Die Ausstellung „Learning from Loheland“ im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) stellt ein vergessenes Kapitel deutscher Design- und Kunstgeschichte vor: Loheland ist ein visionäres, feministisches Siedlungs- und Schulprojekt in der hessischen Rhön, das 1919 gegründet wurde – im gleichen Jahr wie das Bauhaus. Loheland war beeinflusst von der Lebensreformbewegung und den avantgardistischen Ideen zur Entwicklung eines neuen Menschenbildes. Die Ausstellung im MK&G legt den Schwerpunkt auf die künstlerische Auseinandersetzung mit Loheland: Sechs zeitgenössische Künstlerinnen erforschen die Gründungsideen des außergewöhnlichen Projekts in eigens für die Ausstellung entwickelten Arbeiten, darunter Installationen, Objekte, Collagen, Fotografien und Film.

GESCHICHTE VON LOHELAND
Die Künstlerinnen und Gymnastiklehrerinnen Louise Langgaard (1883–1974) und Hedwig van Rohden (1890–1987) gründeten Loheland (bei Fulda) mit der Absicht, eine Schule für Körperbildung, Landbau und Handwerk von Frauen für eine neue Generation junger Frauen aufzubauen. Unterstützt durch junge Männer der Wandervogelbewegung begannen sie mit der Errichtung der Gebäude. Im Laufe der entbehrungsreichen Jahre zwischen den beiden Weltkriegen entstand mit großem Gestaltungswillen und enormem Improvisationstalent eine Siedlung für die Schülerinnen, bestehend aus selbstentworfenen Wohnhäusern, Übungsräumen, Werkstätten für Fotografie, Leder, Keramik und Holz sowie eine Weberei und Schneiderei. Darüber hinaus etablierten die Frauen auf dem Gelände unter anderem eine Landwirtschaft nach biodynamischem Vorbild sowie eine Hundezucht. Heute werden die Gebäude und Betriebe von der Loheland-Stiftung unterhalten und von einem Waldorfkindergarten sowie einer Waldorfschule im Sinne der Gründerinnen weitergenutzt.

ZEITGENÖSSISCHE KÜNSTLERISCHE PRAXIS
Sechs Künstlerinnen setzen sich in verschiedenen Disziplinen mit Loheland auseinander – die Bühnenbildnerin und Künstlerin Marie Gimpel (* 1986), die Bildenden Künstlerinnen Alex Hojenski (* 1989) und Judith Kisner (* 1983), die Bildende Künstlerin und Filmemacherin Jasmin Preiß (* 1984), die Bildende Künstlerin und Musikerin Julia Rómas (* 1994) sowie die Grafikdesignerin Lea Sievertsen (* 1990). Sie nehmen die einzigartige Verbindung von künstlerischer, handwerklicher und choreographischer Arbeit in Loheland als Ausgangspunkt für ihre neuen Werke und denken sie weiter. Wichtige Ansätze sind dabei Überlegungen zu einem Leben in Einklang von Natur, Körper und Wahrnehmung, das Nachdenken über Strategien des kollektiven Arbeitens und die Entwicklung eines Konzeptes von feministischer Gestaltung und Architektur. Die Ausstellungsarchitektur folgt der Spurensuche der Künstlerinnen in der heutigen Siedlung, in einer Art Parcours können Besucher*innen sich auf unterschiedlichen Wegen den Ideen Lohelands annähern.

Die Ausstellung in Kooperation mit der Loheland-Stiftung wird ermöglicht mit freundlicher Unterstützung von der Claussen-Simon-Stiftung, dem Berit und Rainer Baumgart Stiftungsfonds unter dem Dach der Hamburgischen Kulturstiftung und der Stiftung Kunstfonds.

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