbeitsalltag hinsichtlich Digitalisierung, Automatisierung und flexibler Steuerung verändern und chancenreicher gestalten. „Die Systemwarte steht energiewirtschaftlich für den Arbeitsort der Zukunft, weil sie neue Möglichkeiten der Beobachtung und Steuerung von Energiesystemen bereitstellen wird“, so Feuerherd. „Das bietet zweifellos auch für unsere heutigen und zukünftigen Beschäftigten spannende Entwicklungsmöglichkeiten.“

Für den Vorstandsvorsitzenden der Vattenfall Wärme Berlin unterstreicht das Projekt: „Klimaneutralität kann in der Wärmeversorgung nur durch gemeinsames Handeln und integrierte, sektorübergreifende Lösungen erreicht werden.“ Er fügt hinzu: „Eine schnelle Wärmewende ist deshalb nur zu schaffen, wenn erneuerbare Energien sowie Stromnetze und auch die Wasserstoffinfrastruktur zügig und umfassend ausgebaut werden.“

Vattenfall hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 aus der Kohlenutzung auszusteigen und einen Anteil von 40 Prozent an Erneuerbaren Energien und unvermeidbarer Abwärme zu erreichen. Die Wärmeerzeugung aus Kohle wird dabei zunächst durch eine Kombination aus thermischer Abfallverwertung, Erdgas, Power-to-Heat, Nutzung von Abwärme durch Großwärmepumpen, Wärmespeicherung, Biomasse und womöglich auch Geothermie-Potenzialen ersetzt. Zudem werden die modernen Gaskraftwerke für einen flexiblen Betrieb ausgerichtet und ‚Wasserstoff-ready‘ geplant; also zunächst mit Erdgas und perspektivisch mit Wasserstoff betrieben. Auf diese Weise soll bis 2040 Klimaneutralität erreicht werden.

In Berlin betreibt Vattenfall das größte Stadtwärmenetz Westeuropas mit rund 1,4 angeschlossenen Wohneinheiten. Mehr als 2.000 Kilometer Trassenleitungen versorgen diese mit 80 bis 135°C heißem Wasser, das in den Häusern in Nutzwärme für Heizung und Gebrauchswarmwasser umgewandelt wird.

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