Der historisch schnelle Zinsanstieg in den vergangenen Monaten hatte die Rentenmärkte durcheinandergewirbelt. Mittlerweile ist mehr Ruhe eingekehrt, verbunden allerdings mit Unsicherheit über die weiteren Schritte der Notenbanken. „Zunächst gehen wir am kurzen Ende von steigenden Renditen aus“, sagt Carsten Gerlinger, Managing Director und Head of Asset Management bei Moventum AM. „Dies vor allem angesichts der Notenbankpolitik, deren Zinserhöhungszyklus erst noch zu Ende gehen muss.“ Am langen Ende werden die Renditen aber bereits attraktiv, eine Verlängerung der Duration in den Portfolios ist deshalb geboten.

Die US-Notenbank Fed hatte eine Zinspause eingeläutet, behält sich aber weitere Zinsschritte ausdrücklich vor. Die EZB dagegen erhöhte die Leitzinsen noch einmal und will damit auch noch weiter fortfahren. „Die Gesamtwirkung der bisherigen geldpolitischen Straffung lässt sich erfahrungsgemäß erst 12 bis 18 Monate später abschätzen“, sagt Gerlinger. „Die Notenbanken werden jetzt also eine weniger aktive, sondern mehr beobachtende Position einnehmen und sehen, wie sich ihre schnellen Zinsschritte bemerkbar machen.“ In keinem Fall ist die Zinswende jetzt schon sicher, auch wenn die Märkte das zum Teil bereits einpreisen. „Die Fed etwa hat noch nie eine Zinssenkung bei einer so hohen Inflation und einer so niedrigen Arbeitslosigkeit eingeleitet“, so Gerlinger.

Bei US-Staatsanleihen hat die Erwartung möglicherweise noch kommender Zinsschritte am langen Ende wieder zu einem vorübergehenden Renditeanstieg geführt. „Aufgrund der sehr inversen Zinsstrukturkurve betrachten wir das kurze Laufzeitenende mit einer Rendite in Höhe von 4,7 Prozent als interessant“, so Gerlinger. „Das lange Ende ist bedingt durch eine erwartete Rezession und rückläufige Inflationsraten aussichtsreich, weshalb wir in den Portfolios die Duration tendenziell etwas erhöhen“, sagt Gerlinger. Bei den US-Corporates und High-Yield-Anleihen ist Vorsicht geboten. Die Spreads haben sich temporär im Zuge der Bankenkrise ausgeweitet und noch liegen die eingepreisten Ausfallraten immer noch über den tatsächlichen Ausfallraten. „Das aktuelle High-Yield-Renditeniveau ist interessant, jedoch spiegelt der Spread unserer Meinung nach die Rezessionsgefahr nach wie vor nicht wider“, so Gerlinger.

Im Euroraum verzeichnen die Renditen einen Rückgang im Zuge schwächerer Einkaufmanagerindizes und zurückgehender Gesamtinflationsdaten. Die EZB wird voraussichtlich noch eine weitere Zinserhöhung vornehmen. „Im Zuge der wirtschaftlichen Abschwächung ist in naher Zukunft mit fallenden Zinsen zu rechnen, allerdings belastet weiterhin die hartnäckige Kerninflation“, sagt Gerlinger.

Bei der Umsetzung in den Portfolios sind Floater eine gute Wahl. „Wir halten an unserem Floater Exposure fest und reduzieren es vorerst nur leicht“, sagt Gerlinger. „Zudem bauen wir High Yield weiter ab, da im Falle einer Rezession das Segment besonders stark unter Druck geraten wird. Das lange Ende bietet im Investment-Grade attraktive Renditen, zudem bauen wir unter dem Risikoaspekt das Staatsanleihen-Exposure aus.“ Eine mögliche Rezession sollte im Laufzeitbereich einen wichtigen Rückhalt bieten. „Wir nutzen für die Aufstockung im IG-Segment die Reduzierung im HY-Segment“, sagt Gerlinger. „Insgesamt erhöhen wir erneut leicht die Duration.“

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