Mehr Abwasser aus der Industrie
Vor allem wegen großer Industrie-Ansiedlungen im Dresdner Norden sind die Abwassermengen in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen. 2018 leitete die Industrie noch knapp sieben Millionen Kubikmeter Abwasser ein. „Im vergangenen Jahr waren es bereits 10,2 Millionen Kubikmeter, das entspricht einem Fünftel des Dresdner Abwassers, das wir in Kaditz behandeln“, erklärt Ralf Strothteicher, Technischer Geschäftsführer der SEDD.
Und die Halbleiter-Industrie wächst weiter. Allein die Werke von Globalfoundries, Infineon, Bosch und X-Fab leiten schon jetzt 93 Prozent der Dresdner Industrie-Abwässer ein. Zum Vergleich: Die Abwassermenge aus der Chipindustrie entspricht dem von 250.000 Einwohnern. Seit diesem Jahr baut Infineon mit seinen bisher rund 3.200 Beschäftigten noch seinen Dresdner Standort an der Königsbrücker Straße kräftig aus. An der Südostecke entsteht bis 2026 ein Neubau für rund 1.000 zusätzliche Jobs.
Der große Nord-Anschluss: Leistungsfähiger dritter Hauptkanal kommt
„Damit wäre das vorhandene Kanalnetz überlastet“, erläutert Strothteicher. Deshalb baut die Stadtentwässerung den rund zehn Kilometer langen Industriesammler Nord. Mit dem rund 70 Millionen Euro teuren Großprojekt sollen das rechtselbische Kanalnetz entlastet und die Möglichkeiten für die weitere industrielle Entwicklung geschaffen werden.
Künftig wird das Abwasser direkt von den Gewerbegebieten zur Kläranlage geleitet. „Damit entsteht neben dem Altstädter und Neustädter ein dritter großer Abfangkanal in Dresden“. Bisher fließen diese Abwässer zum Neustädter Abfangkanal und dann zum Kaditzer Klärwerk. Der neue Kanal soll im Gewerbegebiet von Infineon an der Königsbrücker Straße beginnen, dann über den Heller bis zum A 4-Anschluss Wilder Mann führen. In dem Bereich ist der Anschluss aus dem Gewerbegebieten Wilschdorf mit Gobalfoundries geplant. Der neue Industriesammler soll dann weiter entlang der Autobahn bis zum Klärwerk Kaditz verlaufen.
Der Baustart: Erster Abschnitt bis zum Kaditzer Riegelplatz
Jetzt beginnt der Bau am neuen Industriekanal. Der erste, zwei Kilometer lange Abschnitt führt vom Klärwerk durch die Flutrinne bis zum Kaditzer Riegelplatz unweit des Autobahnanschlusses Dresden-Neustadt. Der Bau in diesem Bereich wird bis Anfang 2026 dauern. Die Arbeiten in den weiteren Abschnitten zwischen dem Riegelplatz und dem Infineon-Standort an der Königsbrücker Straße beginnen im Frühjahr 2024 und werden weitgehend parallel verlaufen.
Die Bauweise: Hydraulikpressen drücken Rohre durch die Erde
Der Industriesammler wird jeweils zur Hälfte in offener und geschlossener Bauweise hergestellt. Im geschlossenen Verfahren werden die bis zu 1,6 Meter starken und zwei Meter langen Stahlbetonröhren mit Hydraulikpressen durch die Erde gedrückt. Die Bauabschnitte in dieser geschlossenen Bauweise sind zwischen 300 und 700 Meter lang. Sichtbar sind nur die bis zu 14 Meter tiefen Start- und Zielgruben für den Rohrvortrieb. Die tonnenschweren Rohrteile werden per Kran in die Startgruben gehoben, wo dann die Hydraulikpressen zum Zuge kommen. Mit 2,5 Kilometern ist der Abschnitt in der Dresdner Heide zwischen Radeburger und Königsbrücker Straße die längste Strecke mit unterirdischem Rohrvortrieb.
Nur an der Neuländer Straße, am anschließenden Diebweg hinter dem ehemaligen Standort des Druck- und Verlagshauses am Heller und im Bereich von Infineon an der Königsbrücker Straße, wo eine 80 Zentimeter starke Röhre geplant ist, muss der Untergrund beim Kanalbau aufgebaggert werden. „Spätestens 2027 wollen wir unseren neuen Industriesammler fertigstellen“, sagt Strothteicher.
Dresdner Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen freut sich über die dynamische Stadtentwicklung und stabile Gebühren
Eva Jähnigen, Beigeordnete für Umwelt und Klima, Recht und Ordnung, weist auf einen weiteren Aspekt hin. „Ich freue mich über die positive Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Dresden. Der hohe Anteil von industriellem Abwasser an der Gesamtmenge hat den Vorteil, dass die Abwassergebühren für die Allgemeinheit stabil gehalten werden können. Dieser Effekt kommt direkt den Dresdnerinnen und Dresdnern zugute.“
Technische Daten:
- Kosten insgesamt: 70 Mio. Euro
- Bauzeit 2023 bis 2027
- Gesamtlänge: 10,1 km
- davon 5.150 m im Rohrvortrieb
- Dimensionen: DN 600 bis DN 1.600
- 16 Sonderbauwerke und 36 Schächte
- Tiefenlage bis max. 14,6 m unter Gelände
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