Das Oberschlesische Landesmuseum teilt mit:

Es ist Halbzeit für die vertiefende Vortragsreihe, die als Begleitprogramm zur Ausstellung „Grenzgänger. Alltag in einem geteilten Land“ angelegt ist. Der Regensburger Historiker Dr. Konrad Clewing spricht am Donnerstag, den 15. Juni, um 18.30 Uhr über Staatszerfall und Staatsbildung durch Krieg. Als Beispiele werden Bosnien-Herzegowina und Kosovo herangezogen. Eine Führung durch die Sonderausstellung mit dem Museumsdirektor und Ko-Kurator Dr. David Skrabania um 17 Uhr (Kosten: Eintritt plus zwei Euro) ist ebenfalls sehr zu empfehlen.

Der Vortrag beschreibt an zwei konkreten Fällen, wie der Krieg als Mittel der Politik in den 1990er Jahren eine erste Rückkehr nach Europa erlebte. Das titoistische Jugoslawien hatte an sich, zumindest für seine Teilrepubliken, eine klare verfassungsrechtliche Regelung für die friedliche Abwicklung eines möglichen Staatszerfalls. Inmitten der inneren Systemkrise und der geopolitischen Umwälzungen von 1989/90 wurden jedoch vor allem von serbischen Akteuren die Grundlagen für die Anwendung kriegerischer Gewalt gelegt. „Der internationale Kontext, der beide Fälle über das westliche Konzept der Multiethnizität verbindet, wird ebenso beleuchtet wie die Gewaltdynamik, die zwei von Belgrad nicht gewollte Staatenbildungen, Bosnien-Herzegowina und Kosovo, hervorgebracht hat“, unterstreicht Clewing in seinem Exposé. Überdies betont Skrabania die Bedeutung der theoretischen Verankerung der Gastvorträge. „Warum behandeln wir diese Themen hier? ‚Grenzgänger‘ ist eine Ausstellung über die Zeit der Teilung Oberschlesiens zwischen Deutschland und Polen von 1922 bis 1939. Und anhand dieser Ausstellung kann man noch viel mehr zeigen, nämlich andere europäische Konflikte auf ethnisch-nationaler Ebene vergleichend darstellen. Zum Beispiel den Jugoslawien-Konflikt, der heute mit Bosnien-Herzegowina und dem Kosovo in gewisser Weise wieder aufzuflammen scheint", bringt er ein.

Dr. Konrad Clewing ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (Regensburg). Clewing studierte von 1986 bis 1992 Geschichte und Volkswirtschaftslehre in München, Wien und Zagreb. Er promovierte 1997 in München über das Vordringen der habsburgischen Staatlichkeit in die Gesellschaft Dalmatiens und die dadurch ausgelösten Nationsbildungsprozesse. Von 1997 bis 2007 war er Redakteur der Südost-Forschungen am Südost-Institut (SOI). Von 2006 bis Ende 2011 war er stellvertretender Direktor des SOI und mitverantwortlich für die wissenschaftliche Ausrichtung am neuen Standort Regensburg. Seit 2006 ist er gemeinsam mit dem jeweiligen Institutsdirektor Herausgeber der Südost-Forschungen und der Südosteuropäischen Arbeiten, seit 2010 zudem Mitherausgeber des Handbuchs zur Geschichte Südosteuropas. Aktuell (seit 2018) koordiniert er zudem die Beiträge des IOS im Rahmen der Reihe digiOst.

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