Gegenüber seiner vorherigen Prognose vom März senkt das IMK seine Erwartung zur BIP-Entwicklung für 2023 um 0,5 Prozentpunkte ab. Die Wachstumsprognose für 2024 bleibt unverändert. Dabei gehen die Forschenden davon aus, dass der russische Krieg gegen die Ukraine nicht eskaliert und dass die Hochzinspolitik der Zentralbanken keine internationale Finanzkrise auslöst. Trotz der relativen Beruhigung an den Finanzmärkten ist letzteres aus Sicht der Forschenden ein relevantes Risiko.
Für den absehbaren Rückgang des Bruttoinlandsprodukts und die schleppende wirtschaftliche Erholung vor allem in diesem Jahr gibt es eine Reihe von Gründen: Die Preissteigerungen haben die Haushalte Kaufkraft gekostet, was den privaten Konsum dämpft, der rund die Hälfte der Wirtschaftsleistung ausmacht. Der Staatskonsum ist deutlich zurückgegangen, nachdem die Corona-Maßnahmen weggefallen sind. Die Bauinvestitionen sinken drastisch, weil sich durch die Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank Kredite stark verteuert haben. Hinzu kommt eine eher verhaltene Entwicklung des Außenhandels. Die Weltwirtschaft werde im Prognosezeitraum lediglich "mit geringer Dynamik auf Erholungskurs gehen", so das IMK. Beispielsweise erwartet das Institut für die USA in diesem Jahr allenfalls ein moderates Wirtschaftswachstum von 1,1 Prozent – und schließt wegen der hohen amerikanischen Zinsen auch eine deutlich schwächere Entwicklung nicht aus.
Auf der konjunkturellen Habenseite für die deutsche Wirtschaft stehen, neben der nachlassenden Inflation, kontinuierlich wachsende Ausrüstungsinvestitionen. Gründe dafür sind unter anderem die ökologische Transformation der Wirtschaft und wachsende Rüstungsausgaben des Staates.
"Vor diesem Hintergrund ist in diesem Jahr nach der leichten Rezession im Winterhalbjahr und einer Stagnation im zweiten Quartal in der zweiten Jahreshälfte mit einer zögerlichen Erholung der deutschen Konjunktur zu rechnen", fassen die Ökonom*innen das Bild für 2023 zusammen. "Im nächsten Jahr setzt sich die Erholung fort." Es sei bedauerlich, dass sich die etwas positiveren wirtschaftlichen Perspektiven, die sich im Frühjahr abgezeichnet hatten, nun wieder zerschlagen hätten, sagt Prof. Dr. Sebastian Dullien, der wissenschaftliche Direktor des IMK. Aber angesichts der enormen wirtschaftlichen Herausforderungen nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine seien die Ausschläge nach unten moderat.
"Die deutsche Wirtschaft erweist sich einmal mehr als robust und die Bundesregierung hat in ihrer Anti-Krisen-Politik bei aller berechtigten Kritik grundsätzlich viel richtig gemacht, weil sie die Kaufkrafteinbußen in einer extrem schwierigen Phase begrenzt", so Dullien. Mit Blick auf Konjunktur und Finanzmarktstabilität sei es wichtig, dass sich die Notenbanken bis auf Weiteres mit weiteren Zinserhöhungen zurückhielten: "Da die Inflation sich absehbar in Richtung des Ziels der EZB von zwei Prozent entwickelt, zugleich aber die kräftigen Zinserhöhungen der vergangenen Monate ihre volle Wirkung erst mit Zeitverzögerung entfalten, sollte die EZB mit ihren Zinsschritten nun zunächst eine Pause einlegen und die weitere Entwicklung abwarten."
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