Eintauchen in vergangene Arbeitswelten: Von der Prignitz bis ins Lausitzer Seenland laden am 12. August mehr als 20 Orte gemeinsam zum ersten Brandenburger Tag der Industriekultur. Unter dem Motto „Schichtwechsel“ ermöglichen stillgelegte Fabriken, ehemalige Kraftwerke und Museen emotionale Begegnungen mit einem besonders prägenden Kapitel der jüngeren Vergangenheit der Region. Auf Nachtwanderungen sowie bei Sonderführungen und Mitmachangeboten begeben sich Interessierte auf Zeitreise.

Lesung und Nachtwanderung: Auftakt im Museumspark Rüdersdorf

Den Auftakt gibt der Museumspark Rüdersdorf, 30 Kilometer östlich von Berlin. Wo Arbeiter ab dem 16. Jahrhundert aus Kalkstein Branntkalk und später Zement herstellten, befindet sich heute ein faszinierendes Industriedenkmal. Schon mehrfach diente die „Kathedrale des Kalks“, eine Schachtofenbatterie mit 18 kegelförmigen Schloten, als Filmset. Zwischen 15 und 17 Uhr starten einstündige Führungen zur Geschichte des Museumsparks. In der Ofenanlage ist eine Installation aus überdimensionalen Papierskulpturen von Jutta und Gerd Nordheim zu sehen. 19 Uhr liest Autorin Jana Pajonk Geschichten aus ihrem Buch „Rund um Berlin – janz weit draußen“, Sänger und Gitarrist Thomas Niedermayer begleitet sie musikalisch. Anschließend beginnt eine Nachtwanderung durch den Museumspark.

Nachtführung: Schiffshebewerk Niederfinow

Ebenfalls bei Nacht ist 50 Kilometer weiter nördlich das neue Schiffshebewerk Niederfinow zu erleben. Das erst im vorigen Jahr eingeweihte, 133 Meter lange und 55 Meter hohe Bauwerk ist schon bei Tag ein Blickfang. In einem fast 10 000 Tonnen schweren mit Wasser gefüllten Trog überwinden Schiffe in nur drei Minuten einen Höhenunterschied von 36 Metern zwischen Oder-Havel-Kanal und Oder! Daneben steht sein historischer Vorgänger aus dem Jahr 1936, das älteste noch in Betrieb befindliche Hebewerk seiner Art. Die Sonderführungen unter dem Titel „Nachts im Schiffshebewerk“ werden zwischen 20 Uhr und 21:30 Uhr angeboten.

Bergmannsvesper in luftiger Höhe: Besucherbergwerk F60

Weiter südlich, in Lichterfeld im Lausitzer Seenland, heißt eines der spektakulärsten Industriedenkmäler in Brandenburg zu zwei besonderen Führungen willkommen. Bergwerksführer nehmen Gäste jeweils 15 und 18 Uhr mit hinauf auf die F60, eine 11 000 Tonnen schwere Förderbrücke aus dem ehemaligen Braunkohletagebau an dieser Stelle. Dabei gibt es exklusive Einblicke in den Leitstand mit der historischen Steuer- und Regeltechnik. Höhepunkt ist eine Bergmannsvesper auf der Brücke: In 60 Meter Höhe genießen Gäste am gedeckten Tisch eine herzhafte Brotzeit. Dazu gibt es musikalische Unterhaltung. Die Führung kann nur vorab online unter www.f60.de gebucht werden.

Sonderführung: Historisches Hochofen-Gaskraftwerk Eisenhüttenstadt

Nicht nur der Braunkohletagebau, auch die Stahlindustrie veränderte ganze Landstriche in der damaligen DDR. In den 1950er Jahren entstanden auf einer landwirtschaftlich kaum genutzten Fläche bei Fürstenberg (Oder) das Eisenhüttenkombinat Ost und die dazugehörige Wohnstadt Eisenhüttenstadt auf dem Reißbrett. Auch ein modernes Kraftwerk gehörte dazu. Es stellte aus Hochofengas mittels Dampfturbinen Elektroenergie her und lieferte Prozesswärme für die Produktionsanlagen. Bis heute ist es in Betrieb. Zum Tag der Industriekultur erhalten Interessierte seltene Einblicke in das historische Hochofen-Gaskraftwerk: In Zusammenarbeit mit dem hiesigen Museum „Utopie und Alltag“ führt Falk Möbius, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft Vulkan Energiewirtschaft Oderbrücke, jeweils 11 und 14 Uhr durch die Anlage.

Toningenieure erklären: Sender- und Funktechnikmuseum Königs Wusterhausen

Wie Toningenieure früher Konzerte live in hoher Qualität ins Radio übertrugen, erfahren Interessierte in Königs Wusterhausen, 40 Kilometer südlich von Berlin. Zum Tag der Industriekultur wird der Stereo Übertragungswagen SÜ2, der normalerweise im Sender- und Funktechnikmuseum steht, vor das Senderhaus gefahren. Ehemalige und aktive Toningenieure erklären und zeigen, wie der gute Klang ins Radio kam. Um 14 Uhr können sich Interessierte einer Führung durch das Museum anschließen, das 100 Jahre Rundfunkgeschichte aufbereitet hat. Auf dem Gelände ist an diesem Wochenende zudem das Bergfunk Openair zu erleben, ein Festival mit regionalen und europäischen Bands.

Alle Veranstaltungen zum Tag der Industriekultur sind ab Juli auf der Webseite des Touristischen Netzwerks Industriekultur zu finden: www.industriekultur-brandenburg.de

1. Tag der Industriekultur in Brandenburg
12. August 2023
Mehr als 20 beteiligte Industriekulturorte in Brandenburg und Sachsen
www.industriekultur-brandenburg.de

Auszug aus dem Veranstaltungsprogramm

Exklusive Einblicke gibt es in der deutsch-polnischen Zwillingstadt Guben-Gubin. Die Stadt öffnet zum Tag der Industriekultur das sonst nicht zugängliche Turmzimmer in der ehemaligen Hutfabrik Wilke. 11 und 13 Uhr starten die Führungen, für die eine Voranmeldung unter stadt-und-industriemuseum@guben.de notwendig ist.

Auf den Spuren moderner Energiegewinnung wandern Familien bei der Feldheimer Nacht-Wandel-Windtour. Die kindgerechte Veranstaltung des energieautarken Ortes macht auf unterhaltsame Weise mit erneuerbaren Energien vertraut. Zur Pause kommen die Teilnehmer zum Stockbrotbacken an der Feuerschale zusammen.

Kachelöfen sorgten einst für langanhaltende Wärme – im märkischen Dorf Velten begleiten Mitarbeiter des Ofen- und Keramikmuseums unter dem Motto „Pötterberge, Kachelbäcker und Muffelöfen“ Gäste auf einer Entdecker-Radtour zu den Spuren der Ofen- und Keramikindustrie. Bei einer Familienführung entdecken Eltern und Kinder die Ofenfabrik von 1872.

Wie einst Brandenburger Glas industriehandwerklich hergestellt wurde, erklärt der Museumsleiter Georg Goes im Museumsdorf Baruther Glashütte persönlich bei einer historischen Einführung. Dazu zeigen Glasmachende wie mit Pfeife und anderen Werkzeugen mundgeblasenes Hohlglas entsteht.

In Lauchhammer gehen Interessierte bei einer Führung der Frage nach, was vom Eisenwerk, das 1725 gegründet wurde, heute noch in der Stadt zu sehen ist. Damals ließ Freifrau von Löwendahl einen ersten Hochofen anblasen, um Töpfe, Kessel und Wagenreifen zu gießen. Später wurde Lauchhammer für seinen Kunstguss berühmt.

Im Zuse-Computer-Museum in Hoyerswerda begeben sich Besucher zu den Anfängen der Digitalisierung. An diesem Tag haben sie die seltene Gelegenheit die historische Datenerfassungsanlage „Cellatron C8033“, eine Technik aus einer Schreibmaschine und einem Lochbandstanzer, selbst auszuprobieren.

Über Touristisches Netzwerk Industriekultur in Brandenburg:
Das Touristische Netzwerk Industriekultur in Brandenburg (www.industriekultur-brandenburg.de) setzt sich seit 2017 für den tourismusfachlichen Austausch der bedeutendsten Industriekulturorte im Bundesland ein, organisiert gemeinsame Marketingmaßnahmen und knüpft Kooperationen mit touristischen Partnern. Aktuell gehören zum Netzwerk: „Alte Ölmühle“ Wittenberge, Landgut Stober, Kunstgussmuseum Lauchhammer, Museumsdorf Baruther Glashütte, Museumspark Rüdersdorf, Neue Energien Forum Feldheim, Optikpark Rathenow, Schiffshebewerk Niederfinow, Sender- und Funktechnikmuseum Königs Wusterhausen, Stadtmuseum „Alte Burg“ Wittenberge, Stadt- und Industriemuseum Guben, Schwartzkopff-Siedlung mit ehemaligen Werksgelände in Wildau, Ziegeleipark Mildenberg und ZCOM Zuse-Computer-Museum Hoyerswerda.

Ebenfalls Mitglied des Netzwerkes ist die ENERGIE-Route der Lausitzer Industriekultur mit ihren Stationen Besucherbergwerk F60, IBA-Terrassen – Besucherzentrum Lausitzer Seenland, Sächsisches Industriemuseum Energiefabrik Knappenrode, Brandenburgisches Landesmuseum für Moderne Kunst im Dieselkraftwerk Cottbus, Technisches Denkmal Brikettfabrik Louise, Biotürme Lauchhammer, Gartenstadt Marga, Elektroporzellanmuseum Margarethenhütte Großdubrau.

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Ansprechpartner:
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Projektkoordinatorin
E-Mail: info@industriekultur-brandenburg.de
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