Wie wird das Endstück vom Brot genannt: „Knust“, „Knäppchen“ oder „Krüstchen“? Wo in NRW wird die Großmutter eher Oma und wo „Omma“ genannt? Wo verabschiedet man sich mit „Tschüss“ und wo mit „Tschö“? Um die bisher wenig erforschte Umgangssprache in Nordrhein-Westfalen stärker in den Blick zu nehmen, wollen Sprachforscherinnen der Landschaftsverbände Rheinland (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL) mit der Sprach-App PALAVA Sprachdaten erheben. Dabei setzen sie auf die Beteiligung möglichst vieler Bürger*innen in NRW.

Mit PALAVA können die Menschen in Nordrhein-Westfalen der Forschung Sprachdaten zur Verfügung stellen und mehr über ihre alltägliche Umgangssprache erfahren. Dabei geht es um das ganz alltägliche Sprechen in Freundeskreis und Familie. Alle Menschen aus NRW können mitmachen.

Die sprachliche Vielfalt NRWs lässt sich auf einer sprechenden Sprachkarte in der App entdecken. Ausgewertete Ergebnisse in Form von Kommentaren, Sprachkarten und Graphiken werden ebenfalls in der App der interessierten Öffentlichkeit nach und nach zur Verfügung gestellt.

Die App steht ab sofort in allen gängigen Appstores zum Download auf Smartphones bereit.

„Sprache steht für Identifikation und Zugehörigkeit. Sie hat eine starke integrative Kraft. Daher ist es lohnenswert, die sprachlichen Unterschiede und Gemeinsamkeiten in unserem Bundesland in den Blick zu nehmen. Das macht die Kooperation der LWL-Kommission für Mundart- und Namenforschung und des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte möglich“, sagt Dr. Corinna Franz, Dezernentin für Kultur und Landschaftliche Kulturpflege beim LVR. „Was bei uns im Rheinland Weckmann heißt, kennt man in Westfalen zum Beispiel als Stutenkerl“, so Franz, die in Bonn lebt.

„Wenn ich auf den Wochenmarkt gehe, esse ich dort gerne Reibeplätzchen. Doch ich weiß, dass diese anderswo in NRW Reibekuchen oder Kartoffelpuffer genannt werden“, sagt LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, gebürtige Münsterländerin. „Die App PALAVA ist ein Angebot, das viele Menschen in NRW erreichen kann. Durch die besondere Methode, bei der sich alle Interessierten einbringen können, gelingt es den Sprachforscher*innen, große Mengen Sprachdaten zu erheben, die für die linguistische Erforschung der aktuellen Umgangssprachen jetzt gebraucht werden“, so Rüschoff-Parzinger weiter.

Hintergrund:

Über die aktuellen Umgangssprachen in NRW ist bisher wenig bekannt. Es fehlen umfangreiche Sprachdaten der Sprecher*innen. Häufig sind Umgangssprachen durch alte Dialekte der Regionen geprägt – und diese sind in NRW sehr unterschiedlich. Daher ist zu erwarten, dass auch die Umgangssprachen in NRW durch eine große Vielfalt gekennzeichnet sind. Auch Menschen, die nie Dialekt gelernt haben, benutzen „alte“ Dialektwörter wie zum Beispiel „Speicher“ im Rheinland oder „Balken“ in Westfalen für den Dachboden. Der Vorteil der PALAVA-App liegt vor allem darin, dass die Nutzer*innen ihre Sprache durch die Sprachaufzeichnungen mit dem Smartphone selbst dokumentieren können. So können auch lautliche Unterschiede in NRW erforscht werden: Wo sagt man „Milch“ und wo „Milsch“? Wer sagt „Soße“ und wer „Sose“? Wo überwiegt „dat“ und „wat“ gegenüber „das“ und „was“?

Über Landschaftsverband Rheinland

Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) arbeitet als Kommunalverband mit rund 21.000 Beschäftigten für die 9,7 Millionen Menschen im Rheinland. Mit seinen 41 Schulen, zehn Kliniken, 20 Museen und Kultureinrichtungen, vier Jugendhilfeeinrichtungen, dem Landesjugendamt sowie dem Verbund Heilpädagogischer Hilfen erfüllt er Aufgaben, die rheinlandweit wahrgenommen werden. Der LVR ist Deutschlands größter Leistungsträger für Menschen mit Behinderungen und engagiert sich für Inklusion in allen Lebensbereichen. „Qualität für Menschen“ ist sein Leitgedanke.

Die 13 kreisfreien Städte und die zwölf Kreise im Rheinland sowie die StädteRegion Aachen sind die Mitgliedskörperschaften des LVR. In der Landschaftsversammlung Rheinland gestalten gewählte Mitglieder aus den rheinischen Kommunen die Arbeit des Verbandes.

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