Das Herz pumpt über die Hauptschlagader, auch Aorta genannt, 5 bis 6 Liter Blut pro Minute durch unseren Körper. Die Aorta hat eine zentrale Funktion in unserem Kreislauf und die Erkrankungen, die sie betreffen, nehmen in unserer alternden Gesellschaft rasant zu. Dr. Tolga A. Sagban (Chefarzt Gefäßchirurgie), PD Dr. Ali Asghar Peivandi (Chefarzt Herzchirurgie) und Prof. Dr. Rainer Gradaus (Chefarzt Kardiologie) haben daher am Klinikum Kassel das „Deutsche Aortenzentrum“ gegründet. Sie bieten eine hochprofessionelle interdisziplinäre Versorgung von Erkrankungen der Aorta sowie neueste Behandlungsmethoden an.

„Erkrankungen der Aorta stellen eine interdisziplinäre Herausforderung in der Diagnostik und Behandlung dar. Aneurysmen (ballonartige Aussackung der Wand von Blutgefäßen) und Dissektionen der Aorta zeigen in der Bevölkerung aufgrund der steigenden Lebenserwartung eine exponentielle Zunahme, ähnlich anderen Herz- und Kreislauferkrankungen“, sagt Dr. Sagban. „Das häufigste Erkrankungsbild, das wir am Deutschen Aortenzentrum bisher sehen, ist das Aneurysma des Bauchraumes. Es wird bis zu einhundert Mal im Jahr bei uns operiert. Hierbei zeigen sich sämtliche Variationen und Schwierigkeitsgrade. Aufgrund der hohen Zahl an Eingriffen und der damit einhergehenden Erfahrung können wir auch komplexe Eingriffe gut meistern.“

Beteiligte Disziplinen beraten über bestmögliche Versorgung
Erkrankungen der Aorta sind oft Notfalleingriffe – wie etwa beim Platzen der Hauptschlagader. Handelt es sich um einen geplanten Eingriff, erfolgt – unter Berücksichtigungen von Voraussetzungen wie Anatomie und Lebensumstände – die bestmögliche Planung, bei der jedem Patienten und jeder Patientin eine individuelle Lösung angeboten wird. „Alle beteiligten Disziplinen wie Herzchirurgie, Kardiologie und Anästhesiologie werden eng in die Versorgungsentscheidung eingebunden. Da jeder Abschnitt der Aorta verschiedene Funktionen und Versorgungsbereiche aufweist, kann durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit auch die komplette Aorta durch uns versorgt werden. Nach Möglichkeit arbeiten wir mit einer endovaskulären Versorgung (minimalinvasive Operation) mittels Stents. So können die Eingriffe besonders schonend mit wenig Belastung auch für betagte Patientinnen und Patienten angeboten werden. Falls nötig kann aber auch im Extremfall die Herz-Lungenmaschine durch die Herzchirurgie zum Einsatz gebracht werden“, erklärt Dr. Sagban.

Minimalinvasive Eingriffe – beschleunigte Erholung
Dies beschleunige die Erholung nach dem Eingriff. „In der Regel erfolgen hier lediglich kleine Schnitte in den Leisten beidseits von ca. 5 Zentimetern und eventuell auch ein kleiner Schnitt in der Ellenbeuge. Der große Bauch- oder Brustwandschnitt ist nur bei einem Drittel der Patientinnen und Patienten notwendig“, berichtet der erfahrene Operateur.

Überregionale Bedeutung des neuen Zentrums
Seit der Gründung des Deutschen Aortenzentrum Kassel im vergangenen Herbst haben die Zahlen der am Klinikum Kassel behandelten Patientinnen und Patienten mit Aortenerkrankungen erheblich zugenommen. Aktuell werden über 200 Eingriffe an der gesamten Hauptschlagader pro Jahr mit allen Schwierigkeitsgraden am Klinikum durchgeführt. „Das Deutsche Aortenzentrum Kassel wird als überregionales Zentrum zur Behandlung von Aortenerkrankungen in ganz Deutschland wahrgenommen mit einem hohen Anteil an überregionalen Zuweisungen. Unsere Patientinnen und Patienten kommen bereits aus Niedersachen, Südhessen und Rheinland-Pfalz zu uns“, so Dr. Sagban.

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