Wir gehen davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) den Einlagensatz um 25 Basispunkte (Bp) anheben und das für Juli prognostizierte Ende der Reinvestitionen im Rahmen des Anleihekaufprogramms (APP) offiziell ankündigen wird. Die Zentralbank dürfte ihre makroökonomischen Projektionen revidieren, was sich in niedrigeren Wachstumsraten für 2023 und 2024 wiederspiegeln sollte. Wir rechnen jedoch nicht mit einer wesentlichen Änderung der mittelfristigen Inflationsprognosen, die derzeit bei 2,1 % für die Gesamtinflation und 2,2 % für die Kerninflation im Jahr 2025 liegen.

Unsere Erwartungen: 

  • Die EZB wird ihre Leitzinsen voraussichtlich um 25 Basispunkte anheben und damit den Einlagensatz auf 3,5 % und den Refi-Satz auf 4,0 % anheben.
  • Es wird erwartet, dass der EZB-Rat seinen „von Sitzung-zu-Sitzung-Ansatz“ beibehält, der die eingehenden Wirtschafts- und Finanzdaten, die zugrunde liegende Inflationsdynamik und die Wirksamkeit der geldpolitischen Transmission berücksichtigen wird.
  • Präsidentin Lagarde wird wahrscheinlich erneut darauf hinweisen, dass noch einiges zu tun ist, um die Inflation rechtzeitig wieder auf den Zielwert von 2 % zu senken.
  • Die EZB wird voraussichtlich im Juli das Ende der Reinvestitionen im Rahmen des Anleihekaufprogramms (APP) bestätigen und die Prognosen für das Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) mit Reinvestitionen bis mindestens Ende 2024 unverändert lassen.
  • Wir erwarten keine Ankündigungen zu gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäften (TLTROs) oder langfristigen Refinanzierungsgeschäften (LTROs).
  • Was die neuen von Experten der EZB erstellten Wirtschaftsprojektionen betrifft, so erwarten wir niedrigere Wachstumsraten für 2023 (von 1,0 % auf 0,9 % nach unten korrigiert), 2024 (von 1,6 % auf 1,5 %) und 2025 (von 1,6 % auf 1,5 %). Aufgrund der niedrigeren Energiepreise und des schwächeren Wachstums gehen wir für 2023 (gegenüber den März-Prognosen von 5,3 % und 4,6 %) und 2024 (2,9 % und 2,5 %) von einer leicht niedrigeren Gesamt- und Kerninflation aus, die sich 2025 allmählich dem 2 %-Ziel annähert (entsprechend der März-Prognose von 2,1 % bzw. 2,2 % für die Gesamt- und Kerninflation).

Insgesamt erwarten wir bei dieser Sitzung keine Änderung des Kommunikationsansatzes der EZB. Das Vorgehen wird weiterhin datenabhängig sein, wobei die Möglichkeit besteht, die Zinserhöhungen nach Juli auszusetzen. Die Leitzinsen der EZB werden voraussichtlich für einen längeren Zeitraum auf restriktivem Niveau bleiben. Wir glauben, dass dieser Ausschuss nur begrenzte Auswirkungen auf die Finanzmärkte haben wird.

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