Wie heute Morgen bekannt wurde, wird in der Region Kleinmachnow in Brandenburg nach einer freilaufenden Raubkatze gesucht. Vermutet wird, dass es sich um einen Löwen handelt, der nach aktuellem Informationsstand weder von einem Zoo noch von einem Zirkus vermisst wird. Die jetzige Situation legt die Befürchtung nahe, dass das Tier aus einer nicht artgerechten, privaten Haltung stammt. Die Zucht von Großkatzen in Gefangenschaft und der illegale Handel mit ihnen und anderen Wildtieren sind in ganz Europa ein wachsendes Phänomen. Fehlende Rechtsvorschriften machen es privaten Züchter:innen leicht, mit dem Leid exotischer Wildtiere Geld zu verdienen.

„Die Züchtung von Großkatzen für den Schwarzmarkt und deren private Haltung sind in der gesamten EU ein wachsendes und sehr ernstes Problem“, sagt Loïs Lelanchon, Leiter der Wildtierrettung des IFAW (International Fund for Animal Welfare). „Wir sehen, dass in verschiedenen europäischen Ländern regelmäßig Großkatzenjunge und andere Wildtiere beschlagnahmt werden.“

Diese Entwicklung wird durch die sozialen Medien noch einmal angeheizt. „Für viele Menschen sind Katzen jeder Größe attraktiv und anziehend, exotische Katzen werden als Zeichen von Reichtum oder Status missbraucht“, erklärt Lelanchon. „Aber egal, ob klein oder groß, sie sind keine Haustiere und können gefährlich und unkontrollierbar werden.“ Dennoch werden sie in großer Zahl von Land zu Land gehandelt, in der Regel, nachdem sie in Gefangenschaft gezüchtet wurden, anstatt frei in der Wildnis aufzuwachsen. 

Die Erfahrung zeigt, dass viele Tiere abgegeben oder sogar ausgesetzt werden, wenn die Haltung der Tiere den Privatpersonen zu teuer oder zu kompliziert wird. Die meisten in Gefangenschaft gezüchteten Raubkatzen können nicht in die freie Wildbahn entlassen werden und der Platz in geeigneten Aufnahmestationen ist begrenzt.

„Der wachsende Trend im Handel mit exotischen Wildtieren kann nur seitens der Politik mittels entsprechender gesetzlicher Vorschriften gestoppt werden“, sagt Lelanchon. „Deren Durchsetzung muss für uns als Gesellschaft eine hohe Priorität haben, wenn wir Tierleid und Gefahren für Menschen verhindern wollen.“

Der IFAW und andere Organisationen belegen in einem Bericht, dass die bestehenden Rechtsvorschriften nicht ausreichen, um die biologische Vielfalt weltweit zu schützen und den illegalen Handel mit Wildtieren zu bekämpfen. Sie fordern weitere internationale Handelsbeschränkungen sowie strengere und harmonisierte nationale Rechtsvorschriften.

Hintergrundinformationen

Die Europäische Union (EU) ist nach wie vor einer der größten Importeure von Wildtieren, die für den Handel mit exotischen Haustieren bestimmt sind. Nur ein sehr kleiner Teil der gehandelten Arten fällt tatsächlich unter internationale und/oder EU-Vorschriften. Viele Arten, die noch in der EU gehandelt werden dürfen, sind in Nicht-EU-Ländern durch nationale Rechtsvorschriften geschützt, wurden aber dennoch in freier Wildbahn gefangen und unter Verstoß gegen das nationale Recht des Herkunftslandes exportiert. (Bericht: Stolen Wildlife IV, 2022)

Die EU ist nach wie vor eine der wichtigsten Drehscheiben, Transit- und Zielort für illegal beschaffte Wildtiere, die für den Handel mit exotischen Haustieren bestimmt sind, und in der EU ansässige Personen gehören zu den wichtigsten Schmugglern, Händlern und Kunden für solche Arten. (EUROPOL, Environmental Crime in the Age of Climate Change – Threat assessment 2022)

 

Über IFAW – Internationaler Tierschutz-Fonds gGmbH

Der IFAW (International Fund for Animal Welfare) ist eine weltweit tätige gemeinnützige Organisation für die bessere Koexistenz von Tieren und Menschen. Wir sind in mehr als 40 Ländern der Welt und auf den Meeren im Einsatz. Wir retten und pflegen Tiere, wildern sie wieder aus und bewahren und schützen ihre natürlichen Lebensräume. Die Probleme, denen wir uns stellen, sind drängend und komplex. Um sie zu lösen, brauchen wir mutiges Handeln und kluges Denken. Wir arbeiten mit Gemeinden, Regierungen, anderen NGOs und Unternehmen zusammen. Gemeinsam finden wir neue und innovative Wege, damit sich alle Arten in ihrem Lebensraum entwickeln können. So geht’s: ifaw.org

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