Mehr als eine Million Menschenleben konnten in Europa durch die COVID-19-Impfstoffe laut einem im April 2023 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) veröffentlichten Bericht gerettet werden. Mittlerweile ist die COVID-19-Pandemie unter anderem dank der weltweit hohen Impfquoten in die endemische Phase übergegangen. Ende April 2023 hat die Ständige Impfkommission (STIKO) die COVID-19-Impfung in die STIKO-Impfempfehlungen 2023 aufgenommen. Zu den aufgeführten Risikogruppen, für die künftig eine jährliche Auffrischungsimpfung empfohlen wird, zählen auch Personen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf wie beispielsweise Leberkranke und immunsupprimierte Menschen. Es gibt keine chronische Lebererkrankung und kein Krankheitsstadium, welche gegen eine Impfung sprechen würden.
In einigen beliebten Urlaubsländern gibt es Gesundheitsrisiken durch Virusinfektionen, die oftmals als ungewolltes und unbemerktes „Urlaubssouvenir“ mit nach Hause gebracht werden. Gegen viele dieser Virusinfektionen gibt es wirksame Schutzimpfungen.
„Impfungen zählen zu den wichtigsten und wirksamsten präventiven Maßnahmen, die uns in der Medizin zur Verfügung stehen. Neben den in Deutschland empfohlenen Standardimpfungen gibt es weitere Schutzimpfungen, die für Reisende ratsam sind. Wer einen Urlaub plant, sollte sich vor dem Reiseantritt frühzeitig über eventuell nötige Vorsichtsmaßnahmen und Impfungen informieren“, erklärt Prof. Dr. Elke Roeb, Vorsitzende des Kuratoriums der Deutschen Leberstiftung, und ergänzt ihre Impfempfehlung für Leberkranke und Lebertransplantierte unter immunsuppressiver Therapie: „Für diese speziellen Patientengruppen ist ein wirksamer Impfschutz – auch unabhängig von Reiseplänen – besonders wichtig, weil mit einer deutlich erhöhten Anfälligkeit gegenüber bakteriellen und viralen Infektionen gerechnet werden muss. Sie sollten beispielsweise grundsätzlich gegen Hepatitis A und Hepatitis B geimpft sein – so früh wie möglich.“
Die Hepatitis A tritt häufig in beliebten Urlaubsländern mit geringen Hygienestandards auf wie beispielsweise im Mittelmeerraum, Südostasien, Afrika, Mittel- und Südamerika sowie dem Vorderen Orient. Das Hepatitis-A-Virus wird fäkal-oral übertragen, das heißt entweder über direkten Kontakt mit Infizierten oder über verunreinigte Nahrungsmittel. Häufig wissen Urlauber nicht, dass manchmal schon die Eiswürfel im Drink oder das Menü mit frischen Muscheln eine Gefahrenquelle sein kann. Darüber hinaus besteht bei bestimmten Praktiken die Gefahr einer Ansteckung bei Sexualkontakten.
Auch gegen das Hepatitis-B-Virus schützt eine Impfung. Mit Kombinations-Impfstoffen, die gegen Hepatitis A und B schützen, ist die Anzahl der notwendigen Injektionen vermindert. Das Hepatitis-B-Virus (HBV) wird durch Blut oder Körpersekrete übertragen. Zu den häufigsten Ansteckungsquellen zählen unter anderem Kontakte mit der Gefahr kleinster Hautverletzungen. Tätowierungen, Rasuren, Ohrlochstechen oder Piercings, die unter nicht sterilen Bedingungen durchgeführt werden, können zu einer Ansteckung führen. Auch beim ungeschützten Geschlechtsverkehr kann das Hepatitis-B-Virus übertragen werden. Die Hepatitis B kann chronisch werden und in der Folge zu Leberzirrhose und Leberzellkrebs führen. Weltweit gibt es rund 296 Millionen Träger des Hepatitis-B-Virus. Wer gegen das HBV geimpft ist, baut gleichzeitig einen Schutz gegen die Hepatitis delta auf, da eine Hepatitis delta nur mit einer Hepatitis B entstehen kann.
Gegen ein weiteres Hepatitis-Virus steht bisher keine Schutzimpfung zur Verfügung: Das Hepatitis-C-Virus (HCV) wird fast ausschließlich über Blut-zu-Blut-Kontakte übertragen. Unsterile Tätowiernadeln, Piercings oder Rasiermesser sind die Haupt-Infektionsquellen. In einigen Regionen Asiens oder Afrikas tragen mehr als fünf Prozent der Bevölkerung das Hepatitis-C-Virus in sich. Zur Behandlung dieser Virus-Variante gibt es wirksame neue Medikamente, die direkt in den Vermehrungszyklus des Virus eingreifen (sogenannte DAAs – Direct Acting Antiviral Agents). Damit kann die chronische Hepatitis C seit einigen Jahren bei fast allen Patienten in kurzer Zeit und nahezu ohne Nebenwirkungen geheilt werden.
Patienten mit Leberzirrhose und Lebertransplantierten sind unter anderem auch Impfungen mit Totimpfstoffen gegen Gürtelrose, die Impfung gegen Pneumokokken, die eine Lungenentzündung verursachen können, sowie die jährliche Impfung gegen Grippe (Influenza) zu empfehlen. Die STIKO und die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e. V. (DTG) veröffentlichen stets die aktuellen Reiseimpfempfehlungen auf der Website des Robert Koch-Institutes (RKI). Vor einer Reise sollten stets der individuelle Impfstatus überprüft und mögliche Impflücken geschlossen werden. Spezialisierte niedergelassene Ärzte sowie Tropeninstitute und teilweise auch Gesundheitsämter stehen dafür zur Verfügung. Die Internetseiten des Auswärtigen Amtes informieren über aktuelle Ausbruchsgeschehen und Reisewarnungen.
Zusätzlich zu den Impfungen, mit denen man unerwünschte „Reisesouvenirs“ im Körper verhindern kann, rät Prof. Elke Roeb zur Vereinbarung eines Termins für eine Vorsorgeuntersuchung: „Seit dem 1. Oktober 2021 kann im Rahmen der Gesundheitsuntersuchungen, die gesetzliche Krankenkassen ihren Versicherten ab einem Alter von 35 Jahren anbieten, einmalig auch das Screening auf Hepatitis B und C in Anspruch genommen werden. Das soll dazu beitragen, die hohe Dunkelziffer an unentdeckten Infektionen mit diesen beiden Hepatitis-Viren zu verringern und Betroffenen eine möglichst frühzeitige Behandlung anbieten zu können. Wird die Erkrankung zu spät erkannt oder bleibt unbehandelt, kann sie in einer Leberzirrhose oder einem Leberzellkrebs münden.“
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