Aus Sicht des Deutschen Industrieverbandes SPECTARIS ist es nicht nachvollziehbar, warum Krankenkassenverbände zuletzt die Wiedereinführung des gescheiterten Instrumentes der Ausschreibungen fordern. „Der Gesetzgeber hat 2019 die Aufhebung von Ausschreibungen in der Hilfsmittelversorgung explizit mit Risiken für die Versorgungsqualität begründet“, betont Sven Koppelwiser, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Hilfsmittel bei SPECTARIS. „Das Instrument der Ausschreibungen hat sich zwölf Jahre lang als ineffektiv erwiesen und zu einem deutlichen Rückgang der Versorgungsqualität geführt. Es konnten weder Kosten eingespart noch die Versorgungsqualität verbessert werden. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass Ausschreibungen den Fokus fast ausschließlich auf den Preis gelegt haben und dabei die Qualität der erbrachten Leistungen vernachlässigt wurde.“

Der GKV-Spitzenverband begründet die Forderung nach einer Rückkehr von Ausschreibungen mit Kostensteigerungen von 60 Prozent auf zehn Milliarden Euro im Hilfsmittelbereich. Diese Steigerung entspricht einem durchschnittlichen jährlichen Zuwachs von rund vier Prozent pro versicherte Person. Koppelwiser: „Angesichts der demografischen und pandemischen Herausforderungen im Gesundheitswesen ist dies eine unterdurchschnittliche Entwicklung im Vergleich zu den Gesamt-GKV-Ausgaben. Tatsächlich lag diese Teuerungsrate zuletzt sogar unterhalb der derzeitigen Inflationsrate und ist somit kaum kostendeckend.“

Ausschreibungen führen zu einem bürokratischen Mehraufwand und nehmen den Leistungserbringern die Möglichkeit, die qualitativ hochwertige und individuelle Versorgung der Versicherten in den Mittelpunkt zu stellen. Darüber hinaus wird die Hilfsmittel-Wahlfreiheit der Versicherten grundlos eingeschränkt und die wohnortnahe Versorgung gefährdet. Selbiges gilt auch für Open-House-Verträge, bei denen die Krankenkassen einseitig die Bedingungen ohne Verhandlungen festlegen. Vertragspartner können Verträgen zu diesen Konditionen beitreten oder nicht.

Anstatt das gescheiterte Instrument der Ausschreibungen zurückzufordern, sollten Ansätze gefördert werden, die wirklich Kosteneinsparungen generieren können und gleichzeitig die Qualität der Hilfsmittelversorgung erhöhen. SPECTARIS hat in der Vergangenheit bereits Vorschläge vorgelegt, wie durch Bürokratieabbau und Digitalisierung Kosten eingespart werden können, beispielsweise durch Entfristung der vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) erlassenen Sonderregelungen zur postalischen Übersendung der Folge-Verordnung nach telefonischer Anamnese sowie durch die Einführung von standardisierten, einheitlichen Rahmenverträgen.

Koppelwiser: „SPECTARIS steht weiterhin für konstruktive Gespräche zur Verfügung. Wir müssen gemeinsam geeignete Lösungen finden, die sowohl der Wirtschaftlichkeit als auch der Qualität der Hilfsmittelversorgung dienen.“

Über den SPECTARIS – Deutscher Industrieverband für optische,medizinische und mechatronische Technologien e.V.

SPECTARIS ist der Deutsche Industrieverband für Optik, Photonik, Analysen- und Medizintechnik mit Sitz in Berlin. Der Verband vertritt 400 überwiegend mittelständische deutsche Unternehmen. Der Fachverband Medizintechnik im Deutschen Industrieverband SPECTARIS vertritt rund 130 vorwiegend mittelständische Mitgliedsunternehmen. Diese sind innovative Hersteller von Medizinprodukten und Medizintechnik sowie qualitätsorientierte nichtärztliche Leistungserbringer aus dem Bereich der respiratorischen Heimtherapie. 2022 erwirtschaftete die deutsche Medizintechnikindustrie einen weltweiten Umsatz in Höhe von 38,4 Milliarden Euro.

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