Anlässlich des Tags der Organspende am Samstag, 3. Juni 2023, rufen das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS), die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) und der Bundesverband der Organtransplantierten e.V. (BDO) die Bürgerinnen und Bürger des Landes dazu auf, sich bewusst mit dem Thema Organspende auseinanderzusetzen. Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann, Dr. med. Scott Oliver Grebe (Geschäftsführender Arzt der DSO-Region NRW) sowie Kerstin Ronnenberg (Vorstandsmitglied beim BDO) erinnerten am 31. Mai 2023 in Düsseldorf daran, dass derzeit allein in Nordrhein-Westfalen fast 1.800 Menschen auf eine lebensrettende Transplantation warten. Zugleich sank im Jahr 2022 die Zahl der postmortalen Organspender in Nordrhein-Westfalen gegenüber dem Vorjahr um rund 18 Prozent von 206 auf 169.
Gesundheitsminister Laumann, Dr. med. Grebe und Ronnenberg wiesen in dem Zusammenhang auch auf die zentrale Veranstaltung zum 41. Tag der Organspende am 3. Juni 2023 in Düsseldorf hin, bei der unter dem Motto „Zeit, Zeichen zu setzen“ mit vielen Aktionen und Informationsangeboten das Thema Organspende erlebbar gemacht wird.
„Für Patientinnen und Patienten, die auf eine Transplantation warten, kann die Entscheidung für eine Organspende Leben retten. Daher appelliere ich an alle Bürgerinnen und Bürger, sich mit dem Thema Organspende zu befassen und eine selbstbestimmte Entscheidung zu treffen. Diese sollte entweder in einem Organspendeausweis oder in einer Patientenverfügung dokumentiert werden. Eine bewusste Entscheidung kann im Fall der Fälle auch die Angehörigen entlasten, die bei einer fehlenden schriftlichen oder mündlich übermittelten Willensbekundung für die Verstorbenen entscheiden müssen. Das zeigt auch, wie wichtig es deshalb ist, mit der Familie darüber zu sprechen, was sie sich im Falle einer möglichen Organspende wünschen“, erklärt Gesundheitsminister Laumann.
„Die Organspendezahlen des vergangenen Jahres stellen einen neuen Tiefpunkt dar. Bundesweit gab es 869 postmortale Organspender, ein Minus von fast sieben Prozent gegenüber dem Jahr 2021. Die Anzahl der entnommenen Organe, die für eine Transplantation an die Vermittlungsstelle Eurotransplant gemeldet wurden, sank von 2.905 in 2021 auf 2.662. In unserem Bundesland mussten wir in 2022 sogar einen Rückgang von 18 Prozent bei den Organspendern hinnehmen. Die Zahl der entnommenen Organe ging ebenfalls zurück, von 601 auf 492. Umso wichtiger ist daher der Tag der Organspende, um bundesweit ein Zeichen zu setzen und die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf das Schicksal der rund 8.500 Menschen zu lenken, die auf eine lebensrettende Transplantation warten. Wir haben in Deutschland eine erfolgreiche Transplantationsmedizin und dennoch sterben an jedem Tag Patientinnen und Patienten, denen mit einer Transplantation hätte geholfen werden können. Daher zählt jedes einzelne Organ und kann Leben retten. Jede Niere, Leber, Lunge, Bauchspeicheldrüse und jedes Herz kann für einen Menschen auf der Warteliste eine Entscheidung über Leben und Tod bedeuten“, sagt Dr. med. Grebe.
Für BDO-Vorstandsmitglied Ronnenberg, selbst seit 2018 lungentransplantiert, steht der Dank gegenüber den Organspenderinnen und -spendern sowie ihren Familien im Vordergrund. Sie weist darauf hin, dass es die Patientenverbände waren, die vor gut 40 Jahren den Tag der Organspende ins Leben gerufen haben, um ihren Spenderinnen und Spendern zu danken. „Das geschieht zum Beispiel eindrucksvoll im Dankgottesdienst und mit der Aktion ‚Geschenkte Lebensjahre‘, bei der die teilnehmenden Transplantierten die Zahl der Jahre mit ihrem neuen Organ auf Schildern zeigen. In 2022 kamen so in Mainz stolze 527 Jahre von 41 Transplantierten zusammen. Dieser Tag bedeutet uns Organempfängerinnen und Organempfängern sehr viel, erinnert er doch an die große Chance auf ein neues Leben, die uns eine fremde, verstorbe-ne Person durch ihre großzügige Organspende geschenkt hat – ein Gefühl, das sich kaum in Worte fassen lässt. Ich feiere – wie so viele andere Transplantierte auch – meinen zweiten Geburtstag, den Tag meiner Transplantation, in jedem neu geschenkten Lebensjahr voller Dankbarkeit“, so Ronnenberg.
Der ökumenische Dankgottesdienst und die Aktion „Geschenkte Lebensjahre“ sind feste Bestandteile des Programms des diesjährigen Aktionstags am 3. Juni 2023 in Düsseldorf. Zudem eröffnen Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann und Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach auf dem Düsseldorfer Schadowplatz um 13 Uhr den offiziellen Teil des Programms. Um 15 Uhr findet darüber hinaus eine Gesprächsrunde mit dem Düsseldorfer Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller statt, der zugleich Schirmherr der Veranstaltung ist.
Weitere Informationen zum Aktionstag in Düsseldorf finden sich unter https://www.tagderorganspende.de/tag-der-organspende-2023/.
Veranstalter vom diesjährigen Tag der Organspende sind u.a. die Patientenverbände BDO, Bundesverband Niere e.V. und Lebertransplantierte Deutschland e.V., die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die DSO, die Stiftung Über Leben, das Netzwerk Spenderfamilien, das Netzwerk Organspende NRW sowie die Deutsche Transplantationsgesellschaft (DTG).
Fakten und Hintergrundinformationen:
Bundesweit warten derzeit rund 8.500 Menschen auf eine Organtransplantation. In den ersten vier Monaten des laufenden Jahres hat sich die Anzahl der Organspenden nach dem Einbruch im Jahr 2022 wieder dem Niveau der Vorjahre angenähert. Von Januar bis April 2023 gab es bundesweit 311 Organspenden. Dadurch konnten 954 Organe für eine Transplantation an die internationale Vermittlungsstelle Eurotransplant gemeldet werden. Die Ergebnisse liegen zwar deutlich über denen im Vergleichszeitraum 2022, aber noch unter denen der Jahre 2020 und 2021. Die Entwicklung in Nordrhein-Westfalen ist vergleichbar. In den ersten vier Monaten dieses Jahres gab es 52 Organspenden und 167 entnommene Organe.
Laut DSO ist ein wesentlicher Grund für die geringen Organspendezahlen die fehlende Zustimmung zur Organspende. Von nur 15 Prozent al-ler möglichen Spenderinnen und Spendern lag in 2022 eine schriftliche Erklärung vor. Meist mussten die Angehörigen eine Entscheidung treffen. Entschieden die Angehörigen anhand des mutmaßlichen Willens der Verstorbenen, lag die Zustimmungsrate bei 54 Prozent. Mussten sie allein nach eigenen Wertvorstellungen entscheiden, erfolgte hingegen in fast 80 Prozent der Fälle keine Zustimmung zur Organspende. Die studienbasierten Umfragen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ergeben jedoch, dass über 80 Prozent der Bevölkerung einer Organ- und Gewebespende positiv gegenüberstehen. Dies verdeutlicht, wie schwierig es für Familien ist, diese Entscheidung stellvertretend für eine andere Person zu treffen.
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