Klimawandel, Energieneutralität, Ressourcenschonung, Energiekopplung und Nachhaltigkeit – das sind nur einige der Schlagworte, mit denen sich die Stadtentwässerung Dresden (SEDD) und das Institut für Fluiddynamik des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR) gleichermaßen beschäftigen. Da liegt es nahe, die Forschung und den Austausch von Wissen und Fähigkeiten gemeinsam voranzutreiben. Zu Jahresbeginn haben die SEDD und das HZDR vertraglich eine strategische Partnerschaft auf dem Gebiet der Abwasserbehandlung vereinbart. Nun hat der Wissenschaftliche Direktor des HZDR, Prof. Sebastian M. Schmidt, die Gelegenheit genutzt und zusammen mit Wissenschaftler*innen des Forschungszentrums die Kläranlage in Dresden-Kaditz besichtigt.

Während des Rundgangs nach dem Gesprächstermin mit Gunda Röstel und Ralf Strothteicher, den Geschäftsführern der SEDD GmbH, zeigte sich Sebastian M. Schmidt beeindruckt von den technologischen Dimensionen der Kläranlage: „Um solche Abwassermengen zu reinigen, benötigt man sehr viel Energie – vor allem für den kontinuierlichen Betrieb von Pumpen und Verdichtern. So ist es wichtig zu untersuchen, wie Kläranlagen Energie einsparen und eigene Quellen erschließen können. Das HZDR kann hier mit Technologien und Expertise beitragen und helfen, Prozessschritte zu optimieren und effizienter zu steuern.“

Genau dieses Ziel verfolgt das Clean Water Technology Lab am HZDR, kurz CLEWATEC, das  die Helmholtz-Gemeinschaft als transferorientiertes „Helmholtz Innovation Lab“ fördert. CLEWATEC-Leiter Dr. Sebastian Reinecke und sein Team waren bei dem Termin dabei: „In Zeiten steigender Energiepreise und knapper werdender Ressourcen stehen die Betreiber von Klärwerken vor der Herausforderung, ihren Energieverbrauch rasch und stark zu senken. Wir möchten gemeinsam mit der Stadtentwässerung Dresden effiziente Belüftungssysteme, innovative Oxidationsverfahren und flexible Betriebsweisen entwickeln, um zukünftige Anforderungen wie das Erreichen von Energieneutralität oder Krisensituationen mit Energieknappheit zu meistern.“

Nach einem Entwurf der EU-Kommission zur kommunalen Abwasserrichtlinie soll sich auch die Abwasserbranche in Zukunft nachhaltiger aufstellen. Das Erreichen von Energieneutralität steht dabei im Konflikt mit einem gesteigerten Energiebedarf, der durch die verschärfte Reinigung von Mikroschadstoffen im Abwasser notwendig wird.

Ralf Strothteicher, Technischer Geschäftsführer der SEDD, ist überzeugt, dass perspektivisch auch in Dresden eine sogenannte vierte Reinigungsstufe eingeführt wird, die solche Schadstoffe gezielt herausfiltern kann. „Die SEDD ist mit ihrer Schlammbehandlungsanlage für den damit verknüpften Energiebedarf gut aufgestellt. Aktuell erzeugen wir 85 Prozent unseres benötigten Stroms selbst, den wir aus Klärgas, Wasserkraft, Sonne und Erdwärme gewinnen. Wir arbeiten weiter daran, energieautark zu werden.“ Gunda Röstel, kaufmännische Geschäftsführerin der SEDD ergänzt: „Die Investition in innovative Technologien hat sich für die SEDD immer ausgezahlt. Wir freuen uns über die Partnerschaft mit dem HZDR, um den Wissens- und Technologietransfer in gemeinsamen Projekten, aber auch bei der Nachwuchsförderung, voranzutreiben.“

In den Anlagen der SEDD werden jährlich rund 55 Millionen Kubikmeter Abwasser von 670.000 Menschen und 1.100 Industrie- und Gewerbebetrieben gereinigt. Der Energieverbrauch der SEDD entspricht mit jährlich 25.000 MWh jenem von 10.000 Drei-Personen-Haushalten. Bereits seit vielen Jahren kooperiert die SEDD mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig. Die neue Partnerschaft mit dem HZDR schließt Lücken beispielsweise bei der Charakterisierung und Optimierung von fluiddynamischen Prozessen.

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