DIW-Studie untersucht chinesische und westliche Kredite an afrikanische Staaten – Chinesische Kredite sind relativ teuer und gehen oft an rohstoffreiche Länder mit weniger demokratischen Strukturen – Westliche Kredite sind für wirtschaftliche Entwicklung der Länder günstiger, aber wegen Auflagen weniger attraktiv

Chinesische Kredite für Afrika sind häufig teuer und widersprechen damit den volkswirtschaftlichen Interessen der Schuldner. Zudem fließen sie häufig an rohstoffreiche Staaten mit geringem Demokratisierungsgrad. Zu diesen zentralen Erkenntnissen kommt eine Analyse der Abteilung Weltwirtschaft am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). „Die chinesische Kreditvergabe an afrikanische Länder steht somit im Wettbewerb zur westlichen Entwicklungspolitik“, erläutert Studienautor Lorenz Meister.

Afrika erlebt Kreditboom – China hat Anteil von bis zu 40 Prozent

Afrika hat in den vergangenen beiden Jahrzehnten einen regelrechten Kreditboom erlebt. Während der Umfang neu zugesagter Kredite an die afrikanischen Länder bis 2006 jährlich bei zehn Milliarden US-Dollar lag, sprang die Zahl 2008 bereits auf mehr als 20 Milliarden, 2010 auf mehr als 30 Milliarden und 2016 auf knapp 80 Milliarden US-Dollar. China befeuerte den rasanten Anstieg der Kreditsumme. Zwischen 2007 und 2017 machte der chinesische Anteil fast 40 Prozent aus, ging aber ab 2016 stark zurück – unter anderem, weil China danach seinen Fokus stärker von außenwirtschaftlichen Aktivitäten auf die Binnenwirtschaft verlagerte.

Die Studie zeigt, dass die chinesischen Kredite im Vergleich zu bi- oder multilateralen Krediten, wie sie etwa die Weltbank vergibt, teurer sind. Die Zinssätze liegen im Durchschnitt bei 2,7 Prozent, bei multilateralen Gebern bei 0,9 Prozent, bei bilateralen, zumeist westlichen Gebern bei 1,4 Prozent. Zudem haben chinesische Kredite im Schnitt kürzere Laufzeiten, sind stärker besichert, volatiler und fließen oft in überdimensionierte Prestigeprojekte, deren volkswirtschaftlicher Nutzen zweifelhaft ist. Da Umschuldungen bei chinesischen Krediten eher untypisch sind, führen Zahlungsausfälle oft zum Verlust der verlangten Sicherheiten oder zur erneuten Kreditaufnahme. Somit steigt die Schuldenlast für die Nehmerländer.

Vergeben werden die chinesischen Kredite oftmals an rohstoffreiche Länder, die nicht entschieden gegen Korruption vorgehen. Afrika verfügt über immense Rohstoffvorkommen und gerät damit in den Fokus anderer Staaten, die sich wirtschaftliche Vorteile verschaffen wollen. „Es liegt nahe, dass China bei der Kreditvergabe das Ziel verfolgt, sich mit knappen Rohstoffen für seine stark wachsende Wirtschaft einzudecken“, so Studienautor Lukas Menkhoff. „Der Grad der Demokratisierung im Land spielt dabei offenbar keine Rolle. China punktet zudem damit, dass die Kredite nicht an wirtschaftspolitische Auflagen gekoppelt sind.“

„Die chinesische Kreditvergabe an afrikanische Länder steht im Wettbewerb zur westlichen Entwicklungspolitik“ Lorenz Meister

Auflagen machen Kredite oftmals unattraktiv

Anders gelagert sind der Untersuchung zufolge zumeist die Motive multilateraler Geber wie etwa der Weltbank. Bei diesen Krediten steht demnach die Entwicklungshilfe im Vordergrund, sie sind aber mit Auflagen verbunden, die als Eingriff in die Souveränität der Staaten bewertet werden. Die Auflagen zielen unter anderem auf Korruptionsbekämpfung ab, was nicht im Interesse aller Entscheidungsträger*innen vor Ort ist.

„Westliche Geber haben meistens gute volkswirtschaftliche Argumente für ihre Kredite, die sie immer wieder betonen sollten“, bilanziert Meister. „Ein weiterer Pluspunkt ist die größere Umschuldungsbereitschaft westlicher Geber, sollten die afrikanischen Länder ihre Kredite nicht mehr planmäßig bedienen können.“ Hilfreich könnte es daher sein, dem Eindruck der Bevormundung bei der Gewährung der Kredite entgegenzuwirken. Ein erster Schritt in diese Richtung wäre es, einzelne Auflagen zu lockern.

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