Holzböden haben in Europa lange Tradition. Schon aus dem Mittelalter, also seit knapp 1.000 Jahren, sind Holzböden bekannt. Doch wurden zunächst einfach Bohlen verlegt. Später verwendete man Nadelhölzer wie Fichte, Kiefer oder Tanne als Dielen. Parkett aus Laubholz wie wir es heute kennen, kam erst im 16. Jahrhundert als repräsentativer Bodenbelag auf. Am Erfolg hatten Frankreichs Könige des Absolutismus stilprägend ihren Anteil – nicht umsonst ist Versailler Tafelparkett bis heute als edle Verlegeart renommiert, ebenso wie französisches Fischgrät. Diese Tradition ist lebendig, und so ist es nicht unbedingt deutsche Eiche, sondern oft auch französische, die uns in Sälen tanzen, im Theater staunen, zuhause auf Parkett chillen oder im Büro arbeiten lässt. So im Berliner Haus des Holzes: Das Hochkantlamellenparkett im Parterre des Verbandshauses wurde im Schwarzwald beim Unternehmen Jaso gefertigt. „Das Schnittholz beziehen wir aus Frankreich, so auch für das Mehrzweckparkett im Haus des Holzes“, erklärt Unternehmenschef Michael Schmid. Im Badischen hat es Schmid, er ist auch Vorsitzender des Verbands der Deutschen Parkettindustrie (vdp), nicht weit zu seinen Lieferanten links des Rheins.
Laut Angaben des Verbandes der französischen Parkettindustrie entfallen auf Eichenwald rund 5,5 Millionen Hektar oder 41 Prozent der Waldfläche im Land. Frankreichs Eichen-Exporte werden, wie im Haus des Holzes, teils für deutsches Parkett verwandt. Auch Deutschland besitzt ausgiebige Eichenvorkommen, gut ein Zehntel der deutschen Holzbodenfläche entfällt auf Eiche. Allerdings wurde zuletzt immer mehr Eichenholzvorrat in den Wäldern aufgebaut, statt die Vorräte nachhaltig zu nutzen. Denn Holznutzung im Parkett bedeutet Klimaschutz: im Parkett wie auch in anderen langlebigen Holzprodukten ist das während des Baumwachstums gebundene Treibhausgas Kohlendioxid gut aufgehoben. „Sei es als Massivholz- oder als das heute weit verbreitete Mehrschichtparkett. Heimisches Parkett aus Europa ist der Kohlenstoffspeicher Nummer eins unter den Fußböden“, sagt Schmid.
Das Palais der späteren Königin mit Parkett aus Hessens Kellerwald renoviert
Wie langlebig Holz als Bodenbelag und Kohlenstoffspeicher in gut gebauten Häusern ist, weiß Kurt Götz, Co-Eigentümer des Palais Stanislas im französischen Wissembourg, wenige Kilometer hinter der deutschen Grenze im nördlichen Elsass. Das Palais, von Grund auf renoviert, beherbergte vor rund 300 Jahren bis 1725 den polnischen Exilkönig Stanisław Bogusław Leszczyński und seine Tochter, die spätere Gemahlin des französischen Königs Ludwig XV. Götz fand in dem später als Geburtsklinik wie auch als Altersheim genutzten Palais viel historische Substanz, auch in den Holzböden vor. Für das neu zu verlegende Parkett in dem Palais, das 15 Jahre lang leer stand, entschied man sich für Versailler Tafel. Getreu dem historischen Vorbild im Schloss Versailles hat das neue Parkett in Wissembourg eine Kantenlänge von einem Meter. Wie Stanislas, der Exilkönig aus Polen, häufig nach Nordosten in die alte Heimat, geschaut haben mag, so tat Kurt Götz das auf der Suche nach dem Parkettlieferanten – und wurde in Hessen fündig, wo das Eichenholz des Unternehmens Drüsedau für dessen Massivholz-Parkett aus dem Kellerwald stammt. Das Massivholz aus der Manufaktur in Nordhessen wurde dann in Kooperation mit der Pfälzischen Parkettfabrik aus Weidenthal von der Fa. Hämer verlegt. Dabei wurde das Parkett gebürstet, nicht geschliffen. „Die weichen Holzfasern werden durch das Bürsten aus dem Parkett quasi ausgekämmt und das Holz erhält damit eine besonders schöne Struktur“, erläutert Parkettleger Sebastian Zwingmann. Die Versailler Tafel wurde in Wissembourg parallel, aber auch diagonal verlegt und anschließend geölt. „Optisch und qualitativ ist das Parkett ein echter Hingucker”, freut sich Götz und sagt: „Die Böden sollen am besten bis ins nächste Jahrhundert und darüber hinaus Bestand haben.”
Showroom speziell für Architekten
Nicht nur in Wissembourg weiß man in Frankreich um die Qualität von deutschem Parkett. Das zeigt die Handelsbilanz: Knapp 600.000 Quadratmeter Parkett nahm Frankreich im vergangenen Jahr von rechts des Rheins auf. Damit rangierte Frankreich hinter Österreich, der Schweiz und Belgien auf Platz vier der Abnehmer von Parkett aus Deutschland. Freilich macht Versailler Tafelparkett, wie es in Wissembourg verlegt ist, nur einen kleinen Teil der Ware aus.
Wie sich die Deutschen in Sachen Verlegetechnik einst einiges in Frankreich abschauten, so ist heute neben handwerklichem Können auch Knowhow in Sachen Marketing und Vertrieb fürs Parkett gefragt. Eine innovative Kooperation in Frankreich hat da vor kurzem der deutsche Parketthersteller Parador begonnen. Das Coesfelder Unternehmen ist im neuartigen Showroom-Konzept Decó in Lyon vertreten. Der Showroom richtet sich speziell an Architekten und Objekteure. Neben der dauerhaften Ausstellung, die sich über 2.500 Quadratmeter im Innenbereich sowie weitere 1.500 Quadratmeter im Außenbereich erstreckt, lädt der Betreiber regelmäßig zu Veranstaltungen für Architekten ein. „Innovative Marketingkonzepte, sei es in europäischen Nachbarländern oder hierzulande, sind für unsere Hersteller höchst willkommen“, betont der vdp-Vorsitzende Schmid und ergänzt: „In Zeiten, da immer mehr Billigimporte aus Fernost den europäischen Markt überschwemmen, gilt es, die europäische Tradition zu vergegenwärtigen: von der Rohstoffherkunft über die fachgerechte Holzauswahl zur qualitativen Parkettfertigung bis zu den meisterhaften Verlegemustern und -stilen.“
Der Verband der Deutschen Parkettindustrie e.V. (vdp) wurde 1950 in Wiesbaden gegründet. Seit 2006 befindet sich die Geschäftsstelle in Bad Honnef. Zurzeit sind 22 Parkett-Hersteller im vdp organisiert, die mehr als 90 Prozent der deutschen Parkettproduktion repräsentieren. Auf seiner Website www.parkett.de informiert der vdp Fachleute und Endverbraucher über alles Wissenswerte rund um das Parkett.
vdp – Verband der Deutschen Parkettindustrie e.V.
Flutgraben 2
53604 Bad Honnef
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Telefon: +49 (151) 25006883
E-Mail: alexander.knebel@holzindustrie.de