Über 100 Gäste kamen am 7. Juni 2023 nach Schwerin zu einer gemeinsamen Tagung der Medienanstalt Mecklenburg-Vorpommern und der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern. Vorgestellt und diskutiert wurden die Ergebnisse der neuen Studie „Mediennutzung und politische Kultur in Mecklenburg-Vorpommern“, die vom Hamburger Leibniz Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut durchgeführt wurde. Die Medienanstalt und die Landeszentrale haben die Studie finanziert. 

„Wir müssen offen und transparent politisch kommunizieren“, sagte Bettina Martin – Ministerin für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten des Landes Mecklenburg-Vorpommern – in ihrem Grußwort. Sandra Nachtweih – Vorsitzende des Medienausschusses Mecklenburg-Vorpommern – betonte in ihrer Rede die Bedeutung der Medienvielfalt für unsere Gesellschaft: „Demokratie und freie Meinungsbildung brauchen einen offenen Diskurs. Nur dann können gegensätzliche Positionen sichtbar und Argumente ausgetauscht, begründet und abgewogen werden. Streit ist daher in unserem Land notwendig, aber: Es muss Regeln geben.“ Und Bert Lingnau – Direktor der Medienanstalt Mecklenburg-Vorpommern – sagte: „Gegen Unsicherheit hilft Aufklärung, hilft seriöse Information, helfen Fakten.“ 

Über 90 Prozent der Einwohnenden Mecklenburg-Vorpommerns im Alter ab 16 Jahren sind an den aktuellen Themen in ihrem Bundesland interessiert, so ein Ergebnis der Studie. Informationen zum aktuellen Geschehen holen sich die Leute am ehesten – klassisch und linear – über das Fernsehen und das Radio. Jeweils 73 Prozent nutzen diese beiden Informationswege mindestens mehrfach pro Woche. In persönlichen Gesprächen erfahren 69 Prozent der Menschen mehrfach wöchentlich Aktuelles aus ihrem Bundesland, im Internet informieren sich 62 Prozent und über eine gedruckte Tages- oder Wochenzeitung 50 Prozent. 

Die Ergebnisse der Studie stellte Dr. Sascha Hölig – Studienleiter beim Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut – auf der Tagung vor. In seiner Präsentation wies er auf weitere wichtige Erkenntnisse hin:

  • Den Reden von politisch Verantwortlichen wird neben Boulevardmedien die geringste Glaubwürdigkeit zugesprochen.
  • Die Angebote des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und der regionalen Tageszeitungen gelten als am glaubwürdigsten, ausschließlich im Internet oder in sozialen Medien informiert sich kaum jemand.
  • Auch der private Rundfunk und die Bürgermedien werden stark und oft zur Information über das aktuelle Geschehen genutzt.
  • Nur geringe Anteile der Befragten sind in sozialen Medien wirklich aktiv, das dort sichtbare Stimmungsbild ist kein Spiegel der Gesamtgesellschaft.
  • Am ehesten sind diejenigen Menschen mit der Demokratie zufrieden, die den Eindruck haben, sie könnten politisch mitgestalten.

Für die Studie wurden im März 2023 insgesamt 1.050 Menschen im Alter ab 16 Jahren in Mecklenburg-Vorpommern befragt, die repräsentativ nach Alter, Geschlecht, Bildung und Region ausgewählt wurden. Im Kern gibt die Studie drei Hinweise für mehr Demokratiezufriedenheit in Mecklenburg-Vorpommern:

  • Medien sollten durch Glaubwürdigkeit auch ihre Skeptiker überzeugen.
  • Regierung und Parteien ist angeraten, mehr Transparenz ihres Handelns herzustellen, genauso wie eine geringere Distanz zu den Menschen, ihrem Alltag und ihren Sorgen.
  • Menschen sollten nicht nur informiert werden, sondern auch die Möglichkeit bekommen, mitzugestalten. Eine Bevölkerung, die wahrgenommen wird und das Gefühl hat, ihr Handeln entfalte Wirksamkeit, ist die zufriedenste.

In zwei Diskussionsrunden, moderiert von Nadin Weber – Referentin der Medienanstalt MV – wurde über die Ergebnisse debattiert. Mit dabei waren: Bettina Martin, Sascha Hölig, Bert Lingnau und Sandra Nachtweih, Michael Seidel (Chefredakteur der Schweriner Volkszeitung), Mathias Illig (Güstrow TV) und Tom Güldner (radio 98eins, Greifswald).
Der Tenor: Die Demokratie benötigt seriöse und unabhängige Medien. Dabei sind die klassischen Medien – Fernsehen, Radio, Zeitungen – nach wie vor am relevantesten zur Informationsvermittlung.

Die Ergebnisse der Studie können hier abgerufen werden.

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