Die Krankmeldungen in NRW haben im Jahr 2022 mit 6,4 % bzw. Fehlzeiten mit 23,3 AU-Tagen je Beschäftigten den höchsten Wert seit mehr als einem Jahrzehnt erreicht.

Dabei bleiben die Ruhrgebietsstädte bei den Krankenständen an der Spitze: Herne 29,9 AU-Tage (2021=25,5 AU-Tage), Hagen 28,4 AU-Tage (2021=23,9 AU-Tage), Gelsenkirchen 27,7 AU-Tage (2021=23,0 AU-Tage).

Demgegenüber verzeichnen die Städte Düsseldorf 16,7 AU-Tage (2021=13,0 AU-Tage), Bonn 17,3 AU-Tage (2021=12,9 AU-Tage) und Münster 18,5 AU-Tage (2021=14,1 AU-Tage) weitaus weniger AU-Tage im Jahr 2022.

Hauptursache für die Entwicklungen sind die überdurchschnittlich hohen Fehlzeiten im Zusammenhang mit Atemwegserkrankungen, verursacht durch die stark ausgeprägten Grippe- und Erkältungswellen im ersten und vierten Quartal 2022.

Atemwegserkrankungen an erster Stelle

Erstmals stehen die Atemwegserkrankungen an erster Stelle der Ursachen krankheitsbedingter Arbeitsausfälle in ganz Deutschland. Auch in NRW waren aufgrund dieser Erkrankungsart die Ausfallzeiten enorm: Waren es im Jahr 2021 „nur“ durchschnittlich 1,8 AU-Tage, waren es im Jahr 2022 4,7 AU-Tage. Damit liegen die Atemwegserkrankungen in NRW gleichauf mit den Muskel- und Skeletterkrankungen, die mit 4,7 AU-Tage fast auf gleicher Höhe blieben wie 2021 (4,9 AU-Tage). An dritter Stelle stehen die psychischen Störungen mit 3,9 AU-Tagen wie auch im Jahr 2021.

Bundesweit war nur knapp ein Drittel (rd. 32%) der beschäftigten Mitglieder im Jahr 2022 überhaupt nicht krankgeschrieben. Das ist der niedrigste Anteil der letzten zehn Jahre. (37% – 52%).

Bezogen auf die Fehltage, spielten die Covid-19-Erkrankungen nur eine untergeordnete Rolle. Sie waren nur für 2,0% aller AU-Tage verantwortlich.

Gründe für den Anstieg bei den Atemwegserkrankungen könnten – so der BKK-Landesverband NORDWEST – in der verstärkten Rückkehr aus dem Home-Office, einer allgemeinen Steigerung der Sozialkontakte, sowie besonders virulenten Krankheitserregern, die vielfach auf eine geschwächte Immunabwehr treffen, liegen.

Gründe im Ruhrgebiet

Gründe, warum gerade in den Ruhrgebietsstädten die AU-Zahlen über den übrigen Städten in NRW liegen, könnten im Durchschnittsalter der Versicherten liegen, die über dem Wert für NRW bzw. Bund liegen. Die jüngsten, beschäftigten Mitglieder wohnen u.a. in Düsseldorf, Köln, Bonn oder Münster.

Arbeitsbedingungen

Auch könnten die Arbeitsbedingungen Einfluss auf die krankheitsbedingten Fehlzeiten der Beschäftigten haben. Wenn diese z.B. eher körperlich ausgerichtet sind oder dort eher einfache Tätigkeiten vorhanden sind. Für diese Merkmale der Tätigkeiten zeigt sich regelmäßig in den BKK Auswertungen, dass diese mit höheren Kennwerten einhergehen. Arbeitsverdichtung oder schnellere Anforderungsveränderungen (z.B. Digitalisierung) könnten auch eine Rolle spielen, sind aber nicht unbedingt „ruhrgebietsspezifisch“. Ggf. spielen auch Umweltfaktoren eine Rolle. Das heißt wie gesund generell das soziale Umfeld ist, wo man sich erholen kann und wie man medizinisch versorgt wird.

(Der BKK-Landesverband NORDWEST hat die Daten der Arbeitsunfähigkeitsstatistik 2022 des BKK Dachverbandes für die bundesweit rd. 4 Mio. BKK Beschäftigten unter die Lupe genommen, davon entfallen rd. 1 Mio. BKK Beschäftigte auf NRW.)

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